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ErdgasInteresse der Einwohner ist maßgebend

In Zuchau bei Schönebeck ist eine eventuelle Erdgasversorgung für den Ort thematisiert worden.

Von Thomas Linßner 23.02.2017, 17:44

Zuchau l „Ich bin schwer beeindruckt.“ Jens Brenner steht die Verwunderung ins Gesicht geschrieben, als er in den Raum blickt. Es ist so voll, dass die gestellten Stühle nicht ausreichen. Wo sonst nur eine Handvoll Leute sitzen, wird es jetzt richtig eng. Der Geschäftsführer des Versorgers Erdgas Mittelsachsen (EMS) ist auf Einladung von Ortsbürgermeister Jörn Weinert gekommen.

Weil im Ort verschiedene Tiefbaumaßnahmen anstehen, hat Weinert im Hinterkopf, die Verlegung unterschiedlicher „Medien“ miteinander zu verbinden. Doch diesem ehrenwerten Grundgedanken nimmt Jens Brenner gleich den Wind aus den Segeln: Abwasser werde ziemlich tief, Erdgasleitungen in der Regel 70, 80 Zentimeter unter der Oberkante verlegt. Und noch eine Sache sei grundsätzlich anders: Abwasser liege unter der Fahrbahn, Erdgas überwiegend unter dem Gehweg. Das geschehe, um später hinzukommende Hausanschlüsse komplikationsloser zu verlegen.

Jörn Weinert ließ sich von noch einem anderen Gedanken leiten: Die meisten Heizungsanlagen wurden nach der Wende installiert, sind damit um die 25 Jahre alt. Eine 2014 in Kraft getretene Änderung der Energieeinsparverordnung legt fest, vor 1985 gebaute Heizungen einzumotten, um den CO2-Ausstoß zu mindern. Da sei zwar noch etwas Luft, aber die Uhr tickt ...

Jens Brenner stellt klar: „EMS ist nicht maximal versorgungsorientiert, sondern ein Wirtschaftsunternehmen: Wir müssen unseren Gesellschaftern gegenüber darstellen, dass am Ende Rendite erzeugt wird.“ Soll heißen: Es müssen genügend Kunden Gas abnehmen.

Die nächste, von der EMS betriebene Gasstation liege nahe der Biogasanlage bei Sachsendorf. Das Verlegen einer 3,2 Kilometer langen Zuleitung bis Zuchau würde „350 000 bis 400 000 Euro“ kosten. Ob so eine Investition umgesetzt wird oder nicht, hänge „vom potenziellen Interesse der Haushalte mit Erdgas zu heizen“ ab. Schließlich müsse man im Auge haben, dass auch Kosten auf jene Hauseigentümer zukommen, die ihre Heizung von Öl oder Flüssiggas auf Erdgas umstellen. Was bei „Öl teuer, bei Flüssiggas relativ preiswert“ sei, gibt Jens Brenner zu bedenken.

„Ich habe mich mal informiert: Zuchau hat rund 300 Einwohner. Wir brauchen aber mehr“, stellt der EMS-Chef klar und schielt dabei auf die 600-Seelen-Nachbargemeinde Gerbitz, wo ebenfalls mit Öl und Flüssiggas geheizt wird. In der Summe habe das eine Chance auf Realisierung. Was aber von der Bereitschaft der Bürger abhängig sei, „sich mit dem Thema auseinanderzusetzen“, wiederholt Jens Brenner.

„Ich möchte auch nicht unerwähnt lassen, dass wir mit der Stadt Barby einen Gaskonzessionsvertrag abgeschlossen haben. Für Gerbitz ist das nicht der Fall.“ Ein Umstand, der zu Verzögerungen führen könnte.

Brenner macht aber noch auf einen anderen Punkt aufmerksam: Mit der erdgasseitigen Erschließung von Klein und Groß Rosenburg wurde ein Glasfasernetz für die Versorgung mit breitbandigem Internet und Telefonie errichtet. Das wäre auch für Zuchau ein Thema, wenn es gewünscht sei.

Eine eventuelle Erdgasversorgung für Zuchau soll demnächst in einer Bürgerversammlung behandelt werden, wo die EMS den Bedarf ausloten möchte.