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Kontrollen Immer langsam über den Markt

Wie gefährlich ist der Schönebecker Marktplatz mit seiner Shared-Place-Regelung?

Von Ulrich Meinhard 08.08.2016, 18:20

Schönebeck l Der neugestaltete Marktplatz in Schönebeck bleibt ein Thema. Denn über Sinn oder Unsinn des hier eingeführten Prinzips „Shared Place“ wird weiter kontrovers diskutiert. Dabei ist das Prinzip simpel: Jeder ist gleichberechtigt, ob Fußgänger, Radfahrer oder Autolenker und jeder nimmt Rücksicht auf den jeweils anderen. Rücksicht heißt konkret: Schrittgeschwindigkeit. Die muss sowohl von Kraftfahrzeugführern als auch von Radfahrern eingehalten werden. Doch manchmal überholen die Radler die Autofahrer.

Vorkommnisse dieser Art sind am Montag zur Sprache gekommen, als die Regionalbereichsbeamtin Brigitte Horn gemeinsam mit Birgit Pabst vom städtischen Ordnungsamt einen Kontrollrundgang unternahm. Zu diesem Termin waren auch Medienvertreter eingeladen. So gesellten sich auch die Dezernenten Joachim Schulke (Ordnung) und Guido Schmidt (Bau) sowie Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) dazu, um Rede und Antwort zu stehen.

„Einige Bürger, wenngleich eine Minderheit, sind der Meinung, Verkehrsregeln nicht beachten zu müssen“, stellte Joachim Schulke kritisch fest. Ja, es werde durch das Ordnungsamt das Verkehrsgeschehen auf dem Markt kontrolliert. Nein, zu jeder Tageszeit sei das nicht möglich. „Wir sind für das gesamte Stadtgebiet zuständig und nicht explizit für diesen Platz“, stellte der Dezernent klar. Die Wahrnehmung, wie gefährlich oder auch sicher die Situation auf dem Marktplatz ist, sei stets eine subjektive. Zumindest hinsichtlich des Unfallgeschehens konnte beruhigt werden. Bislang hat sich kein Unfall ereignet, abgesehen davon, dass eine Sitzbank mehrfach von Autofahrern offenbar übersehen und angerempelt worden ist. Der Marktplatz sei also keineswegs ein Unfallschwerpunkt.

Nun gibt es Stimmen, die warnen: Muss das Kind erst in den Brunnen fallen? Damit es bei der „weißen Weste“ für den Shared-Place-Marktplatz bleibt, verfolgt Schulke zwei Schwerpunkte: Erstens Verständnis aufbauen für das Gleichberechtigungsprinzip und zweitens die Einhaltung der Gesetze kontrollieren. „Wenn man genau das nicht will, haben wir alle ein Problem“, verwies er auf eine Binsenweisheit.

Bereits vor mehreren Wochen hatte Oberbürgermeister Bert Knoblauch Kontakt zum hiesigen Revierkommissariat aufgenommen. Daraufhin kontrollierten die Regionalbereichsbeamten den Markt verstärkt, Polizeihauptmeisterin Brigitte Horn sprach von geschätzt mindestens 25 Kontrollen in den vergangenen Wochen. Werde ein Verkehrsteilnehmer erwischt, der schneller als mit Schrittgeschwindigkeit den Platz überquert, muss er mit einer Strafe von 15 Euro rechnen. Brigitte Horn sieht ein gewisses Problem darin, dass mit dem Shared-Place-Prinzip keine klaren Regelungen verbunden sind und jeder (Schrittgeschwindigkeit vorausgesetzt) fahren kann, wie er will. Polizei und Ordnungsdienst wollen die Kontrollen fortsetzen - zu allen Tages- und Nachtzeiten könne damit gerechnet werden.

Von der Idee, den Marktplatz für den motorisierten Verkehr zu sperren, hält der Oberbürgermeister nicht viel. Warum? „Im Interesse der Händler. Die Zeit der Bauphase hat gezeigt, dass die Kunden wegbleiben, wenn sie den Bereich nicht mit dem Auto erreichen.“ Und deshalb: „Wollen wir die Regelung so beibehalten“, so Knoblauch.