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FDP Bildungsdebatte: Sechs, setzen!

Das Thema „Bildungspolitik“ stand am Sonnabend im Mittelpunkt des Dreikönigstreffens der Schönebecker FDP. Spannung war angesagt ...

Von Olaf Koch 08.01.2018, 05:26

Schönebeck l Man lernt nie aus. Diese alte Weisheit dürfte nun auch auf das Dreikönigstreffen des FDP-Stadtverbandes Schönebeck zutreffen. Garantierte die Veranstaltung am Feiertag Heilige Drei Könige in der Vergangenheit immer Spannung und politische Debatte, war dieses Mal schon von Beginn an die Luft irgendwie raus. Gähnend schleppte sich die Diskussion dahin, bis sie nach einer Stunde von den Sternsingern dankend unterbrochen wurde. Erst im zweiten Teil kehrte ein wenig Stimmung in den halbleeren Saal ein. Note insgesamt: Sechs, setzen!

Das lag nicht unbedingt am Thema des Morgens. Die Bildungspolitik stand im Vordergrund. Dazu hatte sich die Stadt-FDP Gesprächspartner eingeladen, die alle irgendwie mehr oder weniger etwas mit der Bildungslandschaft im Land Sachsen-Anhalt zu tun haben. Es waren Elena Herrmann, Geschäftsführerin der ePlan consult GmbH, ein Weiterbildungsträger, der bereits seit dem Jahr 2005 auch Migranten betreut, und Sebastian Schellin von den Wirtschafts-junioren Magdeburg und ebenfalls verantwortlich bei einem Bildungsträger tätig.

Zuletzt wagte sich der Christdemokrat Gunnar Schellenberger, Staatssekretär für Kultur, in die „liberale Schlangengrube“. Sicherlich eine gute Konstellation, doch der mit allen Wassern gewaschene Politiker zeigte bei kritischen Angriffen gegen die CDU-Landesregierung seine spezielle Teflon-Beschichtung, an der jede Kritik irgendwie sauber abperlte. Selbst der erfahrene Ehrenvorsitzende der Schönebecker FDP, Horst Rehberger, und der mit deftigen Stammtischreden erprobte Kreisvorsitzende der Liberalen, Johann Hauser, bissen sich die Zähne an Schellenberger aus und konnten ihn nicht aus der Reserve locken.

So blieb der Vormittag weit entfernt von neuen Erkenntnissen. Hin und wieder keimte ein klein wenig Disput hervor. So unter anderem, als ein junger Gast an einem konkreten Beispiel verdeutlichte, wie es jungen Absolventen nach dem Studium in Sachsen-Anhalt geht, wenn sie keine Referendarstelle bekommen: Sie wandern ab oder lassen sich zu Kindergärtnerinnen umschulen.

Dieses Problem hat das Land inzwischen erkannt und will entsprechend gegensteuern. Seit Jahren aber sitzt die CDU regierend in der Staatskanzlei. So grenzt die plötzliche Erhellung der fehlenden Lehrerstellen an ein Wunder, und die Zuhörer rätselten, warum diese Fehlentwicklung nicht schon früher bemerkt wurde? Nun will das Land also nachjustieren. Jährlich sollen 850 Lehrer neu eingestellt werden und retten, was noch zu retten ist. Die Frage aber, wo die jährlichen 850 Neulehrer herkommen sollen, blieb am Sonnabend mit einem Schulterzucken unbeantwortet.

Etwas lauter wurde es im Saal, als über das Für und Wider moderner Kommunikationstechnik im Unterricht referiert wurde. Während die einen meinten, dass gerade Kommunikation der deutschen Sprache zwischen Lehrer und Schüler wichtig sei, argumentierten die anderen, dass Laptop, Smartphone und Co. selbstverständlich nicht verboten sein dürften. „Das ist eine spannende Frage“, fasste Gunnar Schellenberger den Austausch zusammen.

Ein launiges Raunen war zu hören, als ein Zuhörer einen möglichen Zusammenhang zwischen der Zahl der Schulabbrecher und dem zukünftigen Wahlverhalten konstruierte. Der Mann forderte die Politik auf, diesen Kontext zu überdenken.

Weitere Themen rechts und links des Feldes der Bildungspolitik wurden angerissen, aber nicht vertiefend erörtert. So ging es unter anderem um Schulschließungen, Lernsysteme, die Anerkennung des Hauptschulabschlusses, die Berufsorientierung, die Probleme der Handwerker, geeigneten Nachwuchs zu finden, Inklusion, Demografie, Motivation und Bezahlung.

Wie die Stadt-FDP mitteilte, waren zu der Runde am Sonnabend auch Jugendliche und vor allem Pädagogen eingeladen. Ihr Interesse, über die eigenen Probleme zu streiten, tendierte gegen null. Das überraschte die Organisatoren. Aber wie eingangs schon gesagt: Man lernt eben nie aus.