Kanuten Neues Bootshaus in Calbe

Die Kanuten in Calbe haben ihr neues Bootshaus in Besitz genommen, nachdem das alte überflutet wurde und abbrannte.

Von Thomas Höfs 13.11.2016, 17:00

Calbe l Am 7. Juni 2013, erinnert die Kanu-Abteilungsleiterin Christel Löbert am Sonnabend, brannte das Bootshaus der TSG Calbe ab. Obwohl die Saale damals mit einem Rekordwasserstand für ein verheerendes Hochwasser sorgte, vernichtete das Feuer, des im Wasser stehenden Gebäudes, das Inventar der Kanuten. Mit Booten musste die Feuerwehr damals die Brandbekämpfung durchführen.

Der Schock unter der gut 180 Mitglieder zählenden Abteilung sei damals groß gewesen, erinnert sie am Sonnabend vor den Sportfreunden und Bürgern. Doch schnell fassten die Kanuten den Entschluss, ihr Bootshaus wieder aufzubauen. Um das nötige Geld für einen Neubau zu bekommen, wurden Sammlungen durchgeführt, beschrieb sie. „Wir haben über 300 Einzelspenden bekommen. Wir haben Spenden von zehn Euro bis zu 50 000 Euro erhalten“, blickt sie zurück. Insgesamt spendeten die Bürger der Saalestadt 120 000 Euro für den Wiederaufbau des Sportlerheims.

Die Spenden flossen in den Neubau mit ein. Sie machten allerdings weniger als zehn Prozent der Neubaukosten aus. Die Stadt als Eigentümer des Bootshauses hatte nach dem Brand ein Gutachten über den Schaden anfertigen lassen, erinnerte Bürgermeister Sven Hause an die vergangenen Jahre. Dank des Hochwasserfonds der Bundesregierung und der Länder sowie Mitteln von Lotto, der Gebäudeversicherung und den privaten Spenden konnte das Gebäude wieder errichtet werden, schilderte er. Im Dezember 2014 erhielt die Stadt die Finanzierungszusage, ein tolles Weihnachtsgeschenk für den Bürgermeister noch heute.

Schon im März des folgenden Jahres beantragte die Stadt die Baugenehmigung beim Landkreis. Da das Haus in einem Überflutungsbereich errichtet werden sollte, gab es entsprechend umfangreiche Prüfungen. Erst im August 2015 erhielt die Stadtverwaltung die Baugenehmigung. Ende Oktober vergangenen Jahres konnte dann der symbolische Spatenstich vollzogen werden. Die Kanuten beteiligten sich auch dazwischen an den Arbeiten und rissen das ausgebrannte Bootshaus ab.

Das feierlich eröffnete Bootshaus ist bereits das dritte Gebäude für die Kanuten, hat sich Christel Löbert mit der Geschichte des Kanusports in der Saalestadt beschäftigt. Das erste Bootshaus wurde 1932 auf Stelzen errichtet, sagte sie. Die damaligen Bauherren waren weitsichtig und setzten das Gebäude entsprechend hoch. 1973 wurde das Stelzenhaus dann abgerissen. Ein neues Bootshaus wurde errichtet. Allerdings deutlich tiefer. Offenbar hatten die damaligen Erbauer nicht mehr mit großem Hochwasser auf der Saale gerechnet. Die Vermutung erwies sich rückblickend als falsch. Mehrere Hochwasser machte das Vereinshaus in den folgenden Jahrzehnten mit. Für die Kanuten sei es ein eingespieltes Ritual gewesen, schildert die Abteilungsleiterin. Wenn das Wasser kam, seien die wertvollen Sachen im Vereinshaus hoch gelagert und so in Sicherheit gebracht worden.

Dass ein Feuer die Vereinssachen zerstören könnte, damit hatten die Kanuten nicht gerechnet. Im neuen Bootshaus haben sie noch Pokale aufbewahrt, die die Flammenhölle überstanden haben.

Dass der Wiederaufbau aus einem vom Bund und Ländern gemeinsam finanzierten Fonds gelang, sei bislang einmalig gewesen, sagte Tamara Zieschang (CDU), Staatssekretärin im Innenministerium bei der Eröffnung. Doch für die Beseitigung der hohen Schäden durch die Flut sei es eine sehr gute Lösung gewesen. Vor allem haben die Kanuten nun wieder eine moderne Trainingsstätte. Als eine gute Entscheidung den Wiederaufbau zu unterstützen, bezeichnete es Maren Sieb, die Geschäftsführerin von Lotto Toto im Land.

In den vergangenen Jahren war der Trainingsbetrieb ohne ein Sportlerheim mühsam aufrecht zu erhalten. Nun gibt es ein 432 Quadratmeter großes Vereinsheim mit modernen Umkleide- und Trainingsräumen. So ausgestattet, sei es wieder einmal an der Zeit, dass aus Calbe ein neuer Weltmeister komme, meinten die Sportler. Sie übergaben ein Boot an die Abteilung. Die Kanuten des SC Magdeburg überreichten zur Eröffnung eine Spende in Höhe von 1000 Euro an die Calbenser.

Bei einem Rundgang konnten sich die Sportler, Bürger und Politiker selbst einen Eindruck von dem neuen Sportlerheim machen. Ein neues Hochwasser dürfte dem Haus in der Zukunft kaum noch gefährlich werden, sagte Planer Martin Schöbel. Denn das Gebäude wurde deutlich über der letzten Hochwassermarke errichtet. Bei der Planung sei zudem noch etwas Luft gelassen worden, erzählte er. Selbst wenn die Saale noch einmal so hoch steigen sollte, bliebe diesmal das Bootshaus trocken und unversehrt.

Insgesamt hat das neue Gebäude rund 1,4 Millionen Euro gekostet. Damit konnte die Stadt zusammen mit den Kanuten vor allem durch Eigenleistungen die prognostizierten Baukosten noch etwas reduzieren.