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Brunnen Bereit für den Fall der Fälle

Schönebeck bereitet sich auf den Ernstfall vor und sichert sich mit Notwasserbrunnen ab. Eine von zwölf Entnahmestellen wurde übergeben.

Von Carolin Soyke 22.12.2016, 05:51

Schönebeck l Wasser ist das wichtigste Lebensmittel. Der Mensch braucht es, wie die Luft zum Atmen. In Not- und Krisensituationen kann die öffentliche Wasserversorgung zusammenbrechen. Für diesen Fall baut die Stadt Schönebeck buchstäblich vor.

Nahe der Magdeburger Staße wurde am Dienstag einer von zwölf Notwasserbrunnen übergeben. Für den Brunnen hat die Stadt 30.000 Euro an Eigenmitteln eingesetzt. Davon entfallen 12.000 Euro auf den Brunnen, für den Ausbau des umliegenden Areals werden nochmals 18.000 Euro aufgewendet. Drei der insgesamt zwölf Brunnen sind noch nicht in Betrieb. Damit sind neun einsatzfähig.

„Im kommenden Jahr wollen wir darüber beraten, wie wir weiter vorgehen, um weitere Instandsetzungsmaßnahmen durchzuführen“, erklärt Olaf Godlofski vom Sachbereich Brand- und Zivilschutz. Zur Qualität des Brunnenwassers führt er aus: „Es hat keine Trinkwasserqualität. Dazu müsste es abgekocht und mit einer Chlortablette angereichert werden.“ Er macht aber deutlich: „Trotzdem handelt es sich um Wasser, das nicht mit Fäkalien belastet und nitratfrei ist.“ Im Brandfall könne zudem die Feuerwehr diese Saugstelle nutzen.

Wo genau sich die Brunnen befinden, wird aus Sicherheitsgründen nicht verraten. „Wir möchten, dass er bei einer Notsituation einsatzfähig ist und nicht beschädigt wird“, sagt Olaf Godlofski, dessen Aufgabe ist es, den Zustand aller Brunnen jährlich zu erheben.

Billig sind weder der Bau noch die Überprüfung der Brunnen. Denn: Um Notwasserbrunnen instand zu setzen, können keine Bundesmittel angezapft werden. Hans-Peter Wannewitz: „Der Bund finanziert Kommunen der Kategorie A zu 100 Prozent, der Kategorie B zu 80 Prozent. „Wir gehören in die Kategorie C und werden deshalb nicht berücksichtigt“, ergänzt Olaf Godlofski. Die Einordnung in die verschiedenen Kategorien richtet sich nach der Bevölkerungsdichte.

Oberbürgermeister Bert Knoblauch zieht es trotz ausbleibender Förderung vor, vorbereitet zu sein: „Wir sehen die Notwendigkeit und wollen nichts dem Zufall überlassen.“ Die Stadt Schönebeck hilft sich indes nicht nur selbst, sondern auch anderen Kommunen. „Wir sind Bestandteil des Brunnenkatasters, sodass der Bund auf unsere Brunnen zurück greifen kann“, so Hans-Peter Wannewitz.

„Wir wollen erreichen, dass die Entfernung von der Haustür bis zum Notbrunnen höchstens 1700 Meter beträgt. Alles andere wäre für den Bürger nicht zumutbar“, erklärt Hans-Peter Wannewitz. So sollen etwa die Anwohner des Einzugsbereichs Gartenstadt, Malzmühlenfeld, Wilhelm-Hellge-Straße und Straße der Jugend zukünftig den Brunnen nahe der Magdeburger Straße im Notfall schnell erreichen.

Bei der Bohrung gab es im Übrigen eine positive Überraschung: Bei der Grundwasserneubohrung musste neun Meter tief gebohrt werden, um auf Wasser zu stoßen. Das ist eine gute bis normale Tiefe. „Mit diesem Ergebnis hätten wir gar nicht gerechnet“, sagt Angelika Ebeling vom Tiefbauamt. Sie ergänzt: „Zuvor gab es in diesem Bereich zwei Brunnen, die aber nicht mehr genutzt werden können, weil sie einzustürzen drohten.“ Bei der Stilllegung werden die zwei Brunnen nach DIN-Richtlinien mit einem Mineralgemisch verfüllt.

Hintergrund: Die Trinkwasser-Notversorgung stammt aus den Zeiten des Ost-West-Konflikts und wird vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) nach dem Wassersicherstellungsgesetz umgesetzt. Die Verordnung schreibt vor, dass jedem Bürger 15 Liter am Tag zur Verfügung stehen. Bisher hat der Bund mehr als 5200 Trinkwassernotbrunnen und -quellen geschaffen, die gleichzeitig etwa 25 Prozent der Bevölkerung versorgen könnten. Es sind Anlagen, die sich überwiegend in Wohngebieten von Großstädten und Ballungsräumen befinden.

Außergewöhnliche Situationen, Anschläge auf Wasserversorger und das Wasserleitungsnetz, aber auch durch den Klimawandel beeinflusste Naturkatastrophen, großflächige Stromausfälle und Epidemien können die öffentliche Trinkwasserversorgung beeinträchtigen. Für solche Fälle gilt es vorzusorgen. Und Schönebeck setzt alles daran, vorbereitet zu sein.