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Freibad-Schließung Beschlossen: Freibad wird nicht geöffnet

Jetzt steht es fest: Das Schönebecker Freibad wird in diesem Jahr nicht geöffnet. Dafür sprach sich der Stadtrat jetzt aus.

Von Olaf Koch 01.02.2018, 19:55

Schönebeck/Plötzky l Mit dem Finger auf andere zu zeigen, um einen Schuldigen zu suchen, ist bequem. So einfach aber machte es sich Frank Schiwek, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, nicht. Selbstkritisch stellte er sich die Frage, ob er und die anderen Stadträte in den vergangenen Jahren vielleicht nicht immer genau hingeschaut und nachgefragt hätten, als es um das Freibad ging? „Warum musste es soweit kommen? Haben wir das Bad auf Verschleiß gefahren? Tragen wir Stadträte eine Mitschuld?“

Ein Christdemokrat sprach daraufhin den Sozialdemokraten frei. Oberbürgermeister Bert Knoblauch machte deutlich, dass das nicht so ist. „Das Bad wurde in den vergangenen Jahren nicht auf Verschleiß gefahren. Das Bad ist einfach verschlissen“, so der Oberbürgermeister und betonte, dass das Bad 70 Jahre alt ist und vor gut 20 Jahren das letzte Mal saniert wurde. „Schon 2015 haben wir im Stadtrat alle Zahlen und Mängel aufgelistet.“

Egal wie sich die Stadträte nun gestern Abend entschieden hätten, das Freibad wäre sowieso in diesem Jahr nicht geöffnet worden. Da es sich um eine städtische Einrichtung handelt, ist der Stadtrat durch Beschluss verpflichtet, bei Änderungen sein Votum abzugeben. Aus diesem Grund lang das Papier auf dem Tisch.

Dennoch wurde im Stadtrat gestritten. Sabine Dirlich (Die Linke) schob den Schwarzen Peter an die Landespolitik, die es nicht schaffe, die Kommunen mit ausreichend finanziellen Mitteln auszustatten. Philipp Körner (SPD) fühlte sich unwohl in der Rolle des Insolvenzverwalters. Und Udo Simon (Fraktion Die Linke) sah in der jahrelangen Haushaltskonsolidierung das generelle Problem.

Gleich zu Beginn der Diskussion stellte die SPD-Fraktion zur Beschlussvorlage einen Ergänzungsantrag: Der Stadtrat solle die Verwaltung beauftragen, mit der Erarbeitung von Lösungsvarianten für eine Sicherstellung eines (Frei-)Badangebotes für die Bürger der Stadt in den Sommermonaten zu sorgen. In diese Betrachtungen sei einzubeziehen:

- Nutzung der Bademöglichkeiten in den ostelbischen Ortschaften

- Nutzung der Angebote von Nachbargemeinden Barby und Calbe

- Schritte zu einer möglichen Wiedereröffnung des städtischen Freibades

 

Betrachtet werden sollten dabei die Vor- und Nachteile, beziehungsweise die vorhandenen und noch zu schaffenden Bedingungen der einzelnen Varianten. „Das betrifft unter anderem die Sicherheit des Badebetriebes und die Erreichbarkeit alternativer Angebote mit dem Öffentlichen Personennahverkehr und die Schritte, die die Stadtverwaltung zur Realisierung solcher Möglichkeiten zu gehen bereit ist“, so Fraktionsvorsitzender Frank Schiwek.

Eine Mehrheit des Stadtrates sprach sich gegen diesen Antrag in dieser Form aus. Inhaltlich gab es jedoch Überschneidungen. So erklärte sich Oberbürgermeister Knoblauch bereit, sich mit der Kreisverkehrsgesellschaft Salzland in Verbindung zu setzen. Das Ziel: eine noch dichtere Anbindung des Ferienparkes Plötzky, wo es schon jetzt eine entwickelte Bade-Infrastruktur gibt.

Plötzkys Ortsbürgermeister Martin Kütz warb für seinen Ort. „Am Kleinen Waldsee gibt es Wasser, Sand und Platz“, beschrieb er und schob nach: „Dort gibt es eine professionelle Erfahrung.“ Kütz sagte, das Ostelbien durchaus eine „tolle Alternative im Stadtgebiet“ sei.

Selbst wenn die Stadträte einer „Nichtöffnung“ in diesem Jahr nicht zugestimmt hätte, hieße dies nicht, dass sich die Türen geöffnet hätten. Das drohende Szenario war deutlich: Der Oberbürgermeister müsste wegen des Fehlbetrages im Haushalt von 2,2 Millionen Euro und wegen der Konsolidierung in Widerspruch gehen. Außerdem wäre die Zeit zu knapp gewesen, Planungen und Aufträge zur Sanierung auszulösen.

Was jetzt bleibt, ist eine ordentliche Vorbereitung der Alternative „Ferienpark“. Das ist das Wenigste, was die Stadträte und die Stadt jetzt noch für die Schönebecker Bürger tun können.