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Kinderhilfe Die Sorgen wie weggeblasen

Plätzchenduft, Kerzenschein und viele fröhliche Gesichter: Es könnte eine ganz normale Weihnachtsfeier sein.

Von Andreas Pinkert 29.11.2016, 17:06

Calbe/Barleben l Fröhliches Lachen dringt am Sonnabend aus dem großen Gemeindesaal der Mittellandhalle in Barleben. Tische sind festlich eingedeckt, Kaffeeduft liegt in der Luft, Kinder rennen ausgelassen im Kreis. Es könnte eine der vielen Adventsfeiern sein, doch beim näheren Hinsehen ist es eine Besondere.

So trägt ein Mädchen keine Haare, ihre Augenbrauen sind verschwunden. Sie heißt Zoé und lebt mit ihren Eltern in der Altmark. Mit ihren fünf Jahren besitzt Zoé bereits eine schwere Leidensgeschichte. Das tapfere Mädchen ist an Blutkrebs (Leukämie) erkrankt. Ständig fühlt es sich müde und abgeschlagen, klagt über Schmerzen. Mit ihrer Familie kämpft sie jeden Tag den Kampf ihres Lebens.Während der Chemotherapie bekam Zoé eine Lungenentzündung. Der kleine Körper wurde von Krämpfen geschüttelt, das Atmen fiel ihr immer schwerer und wurde lebensbedrohlich. Am Ostermontag entschlossen sich die Ärzte, Zoé in ein künstliches Koma zu versetzen und zu beatmen.

Die Situation verschärfte sich binnen weniger Tage zusehends. Schließlich wurde die Situation sehr ernst, sodass die Ärzte ein Lungenversagen nicht mehr ausschlossen. Doch Zoé kämpfte sich zurück ins Leben und konnte nach einem Luftröhrenschnitt wieder selbstständig atmen. Nach fast 100 Tagen konnte das Mädchen die Klinik verlassen. Durch die lange Zeit des Liegens bildeten sich ihre Muskeln und Sehnen zurück. Sie musste wieder neu laufen lernen. Eines Tages besuchte sie zu Hause ein großer flauschiger Teddy, der ihr einen Sandkasten und ein Spielhaus schenkte. „Sein Besuch hat uns Mut gemacht und Kraft gegeben, die weiteren Chemotherapien in Angriff zu nehmen“, erinnert sich ihre Mutter dankbar zurück. Zoé ist eines der 13 schwerstkranken Kinder, denen Maik Kuplich – der beim Überraschungsbesuch in ein Teddykostüm schlüpft – allein in diesem Jahr einen Wunsch erfüllen konnte. Nach der gelungenen Premiere lud Maik Kuplich zusammen mit Ehefrau Tina auch in diesem Jahr die Familien zu einer gemeinsamen Weihnachtsfeier nach Barleben ein. 18 Familien mit rund 90 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet waren eingeplant, acht Familien mit 50 Personen kamen. „Wir hatten krankheitsbedingte Absagen. Viele Familien planen nicht und leben von Tag zu Tag“, weiß Maik Kuplich aus Erfahrung. Große Augen gibt es schließlich, als überraschend Maik der Zauberer mit seiner Assistentin den Raum betritt. Der Magier entführt die Kleinen und Großen in eine mystische Welt von schwebenden Tischen, verschwindenden Kaninchen und aus dem Nichts erscheinenden Tauben. „Wir sind tief beeindruckt vom Einsatz und der Arbeit, die der Verein für die Kinder leistet“, sagt der Magier.

Seit nunmehr fünf Jahren engagiert sich Maik Kuplich ehrenamtlich dafür, das schwerstkranke Kinder und ihre Eltern einen Moment der Auszeit von der lebensbestimmenden Krankheit nehmen und die Seele baumeln lassen können. 2013 gründete er den Verein „Teddy-Wünsche“, der sich allein durch die Spendenbereitschaft von Privatpersonen und Firmen trägt. Neben der Ausgestaltung der Weihnachtsfeier dankt Kuplich allen bisherigen Spendern (darunter die Calbenser Borussen, deren Mitglied er ist) und auch zukünftigen Spendern.

Ein Happy End mit dem Sieg im Lebenskampf der Kinder gegen eine heimtückische Erkrankung gibt es nicht in jedem Fall. Das haben der Calbenser und seine Frau bereits mehrfach schmerzhaft erfahren müssen. „Erst kürzlich sind wir noch einmal nach Hamburg gefahren und haben uns von einem jungen Mädchen verabschiedet. Sie wusste seit geraumter Zeit, dass sie sterben wird“, sagt Maik Kuplich mit leiser Stimme und gesenktem Blick. Auch sie hatte sich einst über den Besuch von Teddy gefreut. Doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt an diesem Tag nicht. Schon wenig später läutet eine Glocke, und der Weihnachtsmann betritt zur Freude der Kinder und ihrer Eltern den Saal. „Für mich ist ein strahlendes Kindergesicht dabei der schönste Lohn“, meint Kuplich, der durch sein Engagement einen besonderen Blick auf das Leben mit seinen schönen aber auch bitteren Momenten bekommen hat.

Weitere Informationen sowie Kontakt zum Verein gibt es im Internet unter: www.teddy-wuensche.de.