1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Wo bleiben die Medaillen?

Judo Wo bleiben die Medaillen?

Der 1. Schönebecker Judoclub hat eine Beschwerde an den Landessportbund (LSB) Sachsen-Anhalt gerichtet. Der Club ist unzufrieden.

Von Emily Engels 11.04.2017, 01:01

Schönebeck l Joachim Ladebeck steht vor einem Dilemma, das er endlich klären möchte. Der Vizepräsident und Trainer beim 1. Schönebecker Judoclub schickt seit Jahren seine Nachwuchsathleten auf die Eliteschule des Sports in Berlin, anstatt nach Halle. Denn im eigenen Bundesland, so sagt er, würden die Sportler auf den Eliteschulen nicht ausreichend gefördert. „Es bleiben seit Jahren die Medaillen aus“, erklärt Ladebeck.

So habe es seit langer Zeit im Fachbereich Judo keine Nachwuchsathleten aus Sachsen-Anhalt gegeben, die eine Auszeichnung bei den Deutschen Meisterschaften geholt haben. Ladebeck glaubt, dass die fehlende Leistung des Nachwuchses im direkten Zusammenhang mit dem beim Landessportbund (LSB) Sachsen-Anhalt angestellten Landestrainer Mike Kopp steht. „Wenn acht oder neun Jahre keine Medaillen kommen, muss doch beim LSB mal nachgeschaut werden, woran das liegt“, findet er.

Frank Löper, Referent für Kommunikation beim LSB, sagte dazu auf Anfrage der Volksstimme, dass er glaube, dass es sich um ein persönliches Pro- blem des Schönebecker Clubvorstandes mit dem Landestrainer handele. „Es steht uns nicht zu, seine Leistung zu beurteilen“, so der Kommunikationsreferent aus Halle. Ein umso größerer Grund für Ladebeck, sich aufzuregen. „Die Trainer dort haben Narrenfreiheit“, meint er. Er habe das Problem bereits 2012 angesprochen, es wurde allerdings bis heute nichts unternommen.

In einem Schreiben an den LSB kritisiert Wolfgang Ferdin vom 1. Schönebecker Judoclub neben der Leistung des Landestrainers Kopp zusätzlich, dass der Club nicht als Landesstützpunkt für den Fachbereich Judo berufen werde. Zu dem Kritikpunkt erklärt Frank Löper: „Der Judoclub kann nur zu einem Stützpunkt ernannt werden, wenn Sportler aus dem Club an eine der Eliteschulen des Sports in Sachsen-Anhalt geschickt werden.“ Da von dem 1. Schönebecker Judoclub aktuell keine Schüler mehr an die Eliteschulen des Sports in Halle oder Magdeburg geschickt werden, sondern nach Berlin, erfülle der Verein nicht die Kriterien.

Aus Joachim Ladebecks Sicht ein Teufelskreis, aus dem er derzeit kein Entrinnen weiß. „Der LSB schiebt die Verantwortung vor sich hin, er hängt sich nicht rein. Es müssen dort erst mal neue Grundlagen geschaffen werden, damit ich wieder Nachwuchsathleten nach Halle schicke“, sagt er.

Einer der Athleten, die er vor vielen Jahren noch nach Halle geschickt hat, ist der heute 20-jährige Martin Kuhn aus Schönebeck. „In Halle haben wir fünfmal pro Woche trainiert, am Anfang noch unter Mike Kopp und in höheren Klassen unter Werner Schulze“, erzählt er der Volksstimme. Er bestätigt, dass er auf der Eliteschule zwar sehr gut für Wettkämpfe im Mitteldeutschen Raum vorbereitet wurde, für Medaillen bei den Deutschen Meisterschaften habe es allerdings nicht gereicht. „Mike Kopp hat uns meistens sofort auf die großen Wettkämpfe geschickt, auch, wenn wir nicht richtig darauf vorbereitet waren“, erzählt Martin Kuhn.

Das Training sei allgemein lockerer gewesen, als später bei Werner Schulze. Der Zug, um bei den Deutschen Meisterschaften noch zu punkten, sei dann irgendwann abgefahren, das habe man nicht mehr nachholen können. Die Schule verlassen hat Martin Kuhn aus anderen Gründen. „In der elften Klasse sind meine schulischen Leistungen schlechter geworden. Ich wollte Abitur machen und bin deshalb zurück nach Schönebeck aufs Gymnasium gegangen und habe dort die elfte Klasse wiederholt“, sagt er. Dass er auf die Eliteschule des Sports gegangen ist, habe ihm trotzdem geholfen. Denn Martin Kuhn will Polizist werden. „Der sportliche Teil der Aufnahme in Aschersleben fiel mir jedenfalls leicht“, sagt er.

Mit dem 1. Schönebecker Judoclub hat der junge Mann nichts mehr zu tun. Ladebeck fordere seiner Ansicht nach zu viel, das sei weder mit seiner Schule vereinbar gewesen, noch heute mit seiner Ausbildung an der Polizeischule. Auch er tippt auf ein persönliches Problem zwischen Ladebeck und Kopp.

Vom LSB ist derweil ein Schreiben an den 1. Schönebecker Judoclub gegangen, in dem zu einem persönlichen Gespräch nach Halle eingeladen wird. „Das scheint der richtige Weg“, findet Löper. „Das führt eh zu nichts“, glaubt hingegen Ladebeck. Und der Landestrainer Mike Kopp selbst? Der wollte sich gegenüber der Volksstimme zu dem Thema nicht äußern.