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Ehrung Verdienstkreuz für Georg Hamm

Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff hat drei Verdienstorden überreicht: So auch an Georg Hamm aus Calbe.

Von Klaus-Peter Voigt 27.06.2017, 23:01

Magdeburg/Calbe l Das Ritual strahlt Würde aus. Der prächtige Festsaal im Dienstsitz des Ministerpräsidenten bildet traditionell den Rahmen für solche Veranstaltungen. Georg Hamm hat an den Ort ganz persönliche Erinnerungen, die bis in die 1950er Jahre zurückreicht. Damals brachte dessen Mutter den Heranwachsenden in dieses Gebäude, das nach dem Ende des Krieges als Erich-Weinert-Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft eine neue Aufgabe bekommen hatte. In einem der Räume trainierten regelmäßig die jüngsten Schachspieler aus der Elbestadt. Dort sollte die sportliche Laufbahn des Jungen beginnen.

Nach mehr als 60 Jahren gab es nun an gleicher Stelle die Würdigung für sein langjähriges Engagement unter anderem im Deutschen Schachbund und im Schachverein seiner Heimatstadt Calbe. „Demokratie lebt davon, dass Menschen neben ihrem Beruf Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen“, sagte Ministerpräsidenten Reiner Haseloff. Bei Georg Hamm sei das eindeutig der Fall. Er habe in seinem Beruf bis zum Ruhestand im Landesamt für Arbeitsschutz und dem damit verbundenen wissenschaftlichen Wirken in seinem Spezialgebiet Toxikologie „Herausragendes geleistet“. Daneben erwarb es sich Verdienste in der Kommunalpolitik und im Schachsport.

Der 74-jährige Diplom-Chemiker wirkt bis heute ehrenamtlich, kann von seinem zeitaufwändigen Hobby nicht lassen, will andere dafür begeistern. Da liegt ihm der Verein Kinderschach in Deutschland besonders am Herzen. Der erfülle eine „bildungspolitische Aufgabe“ versichert der Saalestädter. Wenn sich Mädchen und Jungen mit den richtigen Zügen für Bauern, Läufern, Türmen oder Springern beschäftigen, dann schärfe das das Denken. In der Schule schaffen es Schachspieler durchaus, bessere Leistungen als ihre Mitschüler zu erreichen.

„Der beste Spieler war ich nie, meine wirkliche Stärke lag immer auf organisatorischem Gebiet, ich wollte immer die Fäden in der Hand halten“, räumt Georg Hamm ein und stellt mit diesen Worten sein Licht doch ein wenig unter den Scheffel. Bei Studentenmeisterschaften brachte er es zum zweiten Platz, war fünfter in der DDR-Meisterschaft und gehörte lange Zeit der DDR-Liga-Mannschaft als aktiver Schachspieler an und nahm mit ihr an Wettkämpfen im In- und Ausland teil, reiste zu Europa- und Weltmeisterschaften im Seniorenschach. Seine Heimatstadt sieht der Umtriebige als eine sportliche Kommune an, schließlich sei jeder sechste Einwohner Mitglied in der Turn- und Sportgemeinschaft Calbe. Dieser ist mit rund 1500 Mitglieder die größte Sportgemeinschaft im Salzlandkreis. Dass die 28 Schachspieler im Verein durchaus eine „kleine Hausnummer“ im Land sind, liegt nicht zuletzt am Einsatz des frischgebackenen Verdienstkreuzträgers. Einmal in der Woche unterstützt der als Trainer seine Sportfreunde. Für ihn zählt das „Kollektiv“, das Gemeinsame ziehen an einem Strang. Ab und nimmt er noch aktiv an Wettkämpfen teil, saß im vergangenen Jahr beispielsweise in der Mannschaft von Sachsen-Anhalt bei den Deutschen Meisterschaften am ersten Brett.

Beim Schachspiel geht es auch um Gedächtnistraining und viel Erfahrungen. Georg Hamm spielt täglich seine Partie, oft gegen den Computer. Der ist zudem wichtig, wenn Meisterschaften per Internet übertragen werden. Da zieht er sich gern zurück. „Manchmal schaue ich sogar am Smartphone zu“, erzählt der Calbenser mit einem gewinnenden Lachen und spricht zudem dankbar von seiner Frau Brigitte. Die habe seinen „Spleen“ stets akzeptiert und begleitet ihn immer wieder bei Reisen zu Wettkämpfen. Dieses Interesse am Partner schmiedete die Ehe nicht unwesentlich zusammen.

In der Saalestadt hat Schorsch, wie ihn Freunde nennen, vieles mitbewegt, das nicht mit Sport zu tun hat. Man kennt den rastlosen Mann, weiß dieses Engagement zu schätzen. Seit 1990 im Stadtrat, inzwischen dessen Ehrenvorsitzender, und fast genauso lange Kreistagsabgeordneter, gilt sein Einsatz der Kommunalpolitik. Ruhestand scheint für Hamm ein Fremdwort zu sein.