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Geschichte Die Herkunft niemals vergessen

Um die Erinnerungen an Früher aufrecht zu erhalten, trifft sich die Landsmannschaft Ost- und Westpreußen in Schönebeck.

Von Anna Hidding 28.06.2017, 23:01

Schönebeck l Schönebeck. „Es gibt solche und solche Erinnerungen“, sagt Willi Naujoks, der Schatzmeister der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen. Und da sind sich vermutlich alle Gruppenmitglieder einig. Denn jeder der rund 30 Anwesenden hat seine ganz eigene Geschichte, wie er aus seiner Heimat Preußen in den 40er Jahren nach Deutschland kam. Und egal wie unterschiedlich die Geschichte, alle verbindet neben der Herkunft eine Gemeinsamkeit: Der Wunsch, dass die schönen Erinnerungen an die Kindheit in der Heimat niemals in Vergessenheit geraten. Genau deshalb trifft sich die Gruppe nun schon seit 25 Jahren.

Für alle Beteiligten war in dieser Zeit ein Höhepunkt: Die gemeinsame Fahrt nach Polen, in das Gebiet, das ehemals Preußen war. Zuletzt ging es 2014 auf einen einwöchigen Ausflug, den Armin Schneider, der Vorsitzende der Landsmannschaft, mitorganisiert hat. „Ich will dahin, wo ich geboren bin“, sagt er. Weil keine Busfahrt in diese Gegend angeboten wird, hat der Schönebecker die Planung kurzerhand selbst in die Hand genommen. So ging es für sechs Reisende auf eine Rundfahrt, die sie sicher auch zurück in die eigene Kindheit brachte.

Beim Treffen jüngst im „Haus Luise“, haben sich alle Mitglieder, auch die Daheimgebliebenen, einen Film angesehen, den Willi Naujoks über die gemeinsame Reise produziert hat. Zu sehen gab es neben Szenen von dem kulinarischen Teil der Fahrt, auch Impressionen der besichtigten Orte. Da kamen Erinnerungen hoch. „Da bin ich geboren!“, „unser Haus ist komplett neu gemacht worden“ und „ach, so sieht das jetzt aus“, klang es aus den Reihen.

Auch Edith Stolz erinnert sich noch gut an ihre Kindheit in Preußen. Als sie 18 Jahre alt war, im Jahr 1948, hatte ihr Vater entschieden, dass die Familie nicht unter einer „fremden Regierung“ leben wollte und deshalb aus dem heutigen Polen nach Deutschland zieht. Die erste Zeit in Schönebeck sei zwar nicht immer leicht gewesen. Spätestens mit ihrer Hochzeit im Jahr 1950 ging es aber wohl bergauf. Die 87-Jährige denkt gerne an die Reise, die sie im Jahr 1970 mit ihrem Mann in die Heimat gemacht hat. Vor allem denkt sie dann an die Gastfreundlichkeit, die das Paar dort erlebt hatte.

Einige Parallelen finden sich in der Geschichte von Armin Schneider. Der Vorsitzende der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen ist auch im Jahr 1948 nach Deutschland gekommen. Damals war er zehn Jahre alt. Auch für ihn war der Umzug hierher eine sehr aufregende Zeit. Als der Befehl dazu kam, machte sich seine Familie mit Sack und Pack auf den langen Weg. Wie viele Tage sie damals unterwegs waren, weiß der 79-Jährige nicht mehr. Er mache sich immer wieder gerne auf eine Reise in die alte Heimat, trotz der unruhigen Zeiten.

Die erlebte damals auch ein weiteres Mitglied der Landsmannschaft. Der Schönebecker erzählt, dass er bereits im Jahr 1944 nach Deutschland kam. Sein Zug geriet während der Fahrt unter Tieffliegerbeschuss. Bei dem Umstieg in einen anderen Zug, verlor er Mutter und Schwester. Erst Jahre später erfuhr er, dass die beiden in die Bahn nach Buchholz eingestiegen waren. Der Ort wurde während des Krieges stark zerbombt. Der 85-Jährige hat seine Verwandten nie wieder gesehen. „Es war eine schlimme Zeit“, sagt er heute. Auch wenn viele Erinnerungen schmerzen müssen, wird deutlich: Die Vereinsmitglieder möchten, dass die Schönen überwiegen. Und das schaffen sie auch, wenn sie glücklich über ihre Fahrten sprechen und dabei an vergangene Zeiten denken.