Die Frau im Kräuselkrepp-Kleid

Eggersdorf l Als Klaus Schmielau seine Waltraud als 17-Jährige bei einem Tanz in Eggersdorf sah, wusste er gleich: „Die ist es.“ Er erzählt so lebhaft von der ersten Begegnung, dass der Zuhörer das Gefühl hat, dabei zu sein. „Sie hatte ein Kräuselkrepp-Kleid an und ihr Anblick war so schön, dass ich gleich dachte: ‚Die möchtest Du haben“, erzählt er.

Doch die junge Großmühlingerin machte es ihrem zukünftigen Mann, mit dem sie heute diamantene Hochzeit feiert, nicht ganz so einfach. „Ein paar Wochen nachdem wir uns kannten, ist sie erst mal an die Ostsee abgehauen“, sagt Klaus Schmielau mit ein wenig gespielter Empörung in der Stimme.

Waltraud Schmielau erinnert sich: „Ich habe damals beim Konsum gearbeitet, da hatte ich das Glück, einen Ferienplatz zu bekommen.“

Als die beiden wieder vereint waren, blieben sie es auch. Mit 19 Jahren heirateten die Verkäuferin und der Schwermaschinenbauer, mit 20 Jahren kam die erste Tochter, Veronika. Für die 79-jährigen Waltraud und Klaus Schmielau spielt sie, zusammen mit der jüngeren Tochter Marion, eine zentrale Rolle in ihrem Leben.

„Marion wohnt in Biere, arbeitet aber in einer Eggersdorfer Kinderarztpraxis und besucht und fast täglich“, erzählt Klaus Schmielau. Ihre älteste Tochter sehen die beiden etwas seltener. „Sie wohnt in Berlin, das ist aber kein Hindernis für uns“, so Klaus Schmielau. Er fahre noch gut und gerne Auto, man sei schnell dort.

In seinem Elternhaus, in dem das Jubiläumspaar noch heute wohnt, hat der Rentner jedoch allerhand zu tun.

Hinter dem Haus befindet sich ein großer Garten mit Gemüsebeet und die Hühner und Tauben müssen versorgt und gepflegt werden. „Eigentlich bin ich den ganzen Tag im Garten“, beschreibt Klaus Schmielau. Waltraud schaut ihrem Mann gerne bei der Arbeit zu, sie liebt es, im Garten zu sitzen. Und noch ein weiteres Hobby pflegt sie täglich: die Musik.

„Bei uns läuft eigentlich den ganzen Tag das Radio“, sagt sie. Besonders gerne hört sie Volksmusik. Denn, so Waltraud Schmielau: „Davon bekomme ich einfach gute Laune.“

Doch eigentlich müssen die beiden Eheleute die nicht erst bekommen, denn sie sind beide nicht die Typen zum Trübsal blasen. „Wir haben eigentlich nie schlechte Laune“, meint Klaus Schmielau lachend.

Heißt das, dass es bei den 60 Jahre Verheirateten noch nie gekracht hat? „Auf keinen Fall“, so Klaus Schmielau. „Freilich haben wir uns gefetzt“, sagt er. Doch auf den Gedanken, sich zu trennen, darauf seien sie nie im Leben gekommen, meinen beide.

Klaus Schmielau schaut seine Waltraud an, als sei es Pfingsten 1954 beim Tanz und bekräftigt: „Nein, das kam und kommt einfach nicht in Frage.“

Ihren Ehrentag feiern sie heute in kleinem Kreise mit Familie und Freunden. Die große Feier findet erst am 20. August statt.