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Feuerwehr Welsleben „Feuerwelse“ lösen Nachwuchsproblem

Die Feuerwehr Welsleben kann über Nachwuchs nicht klagen. Ein großer Teil der Kinder des Ortes ist bei den „Feuerwelsen“ engagiert.

Von Jörn Wegner 24.01.2017, 00:01

Welsleben l Nachwuchsprobleme kennt die Freiwillige Feuerwehr Welsleben nicht, sagt Paul Garlipp, selbst engagiert in der Wehr. Die Erklärung: „Viele arbeiten im Ort“, dadurch sind sie bei Einsätzen schnell abrufbar und müssen nicht lange Wege vom Arbeitsplatz zum Gerätehaus zurücklegen. Doch die Feuerwehraufbau-Arbeit beginnt viel früher, bei der Kinderfeuerwehr.

Kinderwartin Sabine Garlipp lädt am Freitag zum Dienstnachmittag der „Feuerwelse“. Kinder im Grundschulalter lernen hierbei die Grundlagen der Feuerwehrarbeit. In die Flammen gehen die Kinder natürlich nicht, es geht vielmehr um Freizeitgestaltung und eben um die Nachwuchssicherung.

„Es sind schon fast zu viele“, sagt Sabine Garlipp. 18 Kinder machen derzeit bei den Brandbekämpfern in dem BördelandOrt mit. Beim Dienstnachmittag geht es um alles Mögliche. Feuerwehrmann Paul Garlipp zeigt den Kindern die Feuerwehruniform: Jacke, Stiefel, Hose – das kennen die Kinder bereits. Besonders spannend ist das schwere Atemgerät, es bringt mehr auf die Waage als mancher der „Feuerwelse“.

Danach geht es um den Notruf. Was, wo und wie viele sind die Schlüsselfragen, die die Kinder im Gespräch mit der Leitstelle beantworten müssen, wenn es mal brennt oder gekracht hat, erklärt Jugendwart Frank Garlipp. Geübt wird mit Funkgeräten. Doch so richtig will das nicht klappen. Was in das eine Funkgerät gesprochen wird, kommt aus dem anderen nicht heraus. Die Kinder quittieren das Problem mit lautem Gelächter. „Wenn wir auf verschiedenen Kanälen funken, dann kann das auch nichts werden“, sagt Frank Garlipp nach ausgiebiger Fehlersuche.

„Wir hoffen, dass einige von ihnen dabeibleiben“, sagt Sabine Garlipp über ihre „Feuerwelse“. Von der ersten Kinderfeuerwehr des Ortes sind gleich fünf in die Jugendfeuerwehr übergegangen, berichtet die Kinderwartin.

Bis auch die aktuellen „Feuerwelse“ einsatzfähig sind, plagt sie sich mit Luxusproblemen, die sich viele andere Feuerwehren nur wünschen können: Fahrten zu Veranstaltungen außerhalb des Ortes seien jedes Mal eine Herausforderung. 18 Kinder plus Betreuer – das bedeute jedes Mal ein Transportproblem.

Kinderfeuerwehren sind für die Nachwuchsgewinnung da, erklärt Salzlandkreis-Brandmeister Klaus-Ulrich Robitzsch. Sie dienen dem Aufbau der Jugendfeuerwehr, aus der schließlich die Mannschaften der regulären Feuerwehren gebildet werden. „Wenn jedes Jahr zwei dabeibleiben, ist das gut“, sagt Robitzsch.

Das Nachwuchsproblem der Feuerwehren hat, so Robitzsch, gleich zwei Hintergründe. Einerseits leiden die Wehren darunter, dass ihre Mitglieder in größere Städte ziehen oder dort arbeiten und so für Einsätze nur noch schwer abrufbar sind. Andererseits haben die freiwilligen Feuerwehren in den größeren Orten ein Konkurrenzproblem. Mit den Kinderfeuerwehren wetteifern hier besonders viele Sportvereine, Chöre und andere um die Freizeit der Jungen und Mädchen. „Die Interessenvielfalt ist sehr groß“, sagt Robitzsch.

In Welsleben ist das anders. Die Kinderfeuerwehr ist ein beliebter Ort, die Freizeit zu verbringen. Neben Sportclubs beschränkt sich das Vereinswesen auch eher auf die Interessen Erwachsener: Kleingarten, Kulturverein, Kleintierzüchter und Volkssolidarität. Zudem ist die Einwohnerentwicklung nicht so dramatisch wie anderswo. Die erwachsenen Feuerwehrleute leben weiterhin im Ort.

Neu bei den „Feuerwelsen“ ist ein zusätzlicher Anreiz: Wer bei den Übungen der Dienstnachmittage gut aufpasst, kann sich die „Kinderflamme“ verdienen. Die Auszeichnung gibt es speziell für den jüngsten Feuerwehrnachwuchs. In anderen Bundesländern wird sie längst als Auszeichnung für die Kinder vergeben.