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Lehrermangel Tausende Schulstunden ausgefallen

Schulausfall hat 2016 auch Schönebecker Lehrer und Schüler geplagt. Besonders betroffen ist die Berufsschule. Das hat spezielle Gründe.

Von Jörn Wegner 21.04.2017, 01:01

Schönebeck l 6549 Unterrichtsstunden sind 2016 nach offiziellen Zahlen des Bildungsministeriums in Schönebeck und den Ortsteilen ausgefallen. Im Durchschnitt waren das 3,5 Prozent des Stundenplans. Damit liege Schönebeck etwa im Landesdurchschnitt, so das Ministerium.

Die offiziellen Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Der tatsächliche Ausfall von Schulstunden dürfte deutlich höher sein. Denn als ausgefallene Stunden gelten nur die, in denen keinerlei Betreuung für die Schüler stattfand. Wird hingegen der Fernseher im Klassenraum angeschaltet, werden die Schüler fachfremd betreut oder anderweitig beschäftigt, gilt dies nicht als Ausfall, heißt es aus dem zuständigen Bildungsministerium.

Vom Ausfall besonders betroffen sind die Schüler der Schönebecker Berufsschule. 2192 Stunden sind dort im vergangenen Jahr ausgefallen. Das entspricht einem Anteil von 5,95 Prozent. Das liege vor allem am Schultyp und seinen besonderen Problemen, erklärt Leiter Ronald Rumpf. „Es gibt von vornherein zu wenig Lehrkräfte.“ Grund sei die hohe Spezialisierung. „Das ist nicht so einfach, wie an allgemeinbildenden Schulen“, so Rumpf. Für die Kfz-Mechatronik gebe es zum Beispiel gar keine Lehrer-Ausbildung. Die Lehrkräfte müssten sich umständlich weiterbilden. Bei Exoten-Fächern wie der Binnenschifffahrt sehe es ähnlich aus. Die Schule schaffe es aber, wenigstens den Fachunterricht zu sichern. Ausfallstunden würden eher in Fächern wie Deutsch oder Mathematik auftreten.

Bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist das Berufsschulproblem bekannt. Ausfall komme auch aus statistischen Gründen zustande: „Anders als Grund- und Förderschulen sind Berufsschulen nicht verpflichtet, bei Ausfall ihre Schüler zu beaufsichtigen“, sagt GEW-Sprecher Alexander Pistorius.

Seit Jahren dränge seine Gewerkschaft darauf, mehr Lehrer auszubilden. Wer heute ein Lehramtsstudium beginne, sei frühestens in sieben Jahren für den Unterricht einsatzbereit, so Pistorius. Und ein weiteres Problem: „Lehrer aus anderen Bundesländern herzuholen, ist sehr schwer.“ Es herrsche bundesweit Fachlehrermangel, hinzukomme, dass andere Bundesländer oft attraktiver als Sachsen-Anhalt sind. Mit einem Durchschnittsalter von fast 51 Jahren sind die Lehrer an Berufsschulen im Land zudem überdurchschnittlich alt.

Ob eine Lösung in Sicht ist? Das Durchschnittsalter der Lehrer in Sachsen-Anhalt sei schon heute höher als anderswo, sagt Pistorius. „Es wird also eher noch schlimmer.“