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Freibad-Schließung Busbetreiber signalisiert Entgegenkommen

Was sagt die Kreisverkehrsgesellschaft zu einer möglichen Anbindung des Kleinen Waldsees als Badegewässer der Stadt Schönebeck?

Von Olaf Koch 01.02.2018, 04:30

Plötzky l Dieser Vorschlag nimmt immer mehr Gestalt an. Mehrere Stadträte aus Schönebeck nehmen zwar die sogenannte „Nichtöffnung“ des Freibades in der Barbarastraße in diesem Jahr zähneknirschend zur Kenntnis, wollen sich aber um eine Alternative kümmern. So fand vorige Woche ein Treffen auf dem Gelände des Kleinen Waldsees in Plötzky statt, um mit Inhaber Wolfgang Schulle die Möglichkeiten abzuklopfen.

Das Ergebnis aus dieser Vorort-Begehung: Sowohl die anwesenden Stadträte als auch Wolfgang Schulle stehen der Idee aufgeschlossen gegenüber. Einzig mit der Entfernung des Ferienparkes zur Kernstadt (im Vergleich zum bisherigen Standort des Freibades in der Barbarastraße) und der Anbindung des Busnetzes taten sich Hürden auf.

Wie die Volksstimme nun erfuhr: eine überwindbare Hürde. Die Kreisverkehrsgesellschaft Salzland mbH (KVG) plant und realisiert im Auftrage des Landkreises den öffentlichen Straßenpersonennahverkehr im Salzlandkreis. Grundlage dafür ist unter anderem der vom Kreistag bestätigte Nahverkehrsplan. Ist dieser für immer bindend, denn bisher ist zwar die Ortschaft Plötzky in das Liniennetz der KVG eingebunden, nicht aber der Kleine Waldsee? „Zur Fortentwicklung des Angebotes führt die KVG ständig selbst Marktanalysen durch beziehungsweise entwickelt eigene Lösungen. Somit stehen wir einer Weiterentwicklung des Angebotes offen gegenüber“, schreibt Bill Bank, zuständig bei der KVG für Verkehrsplanung, Marketing und Tarif, der Volksstimme.

Schon mit dieser Äußerung öffnet sich für die Schönebecker ein Machbarkeitsfenster. Denn vermutlich ist die Zeit bis zur diesjährigen Badesaion zu kurz, um den Nahverkehsplan zu erweitern. Aber auch in dieser Frage kommt die kreiseigene Busgesellschaft den Schönebeckern mit einem schon jetzt umsetzbaren Vorschlag entgegen. „Zum konkreten Thema der Erschließung des Ferienparkes Plötzky möchten wir feststellen, dass wir – entgegen der Darstellung im Zeitungsartikel Anfang dieser Woche – auch in den Ferien ein umfangreiches Angebot auf der Linie 137 Schönebeck-Plötzky-Pretzien-Ranies vorhalten“, teilt Bill Bank mit.

Demnach stehen neun Fahrten je Richtung an Schultagen und sieben Fahrten je Richtung in den Ferien (jeweils montags bis freitags) gegenüber. „Von der Ortsmitte Plötzkys zum Ferienpark wäre noch ein Fußweg von etwa 1,5 Kilometer erforderlich, jedoch wird das Gebiet durch die Haltestelle ‚Plötzky Waldsee‘ der Linie 707 der Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land erschlossen. Zur Linie 707 bestehen teilweise in Plötzky günstige Umstiegsmöglichkeiten“, schlägt der Nahverkehrsexperte aus Bernburg vor. Da, analog zu den Linien der KVG Salzland, auch auf allen Linien der Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land der Tarif des Verkehrsverbundes Marego gilt, sei die Weiterfahrt zum Waldsee mit dem gleichen Fahrschein ohne zusätzliche Kosten möglich, rechnet die KVG vor.

Bei Licht betrachtet, entwickelt sich der Vorschlag des Kleinen Waldsees nicht nur zu einer charmanten Idee, sondern auch zu einer Situation, bei der alle Beteiligten mehr oder weniger Vorteile hätten:

• für die Einwohner der Stadt, für die eine Alternative in Ostelbien allemal besser ist als das geschlossene Freibad im Stadtgebiet,

• für die Stadt Schönebeck, die das ungeliebte Freibad ungeöffnet halten und so mehr als 200.000 Euro Aufwendigen im Haushalt einsparen kann, für den Kleinen Waldsee keine weitere Verantwortung übernehmen und mit der Öffnung der desolaten Volksschwimmhalle in den Sommermonaten diese nicht auf vollen Verschleiß fahren muss,

• für die Ortschaft Plötzky, die den „Zentralschönebeckern“ zeigen kann, dass es auch jenseits der Elbe noch attraktives und vor allem grünes Stadtgebiet gibt,

• für die Kreisverkehrsgesellschaft, die ihre Busse besser auslasten und auf Wünsche der Fahrgäste konkret eingehen kann,

• für den Betreiber des Kleine Waldsees, der sich über noch mehr Kundschaft sicherlich nicht ärgern würde und

• nicht zuletzt auch für die Stadträte, die aus der unangenehmen Situation der „Nichtöffnung“ des Freibades noch das Beste gemacht haben.

Vorausgesetzt, alle Beteiligte lassen den Testballon in diesem Jahr steigen, dann muss sich nach der Badesaison 2018 ehrlich in die Augen geschaut werden. Unternehmer Wolfgang Schulle hat vage angedeutet, dass er sich durchaus vorstellen könnte, sein Areal noch weiter auszubauen. Die Kreistagsmitglieder aus der Schönebecker Region – Bert Knoblauch, Friedrich Husemann, Gunnar Schellenberger, Andreas Thews, Sabine Dirlich, Werner Herrler, Petra Grimm-Benne, Bernd Nimmich, Frank Schiwek und Thoralf Winkler – können über ihre Fraktionen mit der KVG ins Gespräch kommen, um eine noch optimalere Anbindung des Kleinen Waldsees auszuloten.

In diesem Zusammenhang rückt damit langfristig ein weiterer Aspekt ins Blickfeld: Benötigt die Stadt Schönebeck unter diesen Voraussetzungen noch ein kombiniertes Frei- und Hallenbad? Wenn sich der Kleine Waldsee bei den Schönebeckern etabliert, dann würde der Neubau eines Hallenbades ausreichen. Was wiederum ein Vorteil aus Stadtsicht wäre: Die Kosten würden sich reduzieren lassen. Nach jetzigen Schätzungen würde das Kombibad zwischen 25 und 27 Millionen Euro kosten. Ein Hallenbad ohne Freibad wäre erheblich günstiger zu haben.

Heute Abend um 17 Uhr beginnt im Schönebecker Dr.-Tolberg-Saal die Stadtratssitzung. Wie die Volksstimme erfahren hat, will sich Plötzkys Ortsbürgermeister Martin Kütz darauf vorbereiten, das Thema in den Ring zu werfen.