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Kammerphilharmonie Großes Finale im Theater von Braga

Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie ist auf Tournee. Chefdirigent Gerard Oskamp berichtet aus seinem Tagebuch.

Von Gerard Oskamp 27.09.2016, 11:52

Schönebeck/Braga l Ein Grund dafür, warum das Land Sachsen-Anhalt uns bei dieser Reise unterstützt, ist ihr Wunsch, dass wir mit lokalen Kunstschaffenden in Kontakt kommen und mögliche Projekte für eine Zusammenarbeit untersuchen. Und das ist genau das, was ich gestern getan habe. Ich bin nach Coimbra gefahren, eine alte Universitätsstadt hundert Kilometer südlich von Porto und habe dort Frau Cabral-Martins, die Direktorin vom lokalen „Orchestra classica do Centro“ getroffen.

Dieses Orchester ist um fünf Streicher größer als die Kammerphilharmonie, aber sonst sehr vergleichbar. Frau Cabral wies sofort darauf hin, dass beide Orchester in der Mitte ihres jeweiligen Landes angesiedelt sind. Seit fünfzehn Jahren betreut sie ihres und versucht, die Bedeutung für Stadt und Land zu erhöhen. Mit Stolz zeigte sie mir eine alte Kirche, die sowohl Teil eines großen barocken Gebäudekomplexes ist, als auch in einen sehr modernen Neubau integriert ist.

Man muss es gesehen haben um zu glauben, wie schön das eine zum andern passt. Das Interieur der Kirche ist in einen prächtigen modernen Konzertsaal mit 400 Sitzplätzen umgewandelt, wo jetzt am 1. Oktober das Eröffnungskonzert stattfindet. Auch das Probegebäude des Orchesters ist etwas Besonderes. Als Pavillon für die Weltausstellung in Hannover gebaut, wurde es danach nach Coimbra verfrachtet und wieder aufgebaut. Eine wirklich einmalige Architektur mit Wänden aus Korksteinen und einer Decke aus Stoff, durch die das Tageslicht scheint.

Über die verschiedenen Möglichkeiten der Zusammenarbeit haben wir lange gesponnen und ich vermute, dass wir in der Zukunft davon einiges merken werden. Jetzt aber muss ich schnell zur Probe im Theater in Braga, 60 Kilometer nördlich von Porto, wo unser letztes Konzert beginnt.

Unser letztes Konzert auf der Tournee fand statt in Braga, einer schönen barocken Stadt nördlich von Porto. Das Theater zu erreichen war ein bisschen kompliziert, da das ganze Stadtzentrum untertunnelt ist. Das Navigationsgerät behauptete zwar, dass man am Ziel sei, aber tatsächlich befand man sich im Dunkeln unter der Erde.

Es kostete den Busfahrer viel Zeit und Nerven, um endlich den Bühneneingang des Theaters anfahren zu können. Das Stadtzentrum war wunderschön, mit vielen barocken Kirchen, großen Plätzen mit Wasserspielen und überall Blumen.

Auch das Theater war ein Traum. Zwar ist es nur etwa 100 Jahre alt, aber gebaut im Stile der großen klassischen Häuser, wie der Semperoper oder des Theaters „Unter den Linden“. Eine kurze Probe verriet uns, dass auch die Akustik zu den Besten gehörte, die wir bislang erlebt haben. Also begannen wir sehr gut gelaunt unser letztes Konzert. Der Saal war gut belegt und das Publikum sehr begeistert.

Alles in allem der richtige Abschluss von einer erfolgreichen, interessanten und erlebnisvollen Konzertreise. Wenn die Rückreise auch noch problemlos verläuft, werden wir uns ab Mittwoch mit neuer Energie den Proben zuwenden.

Schließlich stehen diese Woche vier Konzerte auf dem Programm. Erst zwei Schulkonzerte mit „Wir bauen ein Orchester“. Dann am Wochenende spielen wir in Staßfurt und Bernburg mit der 16-jährigen Ausnahmegeigerin Sophie Wang Mozarts 5. Violinkonzert und anschließend mit dem ganzen Orchester Beethovens 4. Symphonie. Auch wieder etwas, um sich darauf zu freuen!