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Festival Gottesgnaden im Zeichen der Klangvielfalt

Mehr als 400 Besucher: Das Musikfestival auf Gottesgnaden ist zu einem Selbstläufer geworden.

Von Susann Salzmann 26.06.2017, 23:01

Gottesgnaden l In elfter Auflage mit unbedingtem Fortsetzungswunsch, hoffen die mehr als 400 Gäste. „Auf jeden Fall“, entgegnet Mitinitiator Albrecht Ecke euphorisch. Zu dem Konzert auf Gottesgnaden sind jüngst über 400 Gäste gekommen. Das lauschige Plätzchen an der Hospitalkirche ist zum musikalischen Paradies mutiert. Zuhörerin Ines Huster hat es sich mit ihrem Lebensgefährten und einer befreundeten Familie aus der Schweiz auf einer Picknickdecke gemütlich gemacht. „Es wird jedes Jahr schöner hier“, schwärmt die Calbenserin Huster, die als Stammbesucherin in jenem Moment noch verträumt den letzten Zügen der rauchig klingenden Sängerin Kat Baloun lauscht.

Baloun steht mit der Gruppe „Pass over Blues“ auf der Bühne. Dort singt sie nicht nur, sondern entlockt hier und da ihren Mundharmonikas sanfte oder dominante Töne. Musik - das bedeutet für die ehemalige Broker-Assistentin von der San Franciscoer Börse Befreiung und Belebung. Enormer Stress in diesem Feld habe sie zur „Flucht“ in das musikalische Metier geführt. Heute gesteht sie ein, dass „die Mundharmonika die Stimme meiner Seele ist“. Von diesen Mundspielinstrumenten hat sie etwa eine handvoll mit zum Auftrittsort genommen. Das Spielen darauf helfe ihr, Lebenskrisen zu bewältigen - oder auch Müdigkeit zu bekämpfen. Nur eines sei schade: „Dass ich nicht mehr Zeit habe, mir diese wunderschöne Insel anzuschauen“, sagt sie mit amerikanischen Akzent und kurzzeitig melancholischem Blick.

Ist die Leidenschaft nur groß genug, klappt alles, ist Mitorganisator der Veranstaltung Albrecht Ecke der Meinung. Rund 3500 Euro koste das über sechs Stunden andauernde Event. Manchmal griffen er, seine Familie und der Freundeskreis schon in die eigene Tasche, um Kultur auf die idyllisch gelegene Insel zu bringen. Eintritt erhöhen? Ecke schüttelt den Kopf. Mit fünf Euro sei dieser bewusst moderat gehalten, um so ein Angebot für möglichst viele bereitzuhalten. Um im nächsten Jahr abermals für genügend Andrang zu sorgen, sei der erneute Auftritt von Jürgen Kerth zum Musikfestival 2018 geplant. „Er ist wohl der berühmteste Blues-Gitarrist der DDR, wenn nicht vielleicht auch von ganz Deutschland“, spricht Ecke pathetisch über eines seiner musikalischen Vorbilder.

Apropos Vorbild: Ecke spielt mit dem Gedanken, auch die gut erhaltene Klosterkirche mit Kultur - etwa Konzerten und Ausstellungen - zu füllen. An einer zeitnahen Umsetzung werde derzeit gearbeitet. Worin übrigens das Besondere an dem Konzert besteht? Die Besucher haben es mitbekommen. Der „Zauber“ liegt in der Klangvielfalt.