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Demografie Geburtenzahl steigt - aber nicht überall

SPD-Chef Burkhard Lischka sagte jüngst, dass 2016 in Sachsen-Anhalt die höchste Geburtenrate seit 1982 verzeichnet wurde - stimmt das?

Von Thomas Linßner 30.01.2017, 00:01

Barby l In den 90er Jahren wurden reihenweise Kitas geschlossen, Schulen folgten, weil die Zahl der Geburten gegenüber der DDR-Zeit drastisch zurückgegangen war. Lischkas Aussage hieße ja, dass 2016 mehr Kinder geboren wurden, als zwischen 1983 und 1990.

Wo hat er diese Zahl her? Wie setzt er die ehemaligen DDR-Bezirke Magdeburg und Halle ins Verhältnis?

Die Nachfrage in Burkhard Lischkas Magdeburger Bundestagsbüro ergab Folgendes: Das Statistische Bundesamt hatte im Oktober 2016 eine entsprechende Meldung publiziert. Danach betrug im Jahr 2015 die Geburtenrate 1,54 Kinder pro Frau. Damit liegt der Wert knapp über dem deutschlandweiten Wert von 1,5 Kindern pro Frau.

Ein ähnlich hoher Wert wurde nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zuletzt 1982 für das Gebiet des heutigen Deutschlands mit 1,51 Kindern je Frau nachgewiesen. In Sachsen-Anhalt betrug die Geburtenrate demnach im vergangenen Jahr 1,54.

Zusammengefasst heißt das: Sachsen-Anhalt liegt über dem bundesdeutschen Durchschnitt, aber lange nicht über der Geburtenrate der späten 1980er Jahre.

„Die seit 2012 beobachtete positive Entwicklung setzte sich damit fort“, teilte die Behörde mit. Deutschlandweit fiel der Anstieg 2015 nur halb so stark aus wie im Jahr zuvor. Vor allem bei deutschen Frauen nahm die Geburtenrate 2015 nur geringfügig zu: von 1,42 auf 1,43 Kindern. Bei den Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit stieg sie dagegen deutlich von 1,86 auf 1,95 Kindern.

Und: Die Mütter in Deutschland werden bei der Geburt ihres ersten Kindes immer älter. Im Vergleich zum Jahr 2014 stieg das Durchschnittsalter von 29,6 auf 29,7 Jahre.

Demnach ist die Aussage von Burkhard Lischka falsch, jedenfalls was Sachsen-Anhalt im Vergleich zu 1982 betrifft. Denn die Angaben des Statistischen Bundesamtes bezogen sich auf die Geburtenrate 1982 in Gesamtdeutschland – also alte und neue Länder – und nicht nur auf Sachsen-Anhalt.

Ein Blick in die Geburten-Statistik spricht eine eindeutige Sprache. Nachfolgend ein paar Beispiele für das heutige Land Sachsen-Anhalt, das sich auf die damaligen Bezirke Halle und Magdeburg gründet:

• 1966 - 51 074

• 1975 - 32 206

• 1980 - 43 089

• 1985 - 40 037

• 1990 - 31 837

• 1995 - 14 568

Im Jahr 2015 waren es dann wieder 17 415 Geburten. Aber eben lange nicht so viel, wie beispielsweise am Ende der DDR.

Wie das Statistische Landesamt in Halle weiter mitteilte, hatte die Kreisfreie Stadt Halle den Rang der einwohnerreichsten Stadt Sachsen-Anhalts im November 2015 zurück erworben, nachdem die Landeshauptstadt Magdeburg diese Spitzenposition seit April 2015 für sich verbuchen durfte. Die Behörde zählte im November für die Saalestadt genau 235 Einwohner mehr als für die Elbestadt Magdeburg. Seit längerem liefern sich beide Städte ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Die Bevölkerungsentwicklung verlief in Sachsen-Anhalt unterschiedlich. Die Kreisfreien Städte Halle und Magdeburg sowie der Landkreis Harz verzeichneten seit Jahresbeginn größere Bevölkerungsgewinne infolge zunehmender Ausländerzahlen. Die Kreisfreie Stadt Dessau-Roßlau und die Landkreise Mansfeld-Südharz, Salzlandkreis, Wittenberg, Anhalt-Bitterfeld und der Altmarkkreis Salzwedel verbuchten Bevölkerungsrückgänge.

Diese Tendenz wird auch von der Einwohnerentwicklung der Einheitsgemeinde Barby gestützt. Hier wurden zum Jahreswechsel 8677 Bürger registriert. Bei Gründung 2010 waren es noch 9345. Der Ortsteil Barby hat gegenwärtig 3846 Einwohner. 1999 waren noch 5008 Bürger in der Elbestadt gemeldet.