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Fahrradverkehr Polizei kontrolliert Fahrradfahrer

Die Polizei hat in Schönebeck Radfahrer kontrolliert. Der ADFC findet die Aktion gut, verweist aber auf tatsächliche Unfallursachen.

Von Jörn Wegner 19.04.2017, 01:01

Schönebeck l Zahlreiche Fahrradfahrer hat die Polizei am Dienstag (18. April) in der Schönebecker Friedrichstraße kontrolliert. „Zu dieser Jahreszeit werden wieder mehr Fahrräder genutzt, es gibt auch mehr Unfälle“, erklärt Regionalbereichsbeamte Brigitte Horn. Die meisten Radfahrer werden von den Beamten an der vielbefahrenen Straße angehalten, die Mängel an den Rädern halten sich jedoch in Grenzen: Manchmal funktioniert das Licht nicht, manchmal ist die Klingel nicht zu hören. Öfters fehlen Reflektoren an den Rädern, hier sind ein Reflektorband am Reifen oder mindestens zwei orangene Speichenreflektoren vorgeschrieben.

Ein weiteres Problem: Manchmal sind Fahrradfahrer mit Kopfhörern unterwegs. „Und es gibt einige, die haben sogar das Handy in der Hand und texten“, erklärt Brigitte Horn.

Zielgruppen der ganztägigen Kontrolle seien junge Erwachsene und ältere Fahrer, sagt die Regionalbereichsbeamte. Bei den Jüngeren mangele es oft an der technischen Ausstattung, die Älteren seien nicht selten unsicher.

Neben den technischen Mängeln wird auch das Fahren gegen die Fahrtrichtung oder die Nichtbenutzung des Radwegs geahndet.

Gerade Letzteres sei ein heikles Thema, sagt Matthias Hoffmann, Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs. „Grundsätzlich gibt es keine Benutzungspflicht für Radwege“, sagt Hoffmann. „Ein Fahrrad ist ein Fahrzeug und gehört auf die Fahrbahn“. Eine Ausnahme könne nur das blaue Gebotsschild mit dem Fahrrad-Piktogramm regeln. Aber auch das sei kompliziert, so gebe es unterschiedliche Vorstellungen von der Mindestbreite von Radwegen. Einmal liege diese bei 1,50 Meter, einmal bei 1,75. Eine Markierung oder Pflasterung mit roten Steinen reiche nicht aus, so Hoffmann. Der Radweg in der Friedrichstraße ist zwar mit dem blauen Gebotsschild gekennzeichnet, ist aber deutlich schmaler als 1,50 Meter. In solchen Fällen können Radfahrer, die wegen Fahrens auf der Fahrbahn trotz blauen Radwegschilds belangt werden, vor Gericht gehen.

Generell begrüßt der ADFC allerdings die Kontrollen zum Zustand der Fahrrad. Nur komme es auf das Wie dieser Aktionen an. Es sei ein Unterschied, ob der Polizist freundlich auf technische Mängel hinweist, oder gleich mit den erhobenen Zeigefinger kommt, sagt Hoffmann. „Wichtiger und besser wäre es, wenn an Problemstellen auch andere Verkehrsteilnehmer unter die Lupe genommen werden“, sagt Hoffmann und nennt das Beispiel Berlin. Dort gebe es an Kreuzungen vermehrt Kontrollen, ob abbiegende Autofahrer den Schulterblick nutzen. Unfälle durch Rechtsabbieger sind für Radfahrer nach wie vor die häufigste Todesursache.

Tödliche Unfälle seien in Schönebeck bislang kein Thema, sagt Brigitte Horn. Einen Unfallschwerpunkt gebe es auch nicht. Die Friedrichstraße habe sich die Polizei ausgesucht, weil es sich um eine „große verkehrsreiche Straße“ handele.

Die Polizei ist bei ihrem Kontrolltag nicht nur auf der Jagd nach defekten Klingeln und blinder Beleuchtung. Einer der beiden Einsatzwagen entpuppt sich als Hightech-Mobil. Hier haben die Beamten direkten Zugriff auf die Datenbank für Diebstahlräder. Polizist Mark Schröder zeigt die beachtliche Liste der allein 2017 im Landkreis als gestohlen gemeldeten Räder. Geprüfte Räder können so mittels Rahmennnummer sofort mit der Datenbank abgeglichen werden. Ein Fang blieb bei dem Kontrolltag allerdings aus.