Ausstellung Stadtchronist mit Pinsel

Im Atrium der Schönebecker Stadtwerke sind seit dieser Woche Aquarelle, Zeichnungen und Ölbilder von Heinrich Huke zu sehen

Von Klaus-Peter Voigt 17.10.2016, 13:46

Schönebeck l Heinrich Huke ist sichtlich zufrieden. Mit der Exposition „Lebens-Linien und Augen-Blicke“ kann er bereits zum dritten Mal den tollen Raum für die Präsentation seiner Arbeiten nutzen. Ein nachträgliches Geburtstaggeschenk für einen Mann, der seit dem sechsten Lebensjahr den Stift und den Pinsel in der Hand hält, seine Umgebung mit offenen Augen regelrecht in sich aufsaugt.

Vater, Heinrich Huke senior, hatte nach dem Krieg den Mut nicht verloren. Dessen Leidenschaft für die Malerei, mit deren Hilfe neue Hoffnung geschöpft wurde, sprang auf den Sohn über. Mit ihm zog er durch die Stadt, streifte durch die Landschaft, hielt das Gesehene fest, machte dem Filius Lust, dies auch zu tun. Bei der Ausstellungseröffnung bekamen die fast 90 Gäste am Sonntag ein besonderes Dokument zu sehen. Arg zerfleddert lag „Heiners Zeichenbuch“ unscheinbar auf dem Tisch. Auf den losen Blättern erste Zeichnungen von einer Federtasche, der Kaffeekanne und einem Eisenbahnwaggon. Das Talent war schon sehr früh spürbar. Der Junior spricht immer wieder von der gründlichen Ausbildung, die er durch seinen Vater erhielt. Nicht minder wichtig nennt er die Lehrstunden bei Wilhelm Paulke in der hoch angesehenen Magdeburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule. Pflanzen, Tiere oder der menschliche Körper waren dort mehr oder weniger Mittel zum Zweck. Studien führten in der Regel zum Design, zur Anwendung im Alltag.

Huke ging nicht den geraden Weg, ergriff den Beruf des Malers, ohne sein Faible für die Kunst aufzugeben. Schließlich landete der junge Mann 1972 in der Werbeabteilung des Sprengstoffwerks Schönebeck, konnte dort seine Leidenschaft ausleben, schuf Karikaturen für die Betriebszeitung. Mit der Wende dann der Schritt in die Selbstständigkeit mit einem eigenen kleinen Werbebüro.

Die Ausstellung belegt die Vielseitigkeit eines Mannes, den Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) in seiner Laudatio während der Vernissage einen „Stadtchronisten mit Pinsel“ nannte. Die von ihm festgehaltenen Motive in Bad Salzelmen, in der Altstadt, am Elbufer und in den Elbauen belegten das deutlich. Der Künstler mache Türen in Welten auf, die in der Hektik des Alltags verborgen blieben. Er leiste so einen „kaum verzichtbaren Beitrag zur kulturellen Identität“ einer ganzen Region.

Der Blick Heinrich Hukes wechselt, er nutzt unterschiedliche Techniken, legt sich im besten Sinn des Wortes nicht fest. Da sind die fast akribischen Bilder aus der Stadt. Fast dokumentarisch entstehen Ansichten von Straßen, Schulgebäuden oder Kirchen. In der Landschaft scheinen dann eher Melancholie und die Suche nach der eindrucksvollen Stimmung die Arbeiten zu prägen. Eins haben diesen Motiven gemeinsam. Sie kommen fast alle ohne Menschen aus, nur selten „verläuft“ sich eine Figur auf die Leinwand oder den Skizzenblock. Dabei beherrscht Huke das Porträt, widmet sich dann und wann auch der Aktmalerei. Das Figürliche in der Malerei ist für ihn kein Fremdwort sondern durchaus Berufung. Ein dickes Soduko-Buch offenbart den Spaß, den der Künstler an der Karikatur hat. Zwischen den Zahlenblöcken entstanden miniaturartige kleine Szenen, witzig und humorvoll. In vorzeigbare Karikaturen umgesetzt, geben sie sich durchaus derb mit eine Spur Ironie.

Die Schönebecker Stadtwerke öffnen ihr Atrium seit 25 Jahren durchschnittlich zweimal im Jahr für Kunstausstellungen. So fördert das kommunale Unternehmen die Kultur in besonderer Weise. Eigene Kunden und die Besucher des Bürgerbüros, das dort seinen Sitz hat, erhalten das unkomplizierte Angebot, Kunst im Alltag entdecken zu können. „Wir sind froh über die Möglichkeit, in dieser opulenten Halle ausstellen zu können“, sagt Dorothea von Pock von der Gruppe „Kunst im Atrium“. Man könne das künstlerische Schaffen von Frauen und Männer aus Schönebeck und dem Umland würdigen, ihnen vor einer breiten Öffentlichkeit eine Plattform bieten.