1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Calbe gibt‘s auch auf dem Mars

Astronomie Calbe gibt‘s auch auf dem Mars

Calbe gibt es nachweislich seit 1081 Jahren auf der Erde, auf dem Mars seit 1976.

Von Andreas Pinkert 27.02.2017, 13:47

Calbe l Unser kleinerer Nachbar im Universum ist mehrere Millionen Kilometer entfernt. Trotz der riesigen Entfernung gibt es durchaus kleine Gemeinsamkeiten mit dem Heimatplaneten. So liegen auf der Erde die Städte Eberswalde und Calbe rund 170 Kilometer auseinander. Auf dem Mars sind es rund 250 Kilometer, jedenfalls namentlich. Das ist wohl ein vernachlässigbar kleiner Unterschied. Eberswalde und Calbe auf dem roten Planeten? Das klingt nach Utopie, ist es aber nicht.

Die 1919 gegründete Internationale Astronomische Union (IAU, siehe Infokasten) erlaubt, dass kleinere Krater auf dem „roten Planeten“ nach Städten (unter 100 000 Einwohnern) benannt werden können. Größere Krater bleiben eher verdienstvollen Astronomen, Wissenschaftlern und Entdeckern vorbehalten. Seit 1976 ist nicht nur das bayrische Bamberg namentlich auf dem Mars präsent, sondern auch Calbe/Saale. Dabei handelt es sich um einen vergleichsweise flachen Krater mit einem Durchmesser von etwa 13 Kilometern, der zwischen den Kratern Sandila (indische Kleinstadt) und Revda (russische Kleinstadt am Ural) klafft.

Nach irdischen Maßstäben ist in Calbe auf dem Mars nicht sonderlich viel los, obwohl ein Marstag 39 Minuten länger dauert als ein Erdtag. Es gibt rostiges Felsgestein, Staubstürme, eine hohe Strahlungsintensität, und die Atmosphäre besteht fast ausschließlich aus Kohlenstoffdioxid. Ob es Leben auf dem Mars und damit im Krater gibt, quasi kleine Mars-Calbenser, müssen Experten künftig noch erforschen.

Doch wer hat schon zu DDR-Zeiten die zukunftsweisende Idee gehegt, die Saalestadt – wohl ganz im sozialistischen Sinne gesehen – auf dem „roten Planeten“ zu positionieren? „Das entzieht sich meiner Kenntnis“, sagt Heimatvereinsvorsitzender Uwe Klamm. Auch Stadthistoriker Dieter Steinmetz ist ratlos. Lars Lindberg Christensen erklärt in München auf Volksstimme-Nachfrage: „Dazu liegen uns keinerlei Angaben vor“. Der dänische Astrophysiker ist Presseverantwortlicher der IAU.

Im Falle von Eberswalde hingegen ist die Geschichte der Namensgebung bekannt. Ein deutscher Wissenschaftler schrieb 2009 seine Doktorarbeit darüber, wie mit gewonnenen Kameradaten die Marsoberfläche modellhaft dargestellt werden kann. Als Nebenprodukt schlug er bei der IAU den Namen seines Heimatstädtchens für einen Krater vor. Als die internationale Organisation den Vorschlag akzeptierte, legte der Wissenschaftler mit Eberswalde erfolgreich nach.

Doch wer kennt den Namensgeber für den Calbenser Krater? Vielleicht helfen weitere Städtenamen bei der Suche nach dem Ursprung: Namentlich sind ebenfalls unter anderem die deutschen Städte Dessau (1976), Bremerhaven (1979), Aachen (2000) auf dem Planeten vertreten.

Über Sinn und Unsinn der Kraterbenennungen auf dem Mars lässt sich zweifelsfrei trefflich streiten. Doch Fakt ist, dass der frisch gewählte US-Präsident Donald Trump erst kürzlich erklärte, der bemannten Marsmission wieder einen kräftigen Schwung geben zu wollen.