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Friederikenberg Schloss mit trauriger Geschichte

Elberadweg zwischen Tochheim und Steckby: Wie aus dem Nichts erhebt sich das Eingangsportal des einstigen Lustschlosses Friederikenberg.

Von Thomas Linßner 05.08.2016, 01:01

Tochheim l „Es ist eigentlich ein Unding, dass Rosamunde Pilcher noch nicht auf das Thema gestoßen ist“, witzelt Elberadler Michael Bark, der mit seiner Freundin von Dresden nach Hamburg unterwegs ist. Der Lehramtsstudent hat vor der Tour seine Schularbeiten gemacht und besondere Orte recherchiert. Im neuen Elbe-Tourismusführer des Steckbyers Ernst Paul Dörfler las er von einem „Klein-Sansouci“, von dem nur noch das Portal mit seinen imposanten barocken Sandsteinfiguren übrig ist. „Vor 250 Jahren war alles vorhanden, was zu einem Schloss gehört, einschließlich zweier Orangerien mit Fußbodenheizung, dem Lustgarten mit Pavillon, Statuen, Wasserbecken und Fontäne, einem Irrgarten und einer Grotte“, liest er Freundin Meike vor. Die versucht zwar höflich dem Vortrag des angehenden Lehrers zu folgen, dennoch flackert ihr Blick ständig durch den Wald: „Wie haben die das hier früher nur ausgehalten, bei so vielen Mücken!“

Doch Michael ist so in Schwung, dass er sich von solchen Kleinigkeiten nicht beirren lässt. Im Internet fand er einen interessanten Beitrag des Zerbsters Dirk Herrmann, der die Geschichte des Friederikenberges ausführlich recherchierte. Daraus geht hervor, dass Freud und Leid des Lustschlosses nahe beieinander lagen.

In der nahen Residenzstadt Zerbst wurde 1681 im Auftrage des Fürsten Carl Wilhelm von Anhalt-Zerbst (1652-1718) mit dem Bau eines neuen Schlosses im Stil des Barock begonnen. 1696 erfolgte der feierliche Einzug. Carl Wilhelms Sohn hieß Johann August (1677-1742). Nach seiner Rückkehr von einem längeren Studienaufenthalt im Ausland an den fürstlichen Hof zu Zerbst heiratete er 1702 die Prinzessin Friederike von Sachsen-Gotha (1675-1709). Weil es den jungen Leuten im Zerbster Schloss räumlich zu eng wurde, entstand der Plan, ein eigenes Haus zu errichten.

Man entschied sich, zehn Kilometer entfernt, unweit der Elbe, eine eigene Wohnstatt zu zu bauen. Mitten in einem Waldgebiet, auf dem „Hüttenberg“, legte Friederike im September 1704 den Grundstein für eine Schlossanlage, die zu ihren Ehren den Namen Friederikenberg erhielt.

Alles schien gut zu werden, in der Idylle des Waldes mit einer Domäne in der Nähe, die das Anwesen versorgte. Doch bald erkrankte Friederike. Bereits in den Jahren vor der Ehe mit Johann August weilte sie zu Kuren in Bad Ems. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich im Februar 1708 abermals. Gemeinsam mit ihrem Ehemann reiste sie nach Coswig zur Luftveränderung, daraufhin in das bereits damals bekannte und renommierte Karlsbad. Der Aufenthalt dort tat ihr gut.

Im Mai 1709 entschied sie sich erneut für Karlsbad. Doch hier befiel sie eine in den geschichtlichen Quellen nicht näher beschriebene Krankheit. Es heißt nur: „Die Ärzte waren machtlos. Die 34-Jährige starb am 28. Mai zwischen 8 und 9 Uhr morgens in den Armen ihres Gemahls.“ Für Johann August brach eine Welt zusammen. Der Weiterbau des Schlosses Friederikenberg war für ihn nicht mehr von Interesse.

Der Rest dieser traurigen Geschichte ist schnell erzählt: Nach dem Tod Johann Augusts 1742 geriet der Friederikenberg in Vergessenheit. Es wurden nur noch Reparaturarbeiten ausgeführt. Bereits 1751 erfolgte mit Genehmigung des Fürsten die Einrichtung eines Schankbetriebes, der von der Zerbster Bevölkerung besonders zur Pfingstzeit in Anspruch genommen wurde.

Noch heute erinnert eine Fliederhecke an die Spuren der ursprünglichen Bepflanzung.