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Konfirmation Einfach nur erwachsen aussehen

Elf junge Menschen sind am 4. Juni in der Schönebecker St.-Jakobi-Kirche konfirmiert worden. Zuvor aber gab es eine Ablaufprobe.

Von Ulrich Meinhard 04.06.2017, 13:46

Schönebeck l Die Sache mit den Händen ist gar nicht so einfach zu lösen. Wohin damit? Schon der italienische Schriftsteller Giovannino Guareschi hat das Problem in einem seiner Don Camillo und Peppone Bücher beschrieben. Deshalb, so behauptet er, hätten die Russen zu Sowjetzeiten bei offiziellen und damit Parteiveranstaltungen ständig geklatscht. Das freilich ist beim feierlichen Akt einer Konfirmation ganz und gar unpassend. Wohin also mit den Händen, wenn die Konfirmanden vor dem Pastor knien? „Bitte auf keinen Fall in die Hosentaschen stecken, auch nicht hängen lassen und schon gar nicht die Arme verschränken. Es wird alles fotografiert. Ihr ärgert Euch nachher“, sagt Gemeindepfarrer Johannes Beyer. Und was auch nicht geht: die Hände auf dem Rücken verschränken. „Das ist nicht wie bei der Nationalhymne beim Fußball“, verweist Beyer auf einen gewissen Unterschied zwischen Länderspiel und Konfirmation.

Der Pfarrer der evangelischen St.-Jakobi-Gemeinde hat an diesem Freitagabend alle Konfirmanden der Stadt und dem Schönebecker Umland zu einer Stell- und Ablaufprobe zusammen gerufen. Alles soll am Sonntag zum Gottesdienst möglichst perfekt ablaufen. Wer sitzt wo? Wer wird wann aufgerufen? Wie schnell gehen die Jugendlichen dann zum Altar? „Vorsichtig beim Hinknien, damit sich niemand stößt“, warnt Beyer. Und überhaupt: Wie wird der Ablauf sein? Johannes Beyer fasst den zeremoniellen Akt zum optimalen Einprägen kurz zusammmen: „Stehen - Spruch - knien - Segen.“ Das Glaubensbekenntnis sollen sich die jungen Damen und Herren bitte noch einmal angucken, damit sie es auch flüssig mitsprechen können.

Und dann wird es am Sonntag das Abendmahl geben. „Ihr seid die Hauptpersonen, deshalb fangen wir bei Euch an“, sagt der Geistliche. Beim Reichen des Kelches wird der Empfangene den Satz hören: „Christi Blut, für Dich vergossen.“ „Wir verwenden dazu süßen Wein, so dass man ein angenehmes Gefühl im Mund hat. Da muss niemand das Gesicht verziehen“, erklärt Beyer und fragt in die Runde, wer denn noch nie vorher Wein getrunken hat. Nur ein Finger geht in die Höhe. Und damit auch das klar ist: „Ihr müsst den Becher nicht austrinken.“

Und wenn die Oblaten verteilt werden, wird der Reichende sagen: „Christi Leib für Dich gegeben.“ Dann, bittet Beyer - und da ist es wieder, dieses Problem mit den Händen - „legt eine Hand auf die andere.“ Aber nicht zu tief. Auch nicht zu hoch. Keine Kralle machen. Auch keine Sparbüchse. „Ihr nehmt sie uns bitte nicht aus der Hand, wir legen sie in Eure Hand“, betont Beyer.

Eigentlich werden die Konfirmanden am Sonntag nicht viel machen müssen, beruhigt sie der Pfarrer. „Ihr müsst nichts tun, außer erwachsen aussehen. Und freundlich.“ Und das Handy ausgeschaltet lassen. Am besten gar nicht dabei haben.

Nach der Stellprobe wollen die Jugendlichen noch Volleyball spielen im Garten hinter der Kirche. Die Volksstimme fängt Emily Wünsche, Luise Gremmes, David Miseler und Paul Schulz kurz ab. Warum Konfirmation und nicht Jugendweihe? „Ich habe beides“, sagt Emily. Die Jugendweihe war ein Fest für Freunde und Bekannte. Die Konfirmation werde hingegen ganz in Familie gefeiert. Luise findet die Gemeinschaft besonders schön, die sie mit den Jugendlichen aus der Konfi-Gruppe hat. Und sie findet Kraft im Glauben an einen liebenden Gott. Und innere Ruhe. „Weil ich so aufgewachsen bin und weil ich es so spüre“, meint David. „Mein Vater ist mein Vorbild. Er hat es auch so gemacht. Er ist getauft und hat sich dann konfirmieren lassen“, sagt Paul.

Aus Schönebeck und den Dörfern Biere, Welsleben und Eggersdorf sind am Sonntag in St. Jakobi elf Jugendliche konfirmiert worden - eine Minderheit. Die meisten Jugendlichen wählen die Jugendweihe. Die Konfirmation ist eine Segnung, die den Übertritt ins kirchliche Erwachsenenalter markieren soll. Das Wort heißt übersetzt: Bekräftigung. Die Konfirmandenzeit und den Gottesdienst gestalten neben Pfarrer Johannes Beyer Gemeindepädagoge Tobias Müller, Kirchenmusiker Carsten Miseler, Vikar Samuel Golling sowie Pfarrer Götz Beyer aus Bad Salzelmen. Jeden Freitagabend um 18 Uhr trifft sich die Jugend im Gemeindezentrum St. Jakobi im Breiteweg. Wer die Schar der Christen größer machen will, ist hier willkommen, versichert Johannes Beyer.

Größer machen sie übrigens schon Janina Anne-Katrin Schwenecke und Cecile Heinemann. Janina ist 17 und vor drei Jahren konfirmiert worden. Sie unterstützt inzwischen Gemeindepädagoge Tobias Müller bei der Jugendarbeit und meint: „Wer schon nicht an sich glaubt, sollte wenigstens an Gott glauben.“ Cecile ist 13 Jahre alt, wird nächstes Jahr konfirmiert und hat gute Erfahrungen mit dem Gebet gemacht, versichert sie. Der Volksstimme verrät sie, was sie so gerne einmal werden will: Schauspielerin. „Das können Sie gerne so schreiben. Vielleicht liest es ein Regisseur.“