Fahrradverkehr Schneller nach Magdeburg

Vor allem Berufspendler können hoffen: Ein Radschnellweg zwischen Magdeburg und Schönebeck rückt in greifbare Nähe.

Von Jörn Wegner 07.04.2017, 01:01

Schönebeck/Magdeburg l Es hat zwar länger gedauert als in anderen Bundesländern, aber nun stehen auch in Sachsen-Anhalt Radschnellwege auf der verkehrspolitischen Agenda. Auf diesen können Radfahrer kreuzungs- und autofrei zügig an ihr Ziel gelangen.

Als erste Strecken werden die Verbindungen zwischen Halle und Leipzig sowie Magdeburg und Schönebeck genannt. Bei beiden Strecken handelt es sich um typische Pendelverbindungen. Genauere Pläne zur Streckenführung gibt es allerdings noch nicht.

Beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) löst die Absichtserklärung trotzdem schon Freude aus. „Wir stehen dem Ganzen sehr positiv gegenüber“, sagt der ADFC-Landesvorsitzende Martin Hoffmann. Schon jetzt sei der Bedarf erkennbar, die morgendlichen S-Bahnen zwischen Schönebeck und Magdeburg seien regelmäßig überfüllt.

Fahrradfahrer wollten dabei vor allem die maroden Straßen im Magdeburger Stadtteil Westerhüsen umgehen. Einen genauen Trassenvorschlag hat Hoffmann auch noch nicht parat, es gehe aber vor allem um den Lückenschluss zwischen Schönebeck und Westerhüsen. Der schon bestehende Elberadweg könnte dabei nur teilweise genutzt werden, da bei seiner Streckenführung nicht Schnelligkeit sondern touristische Gründe im Vordergrund stehen.

Bevor geplant und dann gebaut werden kann, werden Änderungen in der Gesetzgebung notwendig. Um die Fördergelder des Bundes in die Radschnellwege investieren zu können, muss das Bundesfernstraßengesetz geändert werden. Derzeit wird dies im Bundesrat diskutiert. Laut Peter Mennicke, Sprecher des Landesverkehrsministeriums, ist ein Beschluss für Mitte dieses Jahres geplant.

Martin Hoffmann hofft auf diesen Termin und dass im Sommer die Förderrichtlinie vorliegt. Bis es dann zügig und sicher nach Magdeburg gehen kann, könnten aber noch bis zu fünf Jahre vergehen, so Hoffmann. Trotzdem: „Das ist ein starkes Signal“, sagt der ADFC-Chef. Bisher sei das Fahrrad ein Nischenthema in der Landespolitik gewesen, der Fokus habe auf dem Autoverkehr gelegen.

Im Rathaus Schönebeck stößt die Idee eines Radschnellwegs auf Zustimmung. „Ich würde einen solchen Fahrradschnellweg sehr begrüßen, halte ihn wie auch das Gesamtvorhaben des Bundes für sinnvoll“, sagt Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU). „Vernetzte und lückenlos kombinierte Verkehrswege“ würden auch im derzeit diskutierten integrierten Entwicklungskonzept der Stadt eine Rolle spielen. Allerdings gebe es noch keine Gespräche mit Magdeburg, dafür sei das Thema noch zu jung.

Insgesamt 25 Millionen Euro plant der Bund für den Bau von Radschnellwegen bundesweit ein. Zum Vergleich: Die derzeitigen Reparaturarbeiten an der A14 zwischen Plötzkau und Löbejün – auf zehn Kilometern wird eine ein Zentimeter dicke Asphaltschicht aufgetragen – kosten 2,2 Millionen Euro.

Radschnellwege stehen in vielen Bundesländern seit Jahren auf der Tagesordnung. Über den Planungsstatus und vereinzelte Teilfertigstellung sind sie allerdings nicht hinausgekommen. Am weitesten vorangeschritten ist Nordrhein-Westfalen. Dort soll der RS1 auf rund 100 Kilometern die Städte des Ruhrgebiets miteinander verbinden, bislang ist das Teilstück zwischen Mühlheim und Essen fertiggestellt.