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Feuer Zehn Jahre Arbeit vernichtet

Am 8. Mai verbrannte nahezu der gesamte Hausrat der Familie Otto in Zuchaus. Jetzt möchten sich die Ottos bei allen Helfern bedanken.

Von Thomas Linßner 28.07.2017, 03:03

Zuchau l „So wie die freiwillige Feuerwehr mit ihrer ersten Wasserflut geholfen hat, folgte die nächste Flut von Hilfsbereitschaft“, sagt Viola Otto (44). Sie sitzt mit ihrem Ehemann Maik (40) und Tochter Lilli Fee (11) auf einer schicken Ledercouch, die wie fast alles in der Wohnung ziemlich neu riecht. Was noch vor zwei Monaten ganz anders war. Nach dem Brand überzog eine zähe, beißende Rußschicht die kurz zuvor sanierten und gemalerten Wände, das neue Mobiliar und textile Inhalte der Schränke. Fast alles musste entsorgt werden.

Jenen 8. Mai werden die Ottos in ihrem Leben nicht vergessen, der als ganz normaler Tag begann. Den nahen Umzugstermin glücklich vor Augen saß die Familie im Nebengebäude beim Abendbrot, das quasi als provisorisches Quartier genutzt wurde (und immer noch wird). Plötzlich klingelte es Sturm. Ein Passant hatte aus dem Dachfenster Qualm aufsteigen gesehen. „Schnell, schnell. Bei euch brennt es“, rief er. Maik Otto griff zwei Gieskannen mit Wasser, hastete die verqualmte Treppe hinauf. „Dort war es finster wie in pechschwarzer Nacht. Nur ein kleiner Streifen am Fußboden war noch nicht verqualmt“, erinnert er sich. Der 40-Jährige lokalisierte mehr instinktiv den Brandherd in der Küchenecke. Doch die beiden Kannen Wasser waren der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Ein erneutes Eindringen in das Haus gelang Maik Otto nicht, der wegen einer Asthmaerkrankung vom Dachdecker zum Behindertenbetreuer umschult.

Erst die Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr konnten das Haus unter Vollschutz betreten. Es schien, als läge ein Fluch auf dem Ortskern von Zuchau: Ein Jahr zuvor hatte sich in der Nachbarschaft ein folgenschwerer Wohnungsbrand ereignet, bei dem eine Frau ums Leben kam.

„Wir haben in diesem Moment nur noch funktioniert“, erinnert sich Viola Otto. Für Emotionen war keine Zeit. Der Zusammenbruch sei erst Wochen später gekommen, als Körper und Seele im Einklang waren und realisierten, was da eigentlich geschehen war.

Die Ottos waren 1998 zusammen mit Maiks Eltern von Dessau nach Zuchau gezogen, wo sie ein Grundstück gekauft hatten. Je nach ihren finanziellen Möglichkeiten sanierte die junge Familie ein Nebengebäude zehn Jahre lang, das früher mal ein Stall war. Vieles wurde in Eigenleistung gemacht. Das Haus war noch nicht bezogen, aber der Geschirrspüler installiert und bereits in Betrieb. „Wir wollten in Kürze einziehen, es war alles so gut wie fertig“, erzählt die 44-jährige Förderschullehrerin. Dann kam jener schicksalshafte 8. Mai.

Danach stand die Familie vor den verbrannten Trümmern ihres so hart erarbeiteten Traums.

Was dann folgte, erwärmt Viola, Maik und Lilli Fee Otto noch heute das Herz. „Uns wurden Briefumschläge mit Geld in den Briefkasten gesteckt, Freunde organisierten über das Internet eine Hilfsaktion“, berichtet Viola. (Zwar griff die Gebäudeversicherung problemlos, der Hausrat war allerdings unterversichert.) „Es hat uns unheimlich gut getan, dass so viele Menschen aus ihrem Alltag heraus gerüttelt wurden und nun die Not Anderer sahen“, unterstreicht Maik Otto. Diese Flut an Hilfe, Mitmenschlichkeit und Anteilnahme machten Mut, fügt er an.

„Wir möchten ganz herzlich allen Helfern, Spendern, Freunden und Verwandten Danke sagen, für die Kraft und den Mut, den sie uns übertragen haben“, sagt Viola Otto.