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Kunstzeitung Rarität aus dem Internet-Auktionshaus

Die Kunstzeitung „Die Aktion" hat in einer Ausgabe Gedichte mit Holzschnitten der Schönebecker Künstlerin Katharina Heise bebildert.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 15.03.2017, 00:01

Bad Salzelmen l Vorsichtig, am besten nur mit weißen Stoffhandschuhen anfassen, denn die gelb-verfärbten Blätter können bei jeder Berührung reißen. Deshalb blättert Petra Koch, Leiterin des Salzlandmuseums, vorsichtig die einzelnen Blätter um. Zum Vorschein kommen dabei Gedichte von verschiedenen Autoren des 20. Jahrhunderts. Das Augenmerk von Petra Koch liegt nicht auf den Texten, jedoch auf den Bildern. Sie stammen nämlich von keiner Geringeren als von Katharina Heise. Die 1891 in Groß Salze geborene Künstlerin hat als Bildhauerin und Malerin gearbeitet. Das Besondere an diesem Heft ist nicht allein sein Alter. Vielmehr ist es der Aspekt, dass der Fundus des Salzlandmuseums erweitert wird.

„Denn Katharina Heise hatte damals in ihrem Testament gefordert, dass ihr Nachlass zerstört wird“, erzählt Frank Löbig, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Salzlandmuseum. „Zum Glück haben ihre Freunde das nicht gewollt“, sagt er weiter. Sie hatten den Nachlass mehr oder weniger gerettet. Aber: „Vieles ist verteilt. In Berlin, Dessau, Bremen... Nirgends hat man eine komplette Sammlung.“ Frank Löbig kennt sich inzwischen gut mit Katharina Heise und ihrer Schwester Annemarie, die ebenfalls als Künstlerin aktiv war, aus. 2014 hat er maßgeblich die Sonderausstellung zu Katharina Heise im Salzlandmuseum vorbereitet. Ende 2017 soll eine Schau zur älteren Schwester Annemarie folgen.

Da kommt die Zeitung „Die Aktion“ gerade recht. Denn im Salzlandmuseum befindet sich inzwischen ein kleiner Fundus mit Heise-Werken. Größtenteils sind es Grafiken und Ölgemälde. Dazu gehören aber auch Briefwechsel und das Testament der älteren Schwester von Katharina. Sie habe, so erzählt Frank Löbig eine nette Anekdote, in ihrem Testament weniger über ihren Nachlass verfügt, als dass sie auf mehreren Seiten mit ihrem Bruder abgerechnet habe, der sie und ihre Schwester zu Lebzeiten finanziell ausgenutzt haben soll.

Doch zurück zu Katharina und ihren Holzschnitten. Das besagte Heft ist auf den 15. Juni 1918 datiert. Zu jener Zeit habe sich Katharina noch der Druckerei gewidmet, erzählt Frank Löbig. Nach 1920 habe sie sich dann der Bildhauerei verschrieben, berichtet er. „Die Aktion“ war eine literarische und politische Zeitschrift. Ende des 19. Jahrhunderts flammte die Zeit des Expressionismus auf, „Die Aktion“ wurde davon beeinflusst, genauso wie „Die Aktion“ dem Expressionismus Aufmerksamkeit verschaffte.

Wie ist das Museum nun überhaupt an dieses alte Heft gelangt? „Ich mache regelmäßig Checks bei Auktionshäusern“, sagt der Museumsmitarbeiter. Bei dem Internet-Auktionshaus Ebay sei er dann vor kurzem fündig geworden: Mit den Suchworten „Katharina Heise“ erschien die Zeitung „Die Aktion“. Für 128 Euro wollte ein Privatmann aus Potsdam diese Rarität los werden. Frank Löbig schlug zu - nachdem er das Okay vom Förderverein erhalten hatte.

Denn man könne nicht gerade davon sprechen, dass das Museum für neue Anschaffungen ein Budget hat. „Wir als Förderverein helfen an dieser Stelle gern aus“, sagt Olaf Busch, Vorsitzender der ehrenamtlichen Gruppe, die sich seit Jahren für das Museum einsetzt. Schön sei es für die Freiwilligen, mit dem Ankauf dieses Heftes auch einmal etwas anderes als Bauarbeiten zu fördern. Und für das Museum, so ergänzt es die Leiterin Petra Koch, sei es schön, seiner ureigenen Aufgabe nachzukommen. Dabei spricht sie vom Bewahren des Bestandes für die wissenschaftliche Arbeit.

Frank Löbig indes weiß, dass es noch Einiges zu Katharina und Annemarie Heise zu kaufen gibt. Da sei zum Beispiel noch eine Ausgabe von „Die Aktion“, in der Bilder der Heise-Schwestern abgedruckt wurden. „Vielleicht kaufen wir das auch irgendwann“, stellt er die Überlegung an.

In dem jetzt gekauften Heft ist Katharina Heise übrigens nicht namentlich erwähnt. Denn sie hatte unter ihrem Pseudonym Karl Luis Heinrich-Salze gearbeitet. Das ist der damaligen Zeit geschuldet. Da wurden Frauen weniger Rechte und Anerkennung zugestanden. Außerdem war der Expressionismus noch eine Randsparte, etwas Neues. „Katharina Heise hat sich davon nicht abhalten lassen“, sagt Frank Löbig. „Sie musste mit vielen Widerständen ihrer Zeit kämpfen“, schätzt er ein.