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Haustafel Das, was den Ort prägt, bewahren

Ortsteilprägendes bewahren. Das hat Michael Horrmann durch die Sanierung der Haustafel an der Langen Straße 11 getan.

Von Kathleen Radunsky- Von Kathleen Radunsky- 04.01.2017, 13:18

Welsleben l „Diese Initiative sollte gelobt werden, hier ist wieder was ‚Ortsbildprägendes‘ für spätere Generationen erhalten geblieben.“ Mit diesen Worten hat sich Hans-Jürgen Korn von der Geschichts-Arbeitsgruppe Welsleben an die Redaktion gewandt. Er meint einen jungen Welsleber, der etwas Historisches im Ort erhalten hat. Selbstverständlich ist das nicht. Deshalb lobt Hans-Jürgen Korn den Einsatz.

Für Michael Horrmann, der in diesem Fall der Gelobte ist, ist das eine gern gehörte Anerkennung. Wiederum ist sein Engagement für ihn selbst schon selbstverständlich gewesen. Worum geht es überhaupt?

Der umbaute Hof in der Langen Straße 11 in Welsleben ist mehr als einhundert Jahre alt. Erbauer war eine Familie Diesing. Später ging der Besitz an Familie Plümecke über, dann an die LPG und zuletzt wieder an Familie Plümecke. Sie übergab das Gelände 2010 an den heute 27-jährigen Michael Horrmann zur Verwaltung. Seither vermietet er die drei Wohnungen.

Inzwischen ist das Gebäude in die Jahre gekommen. Der Putz am Torbogen bröckelte in Größenordnung ab. Grund genug für Michael Horrmann, eine Teilsanierung zu beginnen. Erst einmal den Torbogen, in einem zweiten Schritt soll das Haus an sich folgen.

Die Sanierung des Torbogens, die im September 2016 vorgenommen wurde, ist aber noch nicht lobenswert an sich. Das Augenmerk des Hobbyhistorikers Hans-Jürgen Korn liegt auf der sogenannten Haustafel, die sich oberhalb der Türeinfahrt befindet. „An den umbauten Höfen in unserer Gegend wurden oft sogenannte Haustafeln oder Hausinschriften angebracht, auf welchen die Fertigstellung und der Bauherr des Hauses genannt waren. Manchmal wurden auch Sprüche mit weltlichen oder religiösen Inhalten aufgeführt“, führt Elmar Ziegler in dem Heft „Welsleben heute“, herausgebracht von der Geschichts-Arbeitsgruppe, zu diesem Thema aus.

Im Fall der Langen Straße 11 ist auf der Haustafel vermerkt, dass Andreas Diesing und seine Frau Catharina das Haus erbauen ließen. Datiert ist es auf das Jahr 1860. Üblich sei es damals gewesen, auf dieser Haustafel zusätzlich zu dem Erbauer einen religiösen Text zu schreiben. Hier ist es, so hat es Elmar Ziegler recherchiert, die Nummer 413 „Wer gute Tage hat?“ des Geistlichen Blumengärtlein von Gerhard Tersteegen (1769): „Wer gern in unverrückter Still / Und gute Tage leben will,/Muß seine Ruh in allen Fällen/ Allein in Gottes Willen stellen.“

Für Michael Horrmann ist das alles Grund genug, die Haustafel zu erhalten. „Wenn ich einmal den Torbogen sanieren lasse, dann richtig“, sagt er. „Es ist doch schön, so etwas erhalten zu können“, begründet er. Deshalb hat er an seinem eigenen Wohnhaus, der Langen Straße 12, natürlich auch die Haustafeln - hier sind es drei Stück an der Zahl - sanieren lassen. Sie befinden sich an der äußeren Hauswand, im Torbogen und an der Hofseite.

Apropos Torbogen. Dazu kann Elmar Ziegler ausführen: „Für die umbauten Höfe in unserer Gegend war es üblich, die Abgrenzung zur Straße mit Torbögen zu versehen. Die bauliche Ausführung in der Breite und Höhe musste ausreichen, um mit einem vollbeladenen Ackerwagen hindurchzukommen.“ Und: „Die Ausführung und Gestaltung der Tür- und Torbögen waren außerdem ein Merkmal des Besitztums und der gesellschaftlichen Stellung des Bauern.“