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Brückenbau Baugrund wird tief kontrolliert

Die alte Colphuser Brücke in Barby soll neu aufgebaut werden. Jetzt findet die Bodenuntersuchung statt.

Von Thomas Linßner 22.03.2017, 15:29

Barby l Die Colphuser Brücke an der „Froschvilla“ in Barby muss abgerissen und neu aufgebaut werden. Zu diesem Schluss kamen Fachgutachter. Das fast hundert Jahre alte Bauwerk war durch die Flut 2013 stark geschädigt worden. Die Kosten: rund 400.000 Euro.

Bis gestern waren Baugrundgutachter aus Tilleda (Kyffhäuser) tätig, die Bohrkerne aus dem Untergrund zogen. Ralf Ludwig und Oliver Störmer bohrten dazu mit ihrer dieselgetriebenen Maschine bis in zehn Metern Tiefe.

Das Material aus den Bohrhülsen wird in Holzkisten zur weiteren Analyse verpackt. Während der Untergrund an dieser Stelle ziemlich schwammig ist, beginnt die tragende Kiesschicht ab einer Tiefe von fünf Metern unter der Fahrbahnoberfläche.

Bei 4,70 Meter stießen die Männer auf Holzreste, die vermutlich von den Gründungspflählen der im 19. Jahrhundert errichteten Vorgängerbrücke stammen. Dieses Bauwerk bestand aus Holz, wurde 1919 abgerissen und durch die jetzige Betonbrücke ersetzt.

Der Baugrund besteht aus Auenlehm, der unter Wassereinwirkung quillt und sich danach wieder setzt, erklärte zuvor bei einer Bauwerksuntersuchung ein Hochbaufachmann. Dieser Prozess sei typisch für unsere Gegend. Die resultierenden Setzungserscheinungen auf der Straße fallen auch dem Laien auf. Erste Folge war im vergangenen Jahr eine Belastungseinschränkung für Kraftfahrzeuge. Normalerweise würden Linienbusse durch die Bahnhofstraße fahren, was durch die marode Brücke nicht mehr möglich ist.

Ein Bauwerksgutachter bestätigte im vergangenen Sommer diese Schadenthese: Das Wasser nimmt jedes Mal ein bisschen Land mit. Soll heißen: Steter Tropfen höhlt den Stein. Doch so groß wie bei der Flut 2013 waren „die Tropfen“ in all den Jahrzehnten zuvor nicht. Das Drängewasser setzte besonders dem Süden der Elbestadt wochenlang arg zu. Am Colphus standen riesige mobile Pumpen, die dem Wasser (im wahrsten Sinne des Wortes) über die Otto-Beckmann-Straße und im weiteren Sinne auch über den Wilhelmsweg halfen. Dabei war stets Bewegung im Landgrabensystem und dessen Straßendurchlässen, das die Wassermassen nicht mehr verkraftete. So entstanden Sogbewegungen, die Bauwerke wie die Colphusbrücke offensichtlich schädigten.

Die zweite Colphuser Brücke im Verlauf der Bahnhofstraße wurde Mitte der 1990er Jahre vollkommen erneuert. Sie gehört dem Salzlandkreis, der Träger der darüber führenden Kreisstraße ist.

Der Barbyer spricht im Plural, wenn er die „Colphuser Brücken“ meint. Die ursprünglichen zwei Holzbauwerke wichen 1920 Betonbrücken. Sie wurden von Erwerbslosen gebaut, die den Beton noch per Hand mischten.