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Abschlusskonzert James Bond zwischen Strohballen

Zum Abschluss der Musikreihe "Klänge im Raum" gab es ein Scheunenkonzert in Hohenerxleben.

Von Renate Bojanowski 14.06.2017, 03:00

Hohenerxleben l Das Musikfestival „Klänge im Raum“ ist eine feste Größe im alljährlichen Kulturkalender des Salzlandkreises und zieht jedes Jahr zusätzlich Besucher aus der Landeshauptstadt Magdeburg, dem Umland, selbst aus ferneren Regionen an.

Dabei erfährt das Abschlusskonzert mit der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie unter der Leitung ihres Chefdirigenten Gerard Oskamp stets besondere Aufmerksamkeit. Dies findet seit Jahren in der nahe gelegenen Scheune des Hohenerxlebener Schlosses statt. Schön, dass auch die neuen Scheunenbesitzer, Familie Glowienka, aus Unseburg die Tradition fortsetzen und ihr Depot gemeinsam mit dem ortsansässigen Heimatverein und vielen fleißigen Helfern aus dem Schloss wieder liebevoll in einen besonderen Konzertsaal verwandelten.

In diesem Jahr ließ sich das „Scheunenpublikum“ auf einen Streifzug durch die Filmgeschichte ein und sog das Flair von Hollywood zwischen duftenden Strohballen, einem Meer aus wunderbar arrangierten Frühsommerblumen und zwitschernden Vögeln ein. Unter dem Motto „Salute to the Cinema“ sang das Orchester voll und rund „I’m singing in the Rain“. Gerard Oskamp schwebte mit seinem Ensemble „Over the Rainbow“ nach „Casablanca“ und jagte im Anschluss mit James Bond durch das altehrwürdige Gemäuer. Das Publikum amüsierte sich während der herrlichen Doppelkonferenz mit Christiane Friebe und Hubertus von Krosigk vom Ensemble Theatrum Schloss Hohenerxleben über einen eigenwilligen Klavierverkäufer und seinen „unwissenden“ Kunden.

Das Orchester weckte Erinnerungen an die legendären Filmmelodien von Henri Mancini. Wenn die Samtpfoten des rosaroten Panthers eher huschten als schlichen, der Scheunenbesucher erwischte ihn in Gedanken. Die beiden Herren im Musikgeschäft irrten indes um ihre eigenen Missverständnisse. Kauft etwa ein gewisser Herr Roland das Klavier? Wo ist die Gebrauchsanweisung? Soll endlich jemand kommen, der das Klavier beherrscht, flehte der Verkäufer und holte sich Hilfe aus der Kammerphilharmonie.

Ein Musiker, den der Verkäufer vermutlich gut kannte (er nannte ihn beim Vornamen), entlockte dem Instrument zauberhaft weiche Klänge und musizierte so schön mit dem Orchester, dass man die Scheune nach dem Titelhelden des Streifens „Forrest Gump“ in seinem hellen Anzug und der Pralinenschachtel auf dem Schoß absuchen wollte.

Nach der Pause erhob sich ein himmlisches Trompetensolo aus dem vollen Orchestergrund. Der kundige Film-Fan erkannte die Titelmusik des Mafia-Epos „Der Pate“. Von Sizilien ging es nach New York, erwies die Kammerphilharmonie dem König der Löwen ihre Aufwartung und fühlte sich „pretty“ mit Friederike von Krosigk an den Konzertkastagnetten.

Apropos Friederike von Krosigk: sie würzte nicht nur den berühmten Titel aus der „West Side Story“, sondern begleitete die Zuschauer charmant und Gala reif durch den Abend. Bevor die „Piraten der Karibik“ die Scheune durchpflügten, schossen Indiana Jones und Star-Wars-Darth-Vader (mit ganz wachen Blechbläsern und Schlagzeugen) durch die Scheune. Kurzzeitig verwandelte sich der Schober in eine Post, die beiden wunderlichen Herren aus dem Musikgeschäft widmeten sich nun den Verfänglichkeiten um die Briefmarke. Das Publikum unterhielt sich prächtig mit Judith Kruder und Hubertus von Krosigk (beide vom Ensemble Theatrum).

Rasant ritten die Western-Pferde aus „Bonanza“ als Zugabe des besonderen Konzertes durch die Scheune, die Kastagnetten-Hufe klapperten im eiligen Rhythmus; das Scheunenpublikum geriet aus dem Häuschen. Der Can-Can aus „Orpheus in der Unterwelt“ beendete einen einzigartigen Filmmusik-Abend.