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Benefizkonzert Musiker spielen 1450 Euro in Kasse

Feinste Gitarrenmusik ist beim Benefizkonzert in der St.-Johannis-Kirche Bad Salzelmen geboten worden.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 14.03.2017, 00:01

Bad Salzelmen l Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Am Sonnabend fand ein Benefizkonzert in der Salzer St.-Johannis-Kirche statt. Um 20 Uhr war Beginn. Der Eintritt betrug 12,50 Euro. Zu Ende war dieser musikalische Höhepunkt um kurz nach 23 Uhr. Das hat den mehr als 100 Besuchern reichlich Sitzfleisch abverlangt.

Es hat aber auch sehr gute handgemachte Gitarrenmusik präsentiert. Das Preis-Leistungs-Verhältnis hat sich bei diesem Benefizkonzert auf jedem Fall zu Gunsten der Gäste gezeigt. Und, das darf nicht vergessen werden: Zugunsten des Kirchbauvereins. Denn dessen Mitglieder wollen den Geyerschen Familienstuhl sanieren. Kosten: 20.000 Euro. Da kommen die 1450 Euro, die das Benefizkonzert am Sonnabend eingespielt hat, gerade Recht.

„Wir sind sehr zufrieden“, sagt Michael Feldbach, Vorsitzender des Kirchbauvereins. Zufrieden waren auch die Zuhörer und offensichtlich die Musiker selbst. Denn sie wollten gar nicht mehr aufhören zu musizieren. Doch der Reihenfolge nach.

Das Benefizkonzert beginnt mit dem Auftritt von Vladimir Spiridonov. Der gebürtige Russe, der heute in Berlin lebt, ist in Schönebeck nicht unbekannt. Bereits im Mai 2016 ist er bei einem Benefizkonzert in der St.-Johannis-Kirche in Bad Salzelmen aufgetreten. Schon damals hat er das Publikum mit seinem besonderen Gitarrenspiel begeistert. Ihm gehen die Klänge leicht von der Hand. Es ist reine Instrumentalmusik. Auf Gesang verzichtet er gänzlich.

Dafür widmet er sich voll und ganz dem, was er kann und was er von Herzen liebt. Das hören die Gäste und das sehen sie. Denn Vladimir Spiridonov trägt seine Gefühle im Gesicht. Er lächelt unentwegt und schaut freundlich zu seinem Publikum, das wiederum gespannt verfolgt, was der Mann alles aus seiner Gitarre herausholen kann. Es sind Gefühle, die in den Liedern wie „Lover come back to me“ (Lieblings komm zurück zu mir) mitschwingen. Liebe, Freude, Geduld...

Dann folgt der Hauptstar des Abends. David Munyon aus Amerika. Nach seiner zweijährigen Konzertabstinenz geht er jetzt wieder auf Tournee. Zwei Monate wird er durch Deutschland reisen, den Auftakt macht er in Schönebeck mit dem Benefizkonzert. Die Bühne ist leer, alle warten gespannt auf den Musiker. Sekunden vergehen. Minuten. Dann betritt ein Mann langsam den Raum. Er hat die Ruhe weg. Gemütlichen Schrittes geht David Munyon auf die Bühne. Im selben gemütlichen Tempo legt er die Jacke ab, nimmt kurz die Mütze vom Kopf, um sie danach wieder direkt aufzusetzen.

Das Outfit mit schlumpriger Jeans, Shirt und Perlenketten um den Hals erinnert an das eines Friedensaktivisten. So leise wie er auf die Bühne gekommen ist, so ruhig beginnt er seinen Auftritt. Es sind gefühlvolle Stücke, die der 64-Jährige darbietet. Er begleitet sich mit der Gitarre, singt. Auf einem Stuhl sitzt er, vor ihm steht ein Notenständer. So wie er nach jedem Song in seinen Unterlagen blättert, wirkt es, als ob er spontan die Songs und deren Reihenfolge auswählt. Mehr als 500 Lieder hat er geschrieben, seit den 1970er Jahren ist er als Sänger und Songschreiber aktiv.

Seine Lieder sind anspruchsvoll und trotzdem für jeden Geschmack geeignet. Harte, schnelle Töne gehören nicht zu seinem Repertoire. Er ist der Mann der ruhigen Worte. Doch die kommen an. Sünde, Verdammnis, Gott, Politik - thematisch lässt der Amerikaner nichts aus. Dabei wirkt er ehrlich und zufrieden.

Und als er sagt, dass er vor zwei Wochen Jesus gesehen hat und „he is beautiful“ (das bedeutet so viel wie „er ist schön, toll“), dann ist das nicht etwa eine Floskel, die er der St.-Johannis-Kirche wegen sagt. Er glaubt das. Gern spricht man auch von der Gnade Gottes, die man spürt. David Munyon scheint sie für sich zu spüren - das zumindest verrät dieser zufriedene, dankbare Blick in seinen Augen.

Glücklich sind alle Beteiligten am Ende außerdem, als beide Künstler sogar gemeinsam auf der Bühne spielen. Zuvor haben sie nicht geprobt oder sind gar gemeinsam aufgetreten. David Munyon singt und spielt „The house of the rising sun“ (Das Haus der aufgehenden Sonne), Vladimir Spiridonov begleitet ihn.

Perfekt ergänzen sich beide einander. Spiridonov bringt etwas Verspieltes, besondere Momente. Munyon bietet den Grundstock mit seinem Gitarrenspiel und der ruhigen, sonoren Stimme... So geht es weiter. Immer wieder blättert der Amerikaner in seinem Heft und beginnt ein weiteres Lied als Zugabe. Und Spiridonov bringt gekonnt und spontan den sogenannten Fingerstyle perfekt ein.