Eierfahrt Der Lohn ist ein Schock

19 Dickschiffer und drei Kajak-Kanuten paddelten von Schönebeck und Barby nach Glinde.

Von Thomas Linßner 02.01.2017, 00:01

Glinde l Sonnenschein, minus zwei Grad, kein Wind. Ideales Wetter für knallharte Kanuten, die ihren Kater verjagen wollen und mit guten Vorsätzen, nämlich den sportlichen, das neue Jahr begrüßen. Über dem Fluss ist es still, nur ein Schwan segelt im Tiefflug über die Wasseroberfläche, um kurz darauf rauschend zu landen.

Punkt 10 Uhr ziehen die Schönebecker Susanne Otremba, Torsten Winkler und Markus Baudisch ihre Kajaks ans reifglänzende Ufer. Sie sind die Ersten. Die beiden Barbyer Dickbootbesatzungen folgen 20 Minuten später. Die Schönebecker (kürzere Distanz, aber stromaufwärts) gewinnen somit einen Schock Eier, den der Glinder Wirt Henrik Fabian seit 2007 alle Jahre wieder spendiert.

Warum man die vom Huhn gelegten Nahrungsmittel als „Schock“ bezeichnet? Schock ist eine alte Mengenangabe. Sie errechnet sich aus fünf Dutzend, eben 60 Stück.

Die Glinder Eierfahrten wurden von Henriks Urgroßvater Otto Fritze nach dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufen. Auch er war Wirt des „Goldenen Ankers“. Damals schuf die Eierprämie in ihrer Eigenschaft als Lebensmittel besondere Anreize für die Kanuten. Weil man sich mit der Lichtmess auf den nahenden Frühling freute, stellte das Ei, als Fruchtbarkeitssymbol, eine gute Ergänzung dar. Otto Fritzes Eierfahrten wurden sehr populär. Damals visierten sogar Paddler aus Magdeburg und Breitenhagen Glinde als Ziel an.

Die „2017er Kanuten“ belohnen sich in Fabians gemütlicher Kneipe mit einem ausgedehnten Frühschoppen, bei dem es sehr laut und sehr lustig zugeht. Als Ehrengäste sind erstmals die beiden Startort-Bürgermeister Bert Knoblauch und Jens Strube dabei.