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Bahnhof Schönebeck Alte Räder gammeln vor sich hin

Rund zehn angeschlossene, unvollständige Fahrräder stehen im Bereich des Fahrradstandes am Bahnhof Schönebeck.

Von Olaf Koch 14.10.2016, 01:01

Schönebeck l Mindestens zweimal am Tag muss Annett Rauschenbach mit dem Kopf schütteln. Die Volksstimme-Leserin fährt jeden Tag nach Magdeburg und stellt ihr Fahrrad in den umzäunten Bereich am Fahrradstand Schönebeck ab. „Dort verschandeln mindestens zehn sogenannte Fahrradleichen die Stellplätze“, so die Leserin in einem Brief an die Redaktion. Sie möchte nun wissen: Was unternimmt die Stadt Schönebeck dagegen?

Das bleibt vorerst ein Geheimnis. Denn: Eine vor genau einer Woche an das Rathaus der Stadt gestellte Nachfrage der Volksstimme blieb bislang unbeantwortet. Dass das Problem aber nicht so schwerwiegend in der Lösung sein kann, hätten die Rathausmitarbeiter auf dem kurzen Dienstweg erfahren können, wenn sie sich an die Stadt Magdeburg gewandt hätten. Dort nämlich sind die „Fahrradleichen“ hinlänglich bekannt, und gegen sie wird vehement vorgegangen.

Die Betrachtung der Stadt Magdeburg auf die Schrotthaufen ist eine amtliche und durchaus nachvollziehbare. „Rechtlich ist so ein Fahrrad, das seit ewigen Wochen dort angeschlossen steht und vielleicht noch beschädigt ist, Abfall“, erklärte auf Nachfrage der Volksstimme der Leiter des Stadtordnungsdienstes, Gerd vom Baur. Aus dieser Sichtweise heraus begeht der Besitzer des demolierten Zweirades also eine unerlaubte Abfallentsorgung. Vor diesem Hintergrund ist das Handeln der Stadt Magdeburg simpel zu erklären: Weil nicht wie bei einem Auto über das Kennzeichen der Halter ausfindig gemacht werden kann, wird das Schloss durchschnitten. Beides, Schloss und Rad, landen im Lager des Stadtordnungsdienstes. Die Verantwortlichen in Magdeburg gehen davon aus, dass es sich um ein herrenloses Rad handelt, das längst vom Besitzer aufgegeben wurde.

Wer es doch aus der Verwahrung abholen möchte, kann dies mit seinem Schloss-Fahrradschlüssel als Beweis tun. Aber: „Die wenigsten Leute machen das. Die Fahrräder werden wirklich einfach für immer irgendwo im öffentlichen Raum entsorgt“, so Gerd vom Baur.

Ziemlich rigoros gehen die Magdeburger sogar vor, wenn Fahrräder die Wege von Behinderten blockieren. An bestimmten Stellen der Landeshauptstadt werden beispielsweise Fahrräder auf der für behinderte Mitmenschen angelegten Rampen abgestellt und am Handlauf angeschlossen. Der barrierefreie Zugang beispielsweise zum Bahnhof für Rollstuhlfahrer sowie für Gehbehinderte, die den Handlauf zur sicheren Fortbewegung benötigen, ist deshalb nicht mehr uneingeschränkt gewährleistet. „Der Stadtordnungsdienst wird diese vermeidbare Behinderung der schwächsten Verkehrsteilnehmer nicht länger tolerieren und dort regelmäßig angeschlossene Fahrräder entfernen“, so Gerd vom Baur. Die in Magdeburg eingesammelten Räder werden entweder an ABM-Kräfte zur Aufarbeitung verschenkt, Flüchtlingen in Heimen zur Verfügung gestellt oder versteigert. Manches Rad bleibt aber auch schon mal im Besitz der Verwaltung – als Dienstfahrrad.

Eine Möglichkeit auch für die Stadt Schönebeck? Gern hätte Leserin Annett Rauschenbach darauf eine Antwort, wie die Verwaltung gegen die „Fahrradleichen“ vorgeht. Die Volksstimme wird die Anfrage erneut wiederholen.