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Behindertenverband Einige Wünsche sind noch offen

Die Festveranstaltung 2017 des Allgemeinen Behindertenverbandes in Sachsen-Anhalt fand in Schönebeck statt.

Von Olaf Koch 27.03.2017, 03:07

Schönebeck l Manchmal ist es nur eine Unbedachtheit. Wenn plötzlich Fußwege vollgestellt werden, wenn Autos an Bordsteinabsenkungen stehen oder zu lesende Informationen überblendet werden. Dann gerät das Leben von Menschen mit Behinderungen oftmals für einen Moment aus den Fugen. „Barrieren gibt es nicht nur baulich, sondern eben auch visuell und sprachlich“, machte der Vorsitzende des Allgemeinen Behindertenverbandes in Sachsen-Anhalt (Abisa) in seiner Festrede deutlich. Mitglieder und Gäste des Verbandes trafen sich am Sonnabend in Schönebeck zur Ehrenpreisveranstaltung 2017.

In seiner Festrede unterstrich Jürgen Hildebrand, dass der Behindertenverband in den vergangenen 25 Jahre vieles in Sachen Barrierefreiheit in Sachsen-Anhalt geschaffen habe. „Einige Wünsche sind aber noch offen“, merkte Hildebrand an. Er begrüßte die Zusammenarbeit mit den Kommunen, der Wirtschaft und den Selbsthilfegruppen im Land.

Erstmals konnten am Sonnabend zur Festveranstaltung, die auf die am 26. März 2009 zugrunde liegende Unterzeichnung der Protokolle und Vereinbarungen der UN-Konventionen und der Ratifizierung durch die Bundesrepublik in Kraft traten, zwei neue Gäste begrüßt werden: eine Abordnung der Gehörlosengemeinschaft nebst Gebärdensprachdolmetscher und Vertreter des Landesverbandes der Kehlkopfoperierten.

Hauptaugenmerk der Festveranstaltung war die Übergaben der Ehrenpreise und -urkunden. Dabei, so Vorsitzender Hildebrand, sollten Menschen gewürdigt werden, die sich ehrenamtlich und hauptamtlich für Menschen mit Behinderungen engagieren. Für barrierefreie Angebote im Fernsehen wurde der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) ausgezeichnet. Wie Laudator Marcus Graubner feststellte, reiche es manchmal nicht aus, nur auf dem Papier etwa festzuschreiben. „Man muss es auch umsetzen.“ Seiner Meinung nach sollten Medien zugänglich und barrierefrei sein. Der MDR habe vermehrt Videotext-Informationen in einfacher Sprache eingestellt und mehr Gebärdensprachdolmetscher in Sendungen eingeblendet.

Ausgezeichnet wurde weiterhin Karl-Friedrich Mantwitz. Er ist Mitbegründer und Vorsitzender des Vereines für barriereloses Umfeld in Magdeburg. Den Verein leitet er seit zehn Jahren. Der Ausgezeichnete hilft Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen und ist dabei noch völlig bescheiden. Dass er am Sonnabend mit dem Ehrenpreis des Abisa ausgezeichnet wurde, kommentierte er mit: „Für mich ist das alles ganz normal, was ich mache.“

Den dritten Ehrenpreis bekam in diesem Jahr Marcus Graubner. Der Mann aus Stendal setzt sich bereits sein halbes Leben für Menschen mit Behinderungen ein und ist selbst behindert. Graubner gilt als streitbar, mit Ecken und Kanten und ist auf Landes- und Bundesebene der Vordenker von Verordnungen und Gesetze für Behinderte. Der Stendaler ist stellvertretender Vorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbandes in Deutschland und des Abisa.

Mit Ehrenurkunden wurden Detlef Pinkernelle, Sandra Knopp, Rainer Roschkowski, Renate Fischer und Erdmute Köppe ausgezeichnet.