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Grundbucharchiv  Offenes Schloss sorgt für reges Interesse

Premiere: Zum ersten Mal fand ein Tag der offenen Tür im Barbyer Grundbucharchiv statt.

Von Thomas Linßner 13.11.2015, 00:01

Barby l „Ich bin zum ersten Mal seit 1945 wieder im Schloss“, gestand Hannelore Otte, die damals Herzog-Heinrich-Schülerin war. Sie durfte mit ihren verbliebenen Klassenkameraden nur noch mal zum Saubermachen hinein, als die Zwangsarbeiter abgezogen waren. Seit im Juli 1945 das Objekt von der Roten Armee als Kaserne besetzt wurde, war Feierabend mit Öffentlichkeit. Später, als die Russen abgezogen waren und das schöne Barock­ensemble Aufnahmeheim für westdeutsche Übersiedler und 1979 zum Archivdepot wurde, war es für die Öffentlichkeit stets tabu. Rein durfte nur, wer hier arbeitete; vereinzelt zur DDR-Depotzeit auch Brigaden. Nach der Wende war es ähnlich: Sporadisch bot man Führungen für Reha-Patienten an, immer zur Kranzniederlegung bei Königsschießen ist der Schlosshof mal eine halbe Stunde geöffnet.

Das große Interesse der Barbyer ist also gut zu verstehen. Schon zu Beginn bildeten sich Schlangen, die grüppchenweise von Amtsgerichtsmitarbeitern durch das Objekt geführt wurden. „Ich habe extra Urlaub genommen, um dabei zu sein“, sagte Gudrun Przybylla. Auch für Helga Vogt aus Barby war der Besuch eine Premiere: „Das Schloss war ja immer mit Brettern vernagelt“, spielte sie auf die Kasernen- und spätere Aufnahmeheim-Zeit an.

Der Entschluss, auch alle Schüler der Elbestadt einzuladen, ehrt die Entscheider um Amtsgerichtsdirektorin Sigrun Lehmann, die sich auf das jeweilige Alter einstellten. So berichtete Mitarbeitern Silvia Worrmann, wie schwer die Entzifferung der bis zu 500 Jahre alten Handschriften sein kann. Man habe beispielsweise lange über den Namen „X-ian“ gerätselt. „Bis uns einfiel, dass im englischen Sprachraum ‚X-mas‘ für ‚Christmas‘ steht. Also hieß der Mann Christian.“

Heute darf man es als Segen bezeichnen, dass das Schloss in den Händen des Landes ist. Über 10 Millionen Euro seien in die Sanierung gesteckt worden, wie Sigrun Lehmann einschätzte. Hier sind die Grundbücher aus ganz Sachsen-Anhalt zentral eingelagert. Es handelt sich um etwa eine Million Bücher und 15 000 laufende Meter.