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Familiensache Der Sperl‘sche grüne Daumen

Theodor Sperl hat sie 1901 als Rosenschule gegründet, Urenkel Georg führt sie heute: die Gärtnerei bei Kleinmühlingen.

Von Heike Liensdorf 28.09.2016, 19:38

Kleinmühlingen l Der sogenannte grüne Daumen scheint bei den Sperls vererbt zu werden. Seit 1901 beweisen die Familienmitglieder dies in der Gärtnerei Am Steinbruch, an der Straße Calbe-Schönebeck. Der Betrieb ist einst von Theodor Sperl als Rosenschule gegründet worden. Über mehrere Generationen lag die Bewirtschaftung bei der Familie. Bis 1960. Aufgrund einer kleinen Landwirtschaft musste die Familie den Gartenbaubetrieb in die damals neu gegründete Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) einbringen, erzählen Anke und Georg Sperl im Gespräch mit der Volksstimme. Aber auch in diesen Jahren sei die Abteilung Gartenbau immer von der Familie geleitet worden. Mit der Wende kam dann die Möglichkeit, den Betrieb zurückzuführen.

Die Neugründung erfolgte am 1. Januar 1991, unter der Leitung von Georg Sperl. Er übernahm den Betrieb von seinen Eltern Ellen und Herbert Sperl, die tatkräftig unterstützten. Am Anfang gab es den Gemüsebau, Beet- und Balkonpflanzen und einen kleinen Direktverkauf. Mit den Jahren ist der Betrieb immer mehr gewachsen und umfasst heute 16 Hektar. Für Georg und Anke Sperl ist wichtig, dass sie in der Gärtnerei alles selbst herstellen. „Wir kaufen kaum etwas dazu“, sagt der 60-Jährige. Produziert wird in modernen Gewächshäusern. Seit zwei Jahren nutzen sie Fernwärme aus Biogas und sind somit unabhängig von den Ölpreisen. „Für uns ist das ein Meilenstein und ein Gewinn“, so Georg Sperl. Denn für die Gärtnerei brauchen sie viel Energie und die jetzige Variante sei „unheimlich bequem.“

Die Zwei sind ein gutes Team. Beide haben Gartenbau in Erfurt studiert, ihren Ingenieur gemacht und sich dort kennengelernt. Sie stammt aus einer Gärtnerei-Familie in Thüringen. „Deshalb fiel die Übernahme auch nicht so schwer“, sagt Georg Sperl und lächelt seine Frau Anke an. Gemeinsam lassen sich neue Projekte halt leichter angehen. Beide seien zum damaligen Zeitpunkt noch recht jung gewesen, dazu ihre drei Kinder. Doch bereuen tun sie diesen Schritt nicht und sind glücklich, dass seine Eltern ihnen das zugetraut haben. „Mein Vater kommt morgens immer noch vorbei und frühstückt mit dem Team“, sagt Georg Sperl und freut sich über den Zusammenhalt. Da zudem Tochter Dorothee Sperl als Floristikmeisterin ihr Geschäft auf dem Gärtnerei-Areal hat, sind somit nicht selten drei Sperl-Generationen mit reichlich Fachwissen dort anzutreffen. „Sie war von Anfang an dabei und zwar so sehr, dass sie auch auf dem Gebiet tätig sein wollte“, erzählt er.

Problemlose Zeiten also? Mitnichten. „Das Angebot in Baumärkten und im Internet ist für uns natürlich auch ein Thema“, räumt die 59-Jährige ein. Oder das viele Menschen weniger oder kein Geld mehr für Blumensträuße ausgeben wollen. „Aber wir versuchen weiterzumachen“, blickt sie optimistisch in die Zukunft. Apropos Zukunft: Mit der Zeit gehen sie natürlich auch - bieten an, was ‚in‘ ist: Naschgemüse, Öko, Bio, mehr Kräuter ... Dazu kommt eine größere Sortenvielfalt. „Wir hatten in diesem Jahr zum Beispiel 25 Sorten Tomaten und etwa 70 Arten und Sorten von Beet- und Balkonpflanzen“, erzählt Georg Sperl und betont, dass sie auch Neues dankbar annehmen und gern experimentieren. „Mit den vielen verschiedenen Kräutern, das ist schon eine gute Sache“, so Anke Sperl, und ihr Mann merkt schmunzelnd an: „Diese schmecken auch dem älteren Herrn.“