Im Salzlandkreis Schlösser der Monarchen

Im Salzlandkreis befinden sich zwei Schlösser, deren Errichtung auf die Grafen von Barby zurück geht. Sie stehen in Großmühlingen und Barby.

Von Thomas Linßner 12.01.2017, 16:03

Barby/Großmühlingen l Vom Barbyer Schloss existieren noch Teile der spätmittelalterlichen Burg - sie sind allerdings heute in wenig ursprünglichem Zustand und wurden mehrfach umgebaut. Es handelt sich um den dem Schlosspark zugewandten Gebäudekomplex.

Herzog Heinrich von Sachsen-Weißenfels-Barby ließ an Stelle der recht unansehnlich gewordenen alten Burg von 1687 bis 1715 ein neues Schloss errichten. Für die kleine Grafschaft Barby war der Bau viel zu groß und pompös.

Herzog Heinrich verdingte mit Johann Arnold Nehring und Andreas Schlüter die besten Baumeister jener Zeit. Die barocke Innenausstattung übernahmen der Italienische Maler Giovanni Simonetti und der Deutsche Andreas Pitzler.

1749 zog die Herrnhuter-Brüdergemeine ein und gründete die Ausbildungsstätte „academica barbyensis“.

1749 wurde das Schloss an die Herrnhuter-Brüdergemeine verpachtet. 1801 dann nahm der sächsische Kammer-Kommissionsrat Johann Gottfried Dietze die Vorwerke in Pacht, später auch das Schloss mit allem Zubehör. 1813/14 diente der Prunksaal als Lazarett für typhuskranke Soldaten, die mit Schiffen auf der Elbe heran transportiert wurden. Etwa 600 starben in Barby. Sie wurden am Landgraben, wenige hundert Meter vor der heutigen Weizenstärkefabrik Cargill, beigesetzt.

Am 1. April 1855 hatten sich die Räume des alten Grafenschlosses mit einer großen Anzahl junger Leute gefüllt, die hier für einige Jahre sesshaft werden wollten. Es wurde das „königliche Lehrerseminar“, das sich seit 1823 in der Prälatenstraße in Magdeburg befand, nach Barby verlegt.

Die Präparandenanstalt, zunächst nur locker, später fester mit dem Seminar verbunden, sorgte für den Nachwuchs an Lehrerstudenten. Wenige Jahre später, 1858, wurde die Provinzial-Blindenanstalt in einem dazu hergerichteten Teil des Schlosses eröffnet.

1898 kam sie nach Halle, während in Barby eine Blindenhilfsanstalt eingerichtet wurde. In dieser befanden sich Zöglinge und Pfleglinge, wie man damals jugendliche und erwachsene Insassen bezeichnete. Sie lernten das Flechten von Körben und Decken sowie die Bürstenbinderei.

Mehrere schwere Brände setzten dem barocken Gebäude in seiner Geschichte zu. Nach Schadfeuern von 1739, 1907, und 1917 wurde der Prunkbau im April 1993 Opfer eines Brandanschlages. .

In einem Gewölbe des Nordflügels befindet sich die Gruft des Begründers Herzog Heinrichs. Sämtliche Marmorsärge und Gebeine der herzoglichen Familie sind seit Kriegsende verschollen.

16. Jahrhundert

Die Großmühlinger Renaissanceanlage stammt in seiner jetzigen Gestalt aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Sie diente mehrfach als Residenz der Arnsteiner Grafen von Barby und Mühlingen (1240 bis 1659) beziehungsweise einer Seitenlinie der Fürsten von Anhalt-Zerbst.

Der bereits im 12. Jahrhundert errichtete Vorgängerbau einer Burg wurde 1318 durch Erzbischof Burchard III. von Magdeburg und 1632 von Soldaten Pappenheims zerstört. Man geht davon aus, dass die heutigen Kellergewölbe noch von dieser Niederungsburg stammen und somit die ältesten Teile der Anlage sind.

In der alten Burg hat Eike von Repkow möglicherweise Teile seines mittelalterlichen Rechtsbuches „Sachsenspiegel“ geschrieben.

Es gilt als sicher, dass sich der Ritter zwischen 1219 und 1233 oft in den Mauern der Großmühlinger Burg aufhielt. Die Entstehungszeit des „Sachsenspiegel“ wird zwischen 1215 und 1235 datiert.

Etwa 1530 baute Graf Wolffgang I. die Burg zu einer Residenz aus. Die Seitenflügel bekamen die prägenden mit Voluten geschmückten Renaissancegiebel, wie wir sie heute noch kennen.