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Denkmalschutz Details künden vom Bürgerstolz

In Calbe kann man eine ganze Reihe denkmalschützerischer Dinge entdecken - wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht.

Von Thomas Linßner 08.10.2016, 01:01

Calbe l Am abgerissenen Haus in der Breite 42/43 blieben zwei bemerkenswerte Details erhalten. Eines davon zählt zu den ältesten Türen der Stadt. Das Renaissance-Portal mit Sitznischen und lateinischer Inschrift stammt aus dem Jahre 1580. Das Säulenportal daneben ist von 1820. 1818 richtete Nicolai die erste Tuchfabrik in der Breite ein. Am 8. September 1996 brannte das Gebäude völlig aus. Den älteren Calbensern war das stattliche Haus als Wirtschaftsamt oder Sitz einer Rechtsanwaltpraxis ein Begriff.

Auch die ehemalige „Seifen- Fabrik“ in der Tuchmacherstraße/Ecke Loewestraße zählte bis zu ihrem Abriss zu den Denkmalen industrieller Entwicklung. Das typisch gründerzeitliche Gebäude wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet. Den Standort gründete man aber schon 1846. Aus dem kleinen Handwerksbetrieb wurde die leistungsfähige Seifenfabrik R. Imroth OHG Calbe. Auch nach 1945 wurde sie privat weitergeführt. Letzter Nutzer war das Cito-Werk.

Ebenso wertvoll sind die blau-weißen Emaille-Straßenschilder, die zur Jahrhundert- wende angebaut wurden. Sie wurden offenbar vor der Rechtschreibreform angebracht. (Im Juni 1901 gab es „Beratungen über die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung“, II. Orthographische Konferenz in Berlin.) Bis dahin schrieb man noch „Thor“ statt „Tor“.

Auf dem Marktplatz sind an zwei Stellen Schmuckpflasterungen im öffentlichen Bereich zu erkennen. In der Nähe des Rolands erinnert die Jahreszahl 1813 an die Völkerschlacht bei Leipzig, unweit davon verewigte sich „CK 1883“ vor seinem Hauseingang.

Verschiedene Haussteine, Details des Barock, Klassizismus oder Jugendstils machen den Reiz der Innenstadt aus, die dadurch unverwechselbar wird.

Erst vor wenigen Jahren wurde hinter dem Rathaus ein bemerkenswerter Stein gefunden, der beim Abriss eines alten Getreidemühlengebäudes zum Vorschein kam. In der Wand des Südgiebels entdeckten Bauleute einen zugemauerten Türrahmen aus Sandstein mit einem Wappenstein darüber. Er stammt aus dem Jahre 1595 und zeigt eine reiche Heraldik.

Am auffälligsten sind jedoch die beiden alten Kirchen. Die St.-Laurentii-Kirche befindet sich auf dem „Alten Friedhof“ in der Kirchgasse. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist spätromanisch. Der Innenraum wurde 1890 restauriert, in den 60er Jahren jedoch „ausgeräumt“. Er beinhaltet die einzige Apsis des alten Kreises Calbe.

Die St. Stephanikirche wurde 1494/95 unter Verwendung von Teilen einer Vorgänger-Basilika errichtet und 1500 geweiht. Besonders interessant sind die Chimären aus Sand- stein aus dem 15. Jahrhundert, die sich am Langhaus befinden. Einige Calbenser nennen sie fälschlich „Wasserspeier“.

Auf dem Marktplatz wurde im März 2000 ein Stück alter Calbenser Geschichte bewahrt: Das Haus Markt 11 stammt aus dem 16. Jahrhundert. Früher befand sich der Gasthof „Zur Sonne“ darin. Das Portal weist einen reichen Ornament- und Figurenschmuck auf, der nach Angaben des Restaurators aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt. Im späten 20. Jahrhundert wurde leider eine Attika (halb- geschossartiger Aufsatz über dem Gesims eines Baukörpers) entfernt.