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Wegerecht Mauer drängt Camper ab

Eine schwierige Situation hat sich für 30 Dauercamper am Langen See bei Pretzien ergeben.

Von Ulrich Meinhard 04.10.2016, 01:01

Pretzien l Alles war gut. Über viele Jahre. Die Mitglieder des Vereins Camping und Naturfreunde Magdeburg Felsensee kommen seit 1990 über das Grundstück eines Restaurants zu ihren Stellplätzen am Langen See. Sie haben Wegerecht. Das ist beim Liegenschaftsamt Schönebeck entsprechend dokumentiert. Doch nun gibt es einen neuen Eigentümer von Restaurant und Grundstück „Am Tiefensee“. Der hat das Gelände eingezäunt und teilweise ummauert.

Dort, wo die Camper bisher entlangfuhren, ist ihnen der Weg nun versperrt. Dafür hat ihnen der neue Eigentümer am Rande des von ihm erworbenen Grundbesitzes eine Zufahrt gelassen. Doch die müsste hergerichtet werden, ist von Steinen durchsetzt, die einst zu Parkflächen gehörten. Die Autos der Camper sind schon mehrfach aufgesetzt. „Wir empfinden diese Zuwegung als nicht hinnehmbar“, beschreibt Vereinsvorsitzende Margret Sahr die Situation. Die finanziellen Mittel, die Zuwegung zu ebnen, haben die Campingfreunde aber nicht, sagt sie. Margret Sahr vertritt 68 Vereinsmitglieder. „Auch Notfallfahrzeuge wie die Feuerwehr müssen ja zu uns durchkommen können im Fall des Falles“, führt sie weiter aus.

Mit dem Geschäftsführer der Naherholungsförderungsgesellschaft Elbaue GmbH, Hans Weber, wollte sie sich frühzeitig zusammen setzen, um nach einer Lösung zu suchen. Doch mit Weber einen Termin zu bekommen, hätte Monate gedauert, ärgert sich Margret Sahr. Dann endlich, am 17. Mai, sei es soweit gewesen. „Seither hat sich aber überhaupt nichts bewegt“, moniert sie. Deshalb habe der Verein in diesem Jahr nur die Hälfte der Pacht an die Elbaue GmbH bezahlt, aus Protest und in der Hoffnung, dass der Verpächter in die Puschen kommt. „Meine Leute sitzen mir im Nacken“, beschreibt Margret Sahr ihre Lage. Sie befürchtet, dass einige der Dauercamper ihre Flächen kündigen. Dann würde die Pacht für die verbleibenden Camper natürlich steigen.

Letztlich müsse doch nur das Wegerecht umgeschrieben werden, meint die Zerbsterin und spricht von einem Notartermin, der am 17. Mai angesprochen worden sei. Danach, so habe es geheißen, sollten die Arbeiten zeitnah beginnen. Geklärt werden müsste aber noch, wer die Herrichtung der Zuwegung bezahlt.

Hans Weber von der Elbaue GmbH sieht sich jedenfalls nicht in der Pflicht. Er mutmaßt, dass der neue Eigentümer beim Kauf des Grundstücks offenbar nicht umfänglich über den Stand der Dinge unterrichtet worden ist, wie etwa dem Wegerecht. „Er hat die Mauer gebaut und die Stadt hat meines Wissens den Rückbau verlangt.“ Das sei ärgerlich für den Verein, fasst Weber knapp zusammen. Der Termin mit Margret Sahr habe deswegen so lange gedauert, weil er, Weber, im Krankenstand gewesen sei, entschuldigt er sich.

Der neue Eigentümer des Restaurants am Tiefensee ist ein Mann aus Ranies. Er will, sagt er gegenüber der Volksstimme, seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. „Ich werde keine Aussagen treffen, bevor wir uns nicht mit der Stadt geeinigt haben“, meint der hier also Namenlose. Am Zuge sei jedoch die Stadtverwaltung.

Deren Sprecher Hans-Peter Wannewitz erklärt auf Anfrage der Volksstimme und nach Rücksprache mit dem Liegenschaftsamt: „Es handelt sich um eine Grundstücksangelegenheit, die als nicht öffentlich zu betrachten ist.“ Aber so viel könne zumindest gesagt werden: Von beiden Parteien, dem neuen Eigentümer und der Stadt, werde eine einvernehmliche Lösung angestrebt. Dazu seien „bestimmte Voraussetzungen“ im Zusammenhang mit der Herrichtung des neuen Weges zu erfüllen. „Die Gespräche dazu laufen und sind noch nicht abgeschlossen“, so der Stadtsprecher.