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Deutschkurs Frauentreff mit Rückenwind

Rund 20 afghanische Frauen kommen regelmäßig beim Verein „Rückenwind“ in Schönebeck zusammen.

Von Kathleen Radunsky- Von Kathleen Radunsky- 03.04.2017, 01:00

Schönebeck l Munteres Stimmengewirr ertönt im Jugendclub „Piranha“ an der Bahnhofstraße in Schönebeck. Doch es sind nicht die Jugendlichen, die hier nachmittags gern ihre Zeit verbringen. Mittwochs zwischen 11 und 13 Uhr finden sich hier nämlich rund 20 Frauen ein. Sie haben alle eines gemeinsam: Sie stammen aus Afghanistan. Im „Piranha“ kommen sie zusammen, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern und die deutsche Kultur kennenzulernen. „Wir besprechen zum Beispiel die aktuellen Nachrichten“, sagt Soniya Frotan, die diese Gruppe ins Leben gerufen hat.

 

Sie selbst stammt ebenfalls aus Afghanistan, jedoch lebt sie schon eine Weile in Deutschland. Entsprechend gut sind ihre Sprachkenntnisse. Und die gibt die in Gommern lebende Frau gern weiter. Deshalb bietet sie seit rund dreieinhalb Jahren mehrere Deutschkurse an. Darunter für eine Frauengruppe bei dem Schönebecker Verein „Kaleb - Wiege“.

Und auch in dem Rückenwind-Jugendclub „Young Generation“ hat sie Deutsch gelehrt. „Da war das aber eine durchmischte Gruppe“, denkt sie zurück. Sie habe sich damals gewundert, dass mehr Männer als Frauen dieses freiwillige Angebot nutzten. In Gesprächen habe sie dann erfahren, dass sich die Frauen unwohl fühlen in der gemischten Gruppe. Sie könnten nicht alles so besprechen, wie sie gern wollten.

Das war Anlass genug für Soniya Frotan, eine reine Frauengruppe zu gründen - und seitdem kommen die afghanischen Damen regelmäßig. Für die Frauen ist das ein wichtiger Termin. „Selbst wenn ich krank bin, dann rufen sie mich an und sagen, dass ich kommen muss“, berichtet sie freudestrahlend. Selbst aus Staßfurt und Calbe kommen inzwischen einige Frauen extra in die Elbestadt gefahren.

Bei ihren Treffen steht das Lernen im Vordergrund. Doch das Gesellige soll nicht zu kurz kommen. Denn: „Wir sind es aus unserer Heimat gewohnt, ein Haus zu haben, in dem unsere Eltern, Großeltern, Kinder alle unter einem Dach leben“, erklärt Soniya Frotan. Hier in Deutschland ist das anders. Die Familien leben in kleinen Wohnungen. „Diese Umgewöhnung fällt uns schwer“, gibt die Gruppenleiterin zu.

In ihrem Kurs geht es deshalb auch darum, wie sich die Frauen am besten integrieren können. Dabei geht es um das Zusammenleben mit den Deutschen, aber auch das Kennenlernen jener, die das gleiche Schicksal haben. Dass das funktioniert, zeigt sich in der Gruppe. Die Frauen, von denen einige auch ihren kleinen Kinder mitbringen, verstehen sich gut. Freundschaften sind sogar entstanden.

Bestes Beispiel sind die 27-jährige Haidari Effat und die 29-jährige Minu Nawabi. Die Ältere von beiden lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern inzwischen seit vier Jahren in Schönebeck. Haidari Effat ist vor einem Jahr in die Elbestadt gekommen. Kennengelernt haben sie sich durch den Kurs von Soniya Frotan, heute sind sie die besten Freundinnen. Untereinander sprechen sie lieber in ihrer Landessprache - das geht naturgemäß einfacher. Doch ihre Deutschkenntnisse sind schon richtig gut.

„Ich möchte Krankenschwester werden“, erzählt beispielsweise Haidari Effat. In Afghanistan war sie Lehrerin. Doch das Arbeiten in ihrem Beruf sei für sie als Frau nicht einfach gewesen. In vier Monaten erwartet sie ihr zweites Kind. Dann möchte sie ein Praktikum und schließlich die entsprechende Ausbildung zur Krankenschwester beginnen. Mit ihrem Mann ist sie sich einig, dass sie in Schönebeck bleiben wollen. Auch Minu Nawabi hat Zukunftsideen. Sie möchte Friseurin werden.