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Pädagogik Lernperlen zu verschenken

Ein Markt der besonderen Art fand in der Lerchenfeldschule statt. Dort gab es nicht etwa etwas Materielles zu kaufen...

Von Emily Engels 30.05.2016, 17:34

Schönebeck l Eier, Gemüse, frische Blumen - auf dem Markt in der Sekundarschule am Lerchenfeld gab es etwas viel wertvolleres zu holen. Etwas, das man überhaupt nicht kaufen kann, das die Persönlichkeitsentwicklung fördert und Lernerfolge verbessern soll.

Darum geht es in Rüdiger Iwans Konzept, das Schülern beibringen soll, ihre eigenen Stärken zu finden, über sich selbst und ihren Umgang mit anderen nachzudenken und zu kommunizieren.

„Es geht bei dem Konzept um Persönlichkeitsbildung.“ Rüdiger Iwan, Autor und Pädagoge

Anhand von „Perlen“ dokumentieren die Schüler nicht nur ihre Lernziele, sondern auch ihre Erfolge. „Es geht bei dem Konzept unter anderem um Persönlichkeitsbildung“, erklärt Iwan. Und darum, Potenziale zu entdecken, statt an Defiziten hängen zu bleiben. Ein wichtiger Teil sei auch das Feedback, das die Schüler während und nach ihrer Dokumentation bekommen.

Perlen haben für Rüdiger Iwan zwei Bedeutungen. „Sie stehen zum einen für persönliche Lernerfahrung, aber natürlich auch für einen Schatz“, so der kreative Pädagoge.

Für die Sechstklässler ist heute ein spannender Tag. Seit Oktober haben sie immer wieder an ihren Perlen gearbeitet. Heute dürfen sie ihre Lernperlen endlich vorstellen und mit Eltern und Verwandten anderer Schüler ihre Lernerfahrungen und - ziele teilen.

„Ich bin total begeistert, wie die Schüler sich den komplexen Aufgaben gestellt haben und damit umgegangen sind, meint Klassenlehrerin Kerstin Krause. Erfreulich findet sie auch die Bereitschaft der Schüler, offen über die Erfahrungen zu sprechen - keine Selbstverständlichkeit, findet sie. „Ich habe meine Schüler durch das Projekt selbst besser kennengelernt“, sagt sie.

Nach etwa zehn bis 15 Minuten löst Iwan einen Gong aus - die Besucher wechseln den Tisch und setzen sich zu einem anderen Schüler der Lerchenfeldschule.

Die Ziele der Schüler sind genauso vielfältig, wie ihre Lernperlen und Persönlichkeiten. Während sich Cindy Hoffmann (14) aus Schönebeck vor allem darauf konzentriert, ab jetzt häufiger auf Menschen zuzugehen und Probleme schneller anzusprechen, hat Charlotte Eichner (12) andere Ziele. Die Lerchenfeld-Schülerin liebt Kunst und auch das Fach Sport macht ihr Spaß. Für den Unterricht allgemein hat sie sich vorgenommen, mit mehr Disziplin bei der Sache zu sein. „Ich will nicht so häufig dazwischenquatschen“, so die Schülerin.

Auch dem 13-jährigen Lukas Binnenbrösel sagt Sport zu. Besonders Schwimmen liebt der Schönebecker. Überhaupt mag er es, anzupacken. „Technik, Gartenarbeit und Handarbeit gefallen mir“, so der Schüler.

Nach Schönebeck gekommen ist Rüdiger Iwan über Petra Hübner vom Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung (Lisa). „Ich suche immer nach Innovationen für den Unterricht“, meint sie. Von Iwans Konzept sei sie überzeugt - vor allem wegen der nachhaltigen Anlegung.

Denn nach dem Projekt wird es noch weitergehen für Schüler und Lehrer. „Wir wollen Lehrern an Schulen ein praktisches Handwerkszeug vermitteln, das sie auch im weiteren Unterricht anwenden können“, erklärt sie die Technik, die sie auch als Fortbildung „on the job“ (während der Arbeit) bezeichnet. Ihr sei es wichtig, die Lehrkräfte auch nach der Veranstaltung weiterzubilden. „Durch die ‚Markttage‘ haben Lehrer und Eltern eine ganz andere Beziehungskultur zu den Schülern aufgebaut“, meint Hübner.

„Motivation bestimmt eigentlich unser Leben.“ Kerstin Krause, Klassenlehrerin 6b

Klassenlehrerin Krause ist sich ganz sicher, dass sie die gelernten Techniken weiterführen wird. „Motivation bestimmt eigentlich unser Leben“, fasst sie die Quintessenz des Projektes für sich zusammen. Am Anfang des Projektes nahm übrigens auch sie, zusammen mit den teilnehmenden Lehrkräften, an einer Weiterbildung teil. Das Wichtigste, das sie dort gelernt hat? „Ganz klar, ehrlich zu sich selbst zu sein“, so die Klassenlehrerin.

Iwan zeigt sich als Konzeptentwickler ebenfalls von den Lerchenfeld-Schülern begeistert. „Alle haben Leistung gezeigt und waren wirklich motiviert“, so der Pädagoge.