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Keine Sanierung Altes Gründerzeitgebäude wird abgerissen

Das Gebäude am Markt 2 in Schönebeck muss abgerissen werden. Die Standfestigkeit des Hauses ist gefährdet.

Von Olaf Koch 14.02.2018, 00:01

Schönebeck l Die Gesichter wurden immer länger. Als am Montagabend Schönebecks Baudezernent Guido Schmidt Informationen der Verwaltung verkündete, trug er nur eine den Stadträten vor. Doch die hatte es in sich: Wegen der Standfestigkeit muss das Gebäude Markt 2 direkt neben dem Rathaus auf dem Marktplatz kurzfristig abgerissen werden. „Eine untersetzte Kostenschätzung liegt noch nicht vor. Aus Erfahrungswerten könnten sich die Rückbaukosten auf rund 100.000 Euro belaufen“, teilte das Rathaus gestern auf eine entsprechende Anfrage der Volksstimme mit.

Damit wird nun das passieren, was viele in dieser Form nicht erhofft hatten. Dass zwar das ganze Gebäude abgerissen werden muss, schien schon im Jahr 2010 klar zu sein, als die Städträte in einem ersten Entwurf über die Neubebauung des Areals informiert wurden. Doch es bestand immer die Hoffnung, dass wenigstens die Fassade des zum historischen Ensembles gehörenden Markt 2 erhalten werden kann.

Daraus wird nun nichts. Wäre es aus Sicht der Stadt auch nie. Der Abriss des alten Gebäudes sollte der „Neubebauung und einer behindertengerechten Erschließung sowie der Anbindung des Rathauses“ dienen, wie aus einem alten Text vom Februar 2010, der der Volksstimme vorliegt, hervorgeht. „Die Fassade zu erhalten, wäre schwierig geworden“, ergänzte in einem Telefonat Baudezernent Guido Schmidt. „Die Geschosshöhen des Gebäudes Markt 2 stimmen nicht mit dem Rathaus überein. Aber genau das war das ursprüngliche Ansinnen: Es sollte vom Anbau ein behindertengerechter Zugang ohne Stufen oder schiefen Ebenen zum alten Verwaltungsgebäude möglich sein.“

Nach einem Beschluss im Stadtrat wurde das bebaute Grundstück im Oktober 2011 angekauft. Über den Kaufpreis hält sich die Verwaltung bedeckt: Grundstücksgeschäfte mit Preisen sind grundsätzlich nicht öffentlich. Die Volksstimme weiß aber aus Unterlagen, dass die Stadt zwischen 68.000 und 70.000 Euro dafür bezahlt hat.

Das Gebäude Markt 2 entstand um das Jahr 1900 und wurde im Gründerzeitstil errichtet. „Nach den uns vorliegenden Unterlagen ist das Objekt kein Einzeldenkmal“, so die Stadtverwaltung. Seit rund 20 Jahren stand das Haus nun leer und wurde zuletzt als Wohn- und Geschäftshaus mit einem Ladenlokal als Gaststätte im Erdgeschoss genutzt.

Nach den Stürmen der vergangenen Wochen und Monaten, bei denen sich einzelne Gebäudeteile lösten und auf den Markt fielen, war die Umgebung des Hauses bereits durch Warnbaken abgesperrt. Es fand nun eine bauliche Begehung durch ein Fachunternehmen statt, so Guido Schmidt im Bauausschuss. Es handelte sich um einen Bauplaner, der in der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt gelistet ist. Eine Bauvorlageberechtigung liegt vor. Das Ergebnis: „Auch auf der Rückseite des Gebäudes muss eine Sperrung vorgenommen werden. Außerdem ist die Standsicherheit schwierig und die Tragfähigkeit nicht mehr gegeben. Ein kurzfristiger Abriss ist unumgänglich“, so der Dezernent.

Das will die Stadt nun noch vor der Fest-Saison, die teilweise auch auf dem neugestalteten Marktplatz stattfinden wird, umsetzen. So soll zum alljährliche Brunnenfest das Haus bereits abgerissen sein. Die Kosten dafür müssen – wie gesagt – von der Stadt als Grundstückseigentümer getragen werden. Der Abriss ist aber Bestandteil der Gesamtinvestitionsmaßnahme „Neubau Markt 2“ als neues Verwaltungsgebäude im Zuge der Zentralisierung der Verwaltung und ein Punkt der Haushaltskonsolidierungsmaßnahme. In dem Entwurf von 2010 ist der Abbruch des Gebäudes noch mit 80.000 veranschlagt – 20.000 Euro weniger als nun im Jahr 2018 geschätzt.