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Initiative Kampf den leeren Schaufenstern

Die Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden in Calbe will die Innenstadt verschönern.

Von Thomas Höfs 30.09.2016, 01:01

Calbe l Einst waren es die Märkte, die die Städte heraushoben. Das Marktrecht führte dazu, dass sich die Menschen in den Städten trafen, lebten und handelten. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts stehen die kleinen Kommunen vor völlig neuen Herausforderungen, was das Handeln innerhalb ihrer Stadtmauern angeht. Statt einer Warenfülle erleben die kleinen Städte ein Sterben des Einzelhandels. Die kleinen Geschäfte geben auf. Für die freien Läden findet sich kein Nachmieter, kein Einzelfall.

Dann bleiben die Schaufenster leer. Mit jedem weiteren leeren Schaufenster wirkt die Innenstadt unfreundlicher. Das Problem haben die Gewerbetreibenden in der Saalestadt erkannt. Sie wollen nach den Worten von Dieter Tischmeyer, dem Vorsitzenden, das Problem jetzt angehen. Die Innenstadt wäre schöner, wenn die leeren Schaufenster verschwinden würden, meinen die Gewerbetreibenden. Sie trafen sich Mittwochabend, um über das Problem zu reden, sagte Dieter Tischmeyer.

In Zukunft wollen die Händler die leeren Schaufenster gestalten. Was sich einfach anhört, ist vor allem mit viel Arbeit verbunden, sagt er. Denn zunächst müssen die Gewerbetreibenden dazu mit den Eigentümern der leeren Geschäfte erst einmal Kontakt aufnehmen. Die Eigentümer müssten den Gewebetreibenden erlauben, die Schaufenster zu gestalten. Das werde sicherlich noch einige Zeit dauern, bis die entsprechenden Genehmigungen vorliegen, schätzt er ein. Schwieriger sei es sicher bei jenen Eigentümern, die nicht in Calbe leben, schätzt er weiter ein. Dennoch wollen die Händler das Thema nun angehen. In den kommenden Wochen wollen sich die Gewerbetreibenden auch darüber verständigen, wie die leeren Schaufenster gestaltet werden sollen. Die Aktion sei noch ganz am Anfang, sagt er.

Der Handel in den Kleinstädten ist seit Jahren auf dem Rückzug. Vor allem große Ketten und der Internethandel nehmen die kleinen Händler in den Kommunen in die Zange. Deshalb wandelt sich das Bild in vielen Kommunen. Wo einst prächtige Einkaufstraßen mit vielen Läden waren, reduziert sich das Angebot seit Jahren. Gab es früher ein umfangreiches Angebot in den Innenstädten, verlagerte es sich mit dem Siegeszug der Supermärkte und Discounter. Obwohl die Einrichtungen vor allem Lebensmittel vertreiben wollen, spielen andere Waren zunehmend eine größere Rolle im Sortiment. Mehrfach in der Woche wechseln mitunter die Angebote. Da können kleine Händler schon lange nicht mehr mithalten.

Dafür können die lokalen Händler mit anderen Dingen punkten. Stimmt der Service, können sie sich auch gegen die großen Ketten durchsetzen. Doch insgesamt werde es für die Innenstadthändler schwerer, schätzt Dieter Tischmeyer ein.

Auf dem Vormarsch ist seit Jahren daneben noch der Internethandel. Unabhängig von Öffnungszeiten können die Menschen hier einkaufen. Dafür verzichten sie auf Service und Beratung. Allerdings steht den lokalen Händlern das Internet ebenfalls offen. Es gibt bereits einige Beispiele dafür, dass sich der lokale Handel auch im Internet erfolgreich behaupten kann. Denn über das Internet lassen sich natürlich viel mehr Menschen erreichen, als mit einem Geschäft in einer Kleinstadt.

Für die Calbenser Gewerbetreibenden ist es wichtig, dass ihre Stadt weiter lebenswert für die Menschen ist. Die Einwohner sollen gern in die Innenstadt kommen, sagt Dieter Tischmeyer. Denn neben dem Handel erfüllt die Innenstadt für die Bürger noch eine andere Funktion. Sie dient als Treffpunkt für die Menschen. Hier pflegen die Einwohner ihre sozialen Kontakte. Vielleicht besteht in der Wandlung zu einem noch besseren Treffpunkt die Herausforderung für die Innenstädte?

Die Schaufenster-Aktion der Gewerbetreibenden zeigt aber, dass sie sich für ihre Stadt engagieren wollen. Auch den Eigentümern der leeren Geschäfte dürfte die Aktion entgegenkommen. Vielleicht finden sich für die gestalteten Läden schneller neue Mieter mit einer guten Idee. Die Bürger dürften sich jedenfalls wohler fühlen, wenn die mehr als zehn leerstehenden Geschäfte nicht mehr so auffallen werden, schätzt Dieter Tischmeyer mit den Gewerbetreibenden ein.