1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Kleiner Schritt mit großer Bedeutung

Jugendweihe Kleiner Schritt mit großer Bedeutung

In Schönebeck gab es am Wochenende die ersten Zeremonien der Interessenvereinigung Jugendweihe.

Von Emily Engels 15.05.2017, 01:01

Schönebeck l Dieser eine Schritt, den die Jugendlichen auf der Bühne nach vorne machen, wenn ihr Name genannt wird. Dieses Lächeln – eine Mischung aus Freude und Nervosität. Und dieser sichtbare Aufwand, den die jungen Menschen für diesen Tag betrieben haben. All dies sind Gründe, warum Margitta Fleischer vom Landesverband Sachsen-Anhalt der Interessengemeinschaft Jugendweihe den Tag der Jugendweihe so sehr wertschätzt.

An seine damalige Jugendweihe erinnert sich Festredner Frank Schiwek (SPD) noch gut. „Nur an die Festrede kann ich mich nicht mehr so ganz entsinnen“, gibt er zu und fügt ein wenig nervös hinzu: „Ich war heute mindestens so aufgeregt wie ihr. Den ganzen Morgen habe ich gehofft, dass ihr meine Rede nicht uncool finden werdet.“

Auch Margitta Fleischer weiß, dass der Tag neben sehr viel Freude mit mindestens genauso viel Aufregung verbunden ist. „Es fängt dabei an, die Kleidung für den Tag auszusuchen. Dann muss die Feier organisiert werden – alles soll einzigartig werden“, beschreibt sie.

Damit das auch auf den Vormittag im Tolbergsaal zutrifft, legt sich die Mitorganisatorin jedes Jahr aufs Neue ins Zeug. „Zu DDR-Zeiten hat noch ein Sinfonieorchester gespielt, heute machen wir das zeitgemäßer“, so Fleischer. Deshalb haben sie das Duo „Sammy und Claudi“ aus Staßfurt organisiert. „Bei der Auswahl der Cover-Songs haben die jungen Leute Mitspracherecht gehabt“, so Fleischer.

Auch die Moderation des Vormittags übernehmen junge Leute. Johanna Gräber und Anne Jacobs (beide 17) lesen zwischen den Musikbeiträgen und der Festrede lustige Sprüche über das Erwachsenwerden vor und Emma Jacobs (9) übergibt die Rosen bei der Zeremonie auf der Bühne.

Die Schönebeckerinnen Anna-Lena Siemoneit und Lara Sophie Helli (beide 14) trauen sich, selbst eine kleine Rede zu halten, in der sie den Eltern und Lehrern dafür danken, dass sie sie beim Erwachsenwerden begleiten.

„Natürlich kann man den Moment, an dem man sich erwachsen fühlt, schlecht an einem Datum festlegen“, findet Schiwek. Es mag bei dem ersten Glas Sekt anfangen, bei dem ersten Kuss oder aber auch erst zum 18. Geburtstag, zählt er auf. Vielmehr gehe es darum, mit der Zeit Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Den jungen Menschen gibt er an dem Vormittag mit auf den Weg, alle Chancen zu nutzen, die das Leben ihnen bietet, aber „auch kritisch zu hinterfragen“.

Dass es bei der Jugendweihe auch um Wertevermittlung geht, spricht neben Schiwek auch Fleischer an. „Das Vermitteln von Toleranz und Werten hat bei der Jugendweihe eine Tradition“, findet sie.

Doch auch die Äußerlichkeiten seien für die Zeremonie nicht unwichtig – die Tatsache, dass Jugendliche sich genau so zurecht machen, wie sie es sich wünschen. „Das kann auch heißen, dass jemand in Jeans und T-Shirt erscheint – es geht darum, eigene Entscheidungen zu treffen“, betont sie. Es mag vielleicht nur ein kleiner Schritt sein, den die Jugendlichen auf der Bühne machen, wenn sie ihren Namen hören. Doch Fleischer erklärt: „Es kommt auf die symbolische Kraft dahinter an. Und die ist riesengroß.“