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An der Froschvilla Brücke soll neu aufgebaut werden

Die Colphuser Brücke an der „Froschvilla“ in Barby muss abgerissen und neu aufgebaut werden. Kosten: rund 400.000 Euro.

Von Thomas Linßner 29.06.2016, 16:04

Barby l Stefan Mortag schüttelt den Kopf: „Da kann man ja mit der Hand rein fassen“, sagt der diplomierte Bauwerksprüfer, als er die Widerlager der Colphuser Brücke untersucht. Im Auftrag der Stadt erstellt er ein Drittgutachten über den Zustand des Verkehrsbauwerkes in der Barbyer Bahnhofstraße.

„Das Landesverwaltungsamt fordert eine dritte, unabhängige Meinung von uns, nachdem die ersten beiden Gutachten stark voneinander abwichen“, erklärt Joachim Stübner, der die Abarbeitung der Hochwasserschäden in der Einheitsgemeinde koordiniert. Während der erste Gutachter meinte, die Colphuser Brücke sei noch zu reparieren, kam das Zweitgutachten zu einem ganz anderen Schluss: Abriss - die Reparatursumme würde in keinem Verhältnis stehen. Die Kosten von Beurteilung A zu B betragen ein Vielfaches. Kein Wunder, dass der Geldgeber, das Landesverwaltungsamt bzw. die Landesinvestitionsbank, fachliches Fundament fordert.

Apropos, Fundament. Das ist bei der 96 Jahre alten Brücke vollkommen im Eimer. „Man sieht an einem Entwässerungsrohr ziemlich frische Auswaschungen. Jedes Regenwasser spült die noch weiter aus“, präsentierte Stübner ein Lichtbild im jüngsten Stadtrat. Das Rohr verläuft direkt durch eines der beiden Beton-Widerlager. Der Baugrund bestehe aus Auenlehm, der unter Wassereinwirkung quelle und sich danach wieder setze, erklärt der Hochbaufachmann einen Prozess, der typisch für unsere Gegend ist. Die resultierenden Setzungserscheinungen auf der Straße fallen jetzt auch dem Laien auf. Erste Folge ist eine Belastungseinschränkung für Kraftfahrzeuge, die gerade in diesen Tagen aktuell ist. Normalerweise würden Linienbusse durch die Bahnhofstraße fahren, weil innerstädtisch Trinkwasserrohre verlegt werden. Jetzt müssen die Busse durch die Schulzenstraße, deren Holperpflaster zum Teil aus dem 19. Jahrhundert stammt.

Auch Gutachter Stefan Mortag unterstreicht diese Schadenthese: „Das Wasser nimmt jedes Mal ein bisschen Land mit.“ Soll heißen: Steter Tropfen höhlt den Stein. Doch so groß wie bei der Flut 2013 waren „die Tropfen“ in all den Jahrzehnten zuvor nicht.

Das Drängewasser setzte besonders dem Süden der Elbestadt wochenlang arg zu. Am Colphus standen riesige mobile Pumpen, die dem Wasser (im wahrsten Sinne des Wortes) über die Otto-Beckmann-Straße und im weiteren Sinne auch über den Wilhelmsweg halfen. Dabei war stets Bewegung im Landgrabensystem und dessen Straßendurchlässen, das die Wassermassen nicht mehr verkraftete. So entstanden Sogbewegungen, die Bauwerke wie die Colphusbrücke offensichtlich schädigten.

Erst im vergangenen Jahr wurde die zweite Colphuser Brücke im Verlauf der Bahnhofstraße saniert. Hier weitet sich der Tornitz-Barby-Glinder Landgraben zum kleinen See auf. Sie war erst Mitte der 1990er Jahre vollkommen erneuert worden und gehört dem Salzlandkreis, der Träger der darüber führenden Kreisstraße ist.

Der Barbyer spricht im Plural, wenn er die „Colphuser Brücken“ meint. Die ursprünglichen zwei Holzbauwerke (historisches Foto) wichen 1920 Betonbrücken. Sie wurden 1920 von Erwerbslosen gebaut. Ihre Namen befanden sich bis zum Abriss an einem Widerlager. Man hatte sie in den weichen Beton eingeritzt.

Das Ende vom Lied: Die Brücke soll nun für rund 400 000 Euro neu aufgebaut werden.