Heimatfotorätsel Idylle mit Straßenbahn

Beim Heimatfotorätsel war die Salzer Straße in Schönebeck gesucht.

Von Ulrich Meinhard 12.05.2017, 01:01

Schönebeck l Obwohl schon lange keine Straßenbahn mehr durch Schönebeck fährt, haben viele Leser das aktuelle Bild zum Heimaträtsel erkannt. Abgebildet ist die Salzer Straße, wer genau hinschaut, sieht sogar den Salzturm durchblitzen.

„Ich bin Jahrgang 1937. Kann mich noch erinnern, dass wir meine Oma, die in Magdeburg wohnte, von Felgeleben aus zur Straßenbahn nach Schönebeck gebracht haben. Das muss so zum Kriegsende gewesen sein. Die Haltestelle war in der Salzer Straße, Höhe Kaufhaus Conitzer.“ Diese Erinnerung teilt Ruth Endemann per Postkarte der Volksstimme mit und klärt so auf: Das jüngste Heimaträtsel zeigt die Salzer Straße.

„Dieses Bild aus den 1930er/Anfang 1940er Jahren zu sehen, ist die reinste Freude für mich. Schönebeck war eine pulsierende Stadt“, findet Harald Bahr von Ehrenberg. Fußgänger waren noch auf dem Bürgersteig und die Radfahrer nur auf der Straße, schreibt er und fährt fort: „Etwas anders als heute. Und die Straßenbahn fuhr noch bis zur Wendeschleife am Kaufhaus Conitzer bis kurz vor das Bahnbrückental. In dieser Salzer Straße flanierte man, man wollte gesehen werden auf dem Weg zum Markt oder zur Elbe. Geschäft an Geschäft reihte sich aneinander und auch links und rechts der Straßenseiten gab es Lokalitäten und sogar ein Hotel mit Kegelbahn und Konzerthalle. Überschreiben würde ich das Bild mit: ‚Es war einmal‘.“

Gerhard Waldt ergänzt: „Das Bild zeigt die Ausweiche der Straßenbahn in der Salzerstraße vor dem Kaufhaus Conitzer. Aufgenommen wahrscheinlich vor 1935, denn in diesem Jahr wurde das Bahnbrückental erbaut und auf dem Bild ist von den Bauarbeiten noch nichts zu sehen. Was mir besonders auffällt, ist links im Bild das Schuhgeschäft und die Filiale der Schuhfabrik Conrad Tack in Burg. Dort wurden bis zur Wende Schuhe produziert. Der Straßenbahnbetrieb wurde leider 1969 eingestellt.“

„Die Linie 14 fuhr bis zum Bahnbrückental, dann bis zur Einstellung zum Polizeikreisamt.“

„Die Friedrichstraße ist es nicht – die hatte Kastanienbäume“, sagte Christel Altwasser am Lesertelefon. „Das ist die Salzer Straße“, fügt sie hinzu.

„Beim Heimaträtsel vom 6. Mai handelt es sich meiner Meinung nach um die Salzer Straße in Schönebeck“, schreibt Gerd Schröder. „Die Blickrichtung geht vom Bahnbrückental (eventuell noch vom Bahnübergang Salzer Straße/Friedrichstraße) in Richtung Salzturm/Salztor/Markt. Den Salzturm kann der Leser am Ende der linken Häuserreihe schwach erkennen. Man beachte die mit Bäumen gesäumte Straße. Ob so etwas heute auch möglich wäre?

„Das Schuhgeschäft Tack war auf dieser Höhe“, weiß Ingrid Meyer aus Eggersdorf. „Am Gebäude links im Bild ist der Name Conrad Tack zu erkennen.“

„Dieses Schuhgeschäft in der Salzer Straße 12 hat es bis in die 1930er Jahre gegeben“, ergänzt Edgar Heyde.

Bernd Hamel lässt wissen: „Es ist die Salzerstraße. Die Straßenbahn-Linie 14 fuhr bis zum Bahnbrückental, dann bis zur Einstellung im Jahre 1969 bis zum Polizeikreisamt.“

„Das heutige Bild zeigt die Endstelle der Straßenbahn in der Salzer Straße vor dem Kaufhaus Conitzer. Ein idyllisches Bild“, findet Jürgen Hennenhöfer. Er sagt auch warum: „Straßenbahn- und Autoverkehr sowie Radfahrer in beiden Richtungen und Bäume. Heute: Einbahnstraße und Radfahrer oftmals in beiden Richtungen auf dem Bürgersteig.“

Die als Vorortbahn am 6. September 1926 in Betrieb genommene Straßenbahnlinie zwischen dem Zentrum Magdeburg und Schönebeck habe die Nummer 14 erhalten. „Ab 21. April 1926 pendelte bereits eine Bahn zwischen Westerhüsen und Frohse. Diese Teilstrecke trug die Nummer 13“, setzt Jürgen Hennenhöfer fort und nennt sogar die Quelle seines Wissens, nämlich die Internetseite www.msf-ev.de.

Die Argumentaion von Sabine Adler lautet: „Die Bimmel in Schönebeck kennen doch noch viele Schönebecker und die wissen auch, dass diese auch durch die Salzer Straße fuhr. Also das heutige Foto zeigt die Salzer Straße. Mit der Straßenbahn sind in den 60er Jahren auch viele Magdeburger zum Einkaufen nach Schönebeck gekommen.“

Die Vielfalt der Angebote im Einzelhandel ging aufgrund der großen Einkaufsmärkte zurück.

Auch Horst Spiegel kann problemlos das historische Fotorätsel knacken, er nennt sogar die Hausnummer, in deren Höhe das Bild aufgenommen worden ist, nämlich die 17. Er berichtet von einem Bekleidungshaus namens „Groß und Schwertfeger“, auch von der Nordsee AG Fischwaren, die in der Straße ihren Sitz hatte. Sein Vater betrieb in der Salzer Straße ein Elektrogeschäft. „Das ist heute alles verschwunden – und es gibt recht viel Leerstand“, bedauert Horst Spiegel. Aber das sei kein Wunder, weil die großen Einkaufsmärkte den kleineren Einzelhandel verdrängen. So leide denn auch die Vielfalt der Angebote.

Erinnerungen an die Bimmel in Schönebeck hat auch Ros- witha Schwabe, sie schreibt: „Ich habe Ansichtskarten, da fuhr die Straßenbahn bis in die Salzer Straße, Höhe des heutigen Schuhladens. Habe diese Zeit aber nicht persönlich kennen gelernt. Wir sind immer in die Linie 14 in der ‚Ausweiche‘ in Frohse eingestiegen, weil wir in der Wilhelm-Hellge-Straße gewohnt haben. Wenn wir auf der Brücke waren und die Straßenbahn fuhr in Richtung Schönebeck, wussten wir, dass wir gut in der Zeit lagen.“

Hartmut Schröder aus Eickendorf ist in Zens aufgewachsen. Er schätzt ein, dass das Foto vor 1930 aufgenommen worden sein muss. Mit seiner Großmutter ist er zuweilen nach Magdeburg gefahren und das ging früher noch mit der Straßenbahn. „Der Bau der Frohser Brücke bedeutete das Aus für die Straßenbahn in Schönebeck“, ist er sicher.

Richtig lagen mit ihren Antworten unter anderem auch: Ursula Goerke, Marion Wille, Rolf Finger, Gabriele Schmidt, Daniel Gonska, Brigitte Kathke, Werner Hilbrich (keine Garantie auf Vollständigkeit aller Leser, die sich zum Heimaträtsel geäußert haben).

Gewonnen hat dieses Mal Hartmut Schröder. Er kann sich in der Redaktion in der Wilhelm-Hellge-Straße 71 ein kleines Präsent abholen.