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Goldene Hochzeit Am Silvestertag Ja gesagt

Siegfried und Christa Kliematz aus Schönebeck feiern goldene Hochzeit. Am Silvestertag haben sie sich kennengelernt.

Von Heike Liensdorf 01.01.2017, 09:00

Schönebeck l Mit Silvester verbinden alle den Jahreswechsel. Und Siegfried und Christa Kliematz auch ihre Hochzeit. Seit nunmehr 50 Jahren sind die beiden verheiratet und feiern ihr goldenes Eheglück heute Abend mit ihren Lieben in Gommern.

Silvester als Tag der Eheschließeung - das ist schon etwas ungewöhnlich. „Das hatte seinen Grund“, sagt Siegfried Kliematz und erzählt: 1965 muss er zur Armee. Wer kein Kind hat und nicht verheiratet ist, habe Weihnachten und Silvester Dienst schieben müssen. Ausnahme: die eigene Hochzeit. Und da die beiden eh ihre Fernbeziehung, die sie bis dato führen, beenden und mit allem Drum und Dran zusammenziehen wollen - warum nicht am Silvestertag heiraten? Also haben sie Ja gesagt - am 31. Dezember 1966 um 10 Uhr in Löbau (Oberlausitz). In engstem Familienkreis wird zu Mittag gegessen, dann fahren sie mit ihren besten Freunden ins Zittauer Gebirge, nach Oybin.

Und nicht nur die Geschichte zur Hochzeit ist erzählenswert, auch die des Kennenlernens: 1962. Siegfried Kliematz hat in Cunewalde (Bautzen-Löbau) einen Ferienplatz vom Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB), ebenso sein Freund. Im Jahr darauf reisen sie wieder in die Region, dieses Mal mit dem Motorrad und zum Zelten. Da lernen die beiden Jungs zwei Mädels kennen - seine Christa und ihre Freundin. „Wir haben in einer Weberei gearbeitet. Da wir die ganze Woche über in der stickigen Halle waren, sind wir jeden Sonntag spazieren gegangen. Und haben da die beiden Herren kennengelernt“, erzählt sie und schaut schmunzelnd zu ihrem Siegfried.

Der damals 22-Jährige und die 19-Jährige gehen sich nicht mehr aus dem Sinn. Die Urlaube finden immer in der Oberlausitz statt. Und zu Festen, ob dort oder hier, besuchen sie sich regelmäßig besucht. 320 Kilometer liegen zwischen der jungen Liebe. Und sie schreiben sich. „Sieben Briefe die Woche“, sagt Siegfried Kliematz. Dann kommt für ihn die Armeezeit und damit besagter Silvestertag 1966. Am 3. Januar 1967 sitzen sie zusammen im Zug nach Frohse - um gemeinsam dort zu leben.

Im August des selben Jahres wird ihre Tochter Claudia geboren. Nach der Elternzeit arbeitet Christa Kliematz in mehreren Fleischereien, erst bei Adler in der Bahnhofstraße (Fleischermeister-Haus Lohse) und Jermann, nach der Wende bis zur Rente bei Dänicke.

Siegfried Kliematz hat in der Buch- und Kunstdruckerei Schlüter den Beruf des Buchdruckers gelernt, muss ihn aber aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Er hat Probleme mit den Augen. Als Produktionsarbeiter fängt er im Kraftfuttermischwerk (KFM) Magdeburg-Frohse an. Von 1972 bis 1977 studiert er in Leipzig Ingenieur-Ökonom, vorher hat er bereits eine pädagogische Ausbildung absolviert. Sein Wunsch: Lehrlinge ausbilden zu können. Beim KFM baut er die Materialwirtschaft auf, ist für die allgemeine Verwaltung mit zuständig. 1987 wechselt er in die Wohnungswirtschaft des Heizkesselwerkes, macht 1992 bis 1995 seinen Diplom-Betriebswirt, speziell Marketing. Dann baut das Heizkesselwerk extrem viel Personal ab. Auch er geht. Und findet bei der Schönebecker Firma CTM (Computer, Training, Management Bildungswerk) einen neuen Job. Als Trainer in der Erwachsenenbildung. „Da sind mir meine vorherigen Fernstudien zugute gekommen“, sagt Siegfried Kliematz.

Nach der Übernahme von der Europaschule Magdeburg hat er die Außenstelle Schönebeck geleitet, ab 2004 in Magdeburg unterrichtet. Hobbys? Zum einen der Kleingarten. Natürlich! „Als wir im Januar 1967 nach Schönebeck gekommen sind, haben wir uns gleich um einen Garten beworben. Damals gab es Wartelisten. Bei der Anmeldung hieß es: ,Du bist der 666.‘“, erinnert sich der heute 72-Jährige. Dann geht es doch schneller. Im November übernehmen sie eine Parzelle in „Clausthal“ Frohse. Somit steht nächstes Jahr das nächste Jubiläum an: goldenes Gartenbestehen. „Ich bin ein sesshafter Typ“, sagt er von sich. „Was ich anfange, mache ich auch weiter.“ Er ist nicht nur Kleingärtner mit Leib und Seele, sondern bringt sich auch im Vereinsleben aktiv ein, ist Fachberater und Wertermittler des Verbandes der Gartenfreunde Schönebeck und Umgebung. Ihr zweites Steckenpferd: die Feuerwehr. Er ist seit 1957 in Frohse dabei, sie tritt ein, als sie zusammenziehen. Im KFM ist er Leiter der Betriebsfeuerwehr. In Frohse ist er Mitglied der Wehrleitung, kümmert sich um den vorbeugenden Brandschutz.

Ihre heutigen Hochzeitstag werden sie so feiern wie vor 50 Jahren: mit den Freunden, die vor einem halben Jahrhundert dabei waren. Nun sind natürlich auch mit dabei Tochter Claudia sowie die beiden Enkelkinder und Partner. „Übrigens: Christas Freundin und mein Freund haben auch geheiratet. Im Mai feiern sie goldene Hochzeit in Streitfeld in der Oberlausitz“, erzählt Siegfried Kliematz.

Für die Zukunft wünschen sie sich nur eines: Gesundheit. Und verreisen. Denn wenn im Winter die Gartenarbeit ruht, gehen sie auf Kurreisen.