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Kinderkurs Zwischen Technik und Tanzen

Vivian Zurawski hat sich einen besonderen Ausgleich dazu gesucht: Sie gibt Tanzkurse für Kinder und Jugendliche im Salzlandkreis.

Von Madlen Bestehorn 18.07.2017, 17:09

Schönebeck l Sie macht Capoeira, brasilianische Kampfkunst, beherrscht Taekwondo, spielt Fußball – Vivian Zurawski ist ständig in Bewegung. „Ich brauche das, um mein Lernpensum auszugleichen“, erklärt die Glötherin, die jetzt in Magdeburg lebt und studiert. „Nach zwei bis drei Stunden am Computer kann ich nichts Ruhiges mehr machen, sondern muss den Kopf wieder frei bekommen.“ Derzeit schreibt Vivian an ihrer Abschlussarbeit für den Bachelor. Sie studiert Lehramt, ihre Fächer sind Technik und Englisch.

„Ursprünglich wollte ich Architektur studieren“, erzählt die 25-Jährige. „Aber viele Leute haben mir davon abgeraten, weil es keine Perspektiven in dem Job gebe.“ Stattdessen wählte sie als Zweitfach eine Sprache. Da sie mit ihrem mosambikanischen Vater oft zu Hause Englisch gesprochen habe, sei ihr das Fach schon in der Schule leicht gefallen. 2011, nach dem Abitur, ging Vivian Zurawski als Aupair für ein Jahr nach Philadelphia (USA).

Seit ihrem 15. Lebensjahr tanzt Vivian Zurawski

Schon vor ihrem Auslandsaufenthalt und dem anschließenden Lehramtsstudium habe sie sich für die Arbeit mit Jugendlichen interessiert, ein halbes Jahr lang habe sie im Jugendclub „Young Generation“ in Schönebeck Tanzkurse gegeben. Gleichzeitig gehe sie damit ihrer Leidenschaft nach: dem Hip Hop. Diese Stilrichtung, die im New York der 1970er Jahre ihren Anfang nahm und bis heute nicht nur unter Jugendlichen beliebt ist, sei ihr Favorit und „einfach ihr Stil“.

Seit ihrem 15. Lebensjahr tanzt sie bereits, hat selbst als Schülerin beim Magdeburger Tanzlehrer Nico Hilger angefangen. Seit Oktober 2015 unterrichtet sie auch ihren eigenen Kurs in Schönebeck. Mittlerweile zählen 40 Kinder und Jugendliche von sechs bis 18 Jahren zu ihren Schülern. „Als ich damit 2015 angefangen habe“, erzählt Vivian Zurawski, „gab es keine Tanzkurse in Schönebeck.Aber die Nachfrage war da, und gemeinsam mit den Kids haben wir uns den Aufbau des Kurses erarbeitet.“ Einmal pro Woche trainiert Vivian Zurawski mit ihren Gruppen, jeweils freitags von 17 bis 19 Uhr. Viele Kinder kamen durch das sommerliche Tanzcamp, das Nico Hilger in diesem Jahr bereits zum dritten Mal leitete, auf den Geschmack. Vivian und ihre Schwester Sophie waren anfangs nur Co-Trainer, übernahmen immer mehr Verantwortung.

Mittlerweile gehört Vivian Zurawski zum Team der „Dancecooltour“, von Nico Hilger gegründet. In ganz Deutschland sorgen seine Tanzkollegen dafür, dass vor allem in Schulen Hip-Hop-Tanz gezeigt und dadurch als Sport immer bekannter wird. Manchmal sei das Interesse, selbst zu tanzen, bei den Kindern so groß, dass sie am liebsten sofort in Vivians Kurs kommen wollen. „Aber wir stoßen langsam an unsere Grenzen, was die Größe des Trainingsraumes angeht“, gesteht Vivian Zurawski.

Seit ihre Schwester Sophie im Ausland ist, leitet sie den Kurs alleine. Dabei denkt sie sich nicht nur die Choreographien selber aus, auch die Musikauswahl wird von ihr getroffen. „Ich bin aber offen für die Musikwünsche der Kids“, räumt sie ein. „Und andersrum, wenn ich einen coolen Move sehe, der mir selbst nicht eingefallen ist, baue ich ihn in einen Tanz mit ein.“

Im „Kidskurs“ tanzen dabei Kinder von sechs bis zehn Jahren, die „Teens“ starten meist ab zwölf Jahren. Die älteste Schülerin sei gerade 18 geworden. Vivian Zurawski unterscheidet die Kinder und Jugendlichen danach, wie viel tänzerisches Gespür sie aufweisen. „Bei den Älteren achte ich darauf, dass sie selber ein Gefühl für die Musik entwicklen und sich überlegen, welcher Beat dazu passen könnte.“ Im sogenannten „Freestyle-Circle“ könne jeder Schüler seine Ideen einbringen und dadurch auch an Selbstbewusstsein gewinnen.

Nach und nach stelle sie fest, erklärt Vivian Zurawski, dass die Schüler, die schon länger dabei sind, mit der Zeit tänzerisch gewachsen seien. Sie können sich auf ihr Gefühl verlassen, was Schritte und Rhythmus angeht und dadurch auch an ihrem eigenen Tanzstil feilen.

Auch wenn der Tanzkurs mit Arbeit verbunden sei, sich immer wieder neue Choreographien auszudenken, sehe die Studentin das Tanzen noch immer als Spaßsache. „Ich tanze einfach gerne, dadurch ist es entspannend für mich, wenn ich mein Hobby mit anderen teile.“ Außerdem bereite ihr die Zusammenarbeit mit den Kindern viel Spaß: „Niemand ist so ehrlich, wie sie. Wenn ihnen ein Schritt nicht passt, sagen sie es sofort. Aber das ist direkter als mit Erwachsenen, die stets höflich sind.“

Für die nächsten zwei Jahre plant Vivian Zurawski, auch ihren Masterstudiengang Lehramt in Magdeburg abzuschließen. Sobald ihre Schwester Sophie im Mai nächsten Jahres zurück nach Deutschland komme, werden die Schwestern wieder gemeinsam Hip Hop unterrichten.

Wer gerne bei den beiden Tanzen lernen möchte, melde sich bei Doreena Lorenz unter Telefon 0170/3 45 78 86. Der Unterricht findet freitags von 17 bis 19 Uhr im Lucky Fitness, Stadionstraße 19 in Schönebeck, statt.