Forschen und Entdecken im Alltag

Calbe l Es sind dicke Hefter, die Kitaleiterin Heike Espenhahn in ihrem Büro aufbewahrt. Sie und ihre Kolleginnen halten mit Fotos, Berichten und Basteleien die zahlreichen Experimente, Ausflüge und Beobachtungen ihrer Schützlinge fest. Immer wieder verwandelt sich das „Haus des Kindes“ samt seinem Freigelände in ein Labor, in dem naturwissenschaftlichen Phänomenen nachgegangen wird. So filterten die Knirpse in Plastikflaschen mit Kies unterschiedlicher Körnung grobe Schmutzpartikel aus dem Saalewasser.

Ballons aus Abfalltüten stiegen in die Luft, nachdem sie mit heißer Fön-Luft gefüllt wurden. Bunte selbst gebastelte Windräder drehten sich fleißig und zeigten die Windstärke an. Kleine Insekten vom Freigelände wurden kritisch unter die Lupe genommen. Der Forscherdrang scheint jedenfalls noch lange nicht gestillt.

Dieses Engagement belohnte Christin Wegner von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg, als sie am Mittwoch zur erneuten Zertifizierung in die Kita kam. „Es ist mittlerweile bereits die dritte“, sagt Wegner. „Im gesamten IHK-Bezirk haben das bislang nur 25 Einrichtungen geschafft.“ Seit 2012 beteiligt sich das „Haus des Kindes“ an dem Projekt der gleichnamigen Stiftung unter Schirmherrschaft der Bundesbildungsministerin und mit Unterstützung namhafter Partner wie der Helmholtz-Gemeinschaft, der Siemens Stiftung oder der Deutsche Telekom Stiftung.

„Ein Selbstläufer ist die Zertifizierung allerdings bei Weitem nicht“, weiß Erzieherin Christsel Butz. Denn bevor einer Kita die Urkunde und das dazugehörige Schild überreicht werden, müssen die Pädagogen einen „großen bürokratischen Aufwand“ betreiben, berichtet die Erzieherin. Neben der Dokumentation der zahlreichen Projekte und den zwei Fortbildungen pro Jahr muss im Internet ein umfangreicher Fragebogen mit mehr als 80 Fragestellungen an die Leitung, die pädagogischen Fachkräfte und in Bezug auf die Experimente ausgefüllt werden. „Das sind schon einige Stunden, die wir dafür verwenden“, bestätigt Heike Espenhahn und ergänzt: „Wir machen es gern, von nichts kommt bekanntlich auch nichts.“

Christin Wegner von der IHK jedenfalls lobt das Engagement der Kita. Im Magdeburger Bezirk tragen aktuell 93 Kindereinrichtungen diese Zertifizierung.

Doch nicht nur die Naturwissenschaften stehen im „Haus des Kindes“ hoch im Kurs. Auch das Kennenlernen der Heimatstadt steht bei den Vorschulkindern der „Hummelgruppe“ im Rahmen von Exkursionen immer wieder auf dem Programm. So besuchten die Mädchen und Jungen in dieser Woche den Hexenturm, die Stadtmauer, den Roland auf dem Markt und die Heimatstube.

Uwe Klamm vom Heimatverein und Rüdiger Schwachenwalde von der Stadtverwaltung vermittelten den Kindern bei einem Rundgang viel interessantes Wissen über die Saalestadt und ihrer 1080-jährigen Geschichte.