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Lesung Der Ehe-Ernst hat Schuld

Mord und Humor - für Katharina Kutil aus Wien ist das eine passende Mischung. Diese Kombination macht ihr neues Buch „Oidweibasummer“ aus.

Von Klaus-Peter Voigt 20.07.2016, 14:29

Schönebeck l Anstehen für ein Buch. Ja, das gibt es noch. Im Weltrad-Restaurant ging Katharina Kutils jüngster Roman weg wie warme Semmeln. Fast noch druckfrisch lag „Oidweibasummer“ auf dem Tisch. Die Autorin signierte jedes der 230 Seiten dicken Exemplare eigenhändig.

Der erste Band einer geplanten Serie von Krimis rund um Rosa Blau, einer Dame mit dem Sherlock-Holmes-Gen im Blut, lockte mehr als 60 Gäste an. Kutils Bekanntheitsgrad in der Elbestadt Schönebeck als Regisseurin des Operettensommers auf dem Bierer Berg tat ein Übriges. Organisator René Wölfer plauderte mit ihr, brachte die Wienerin den Gästen des Abends einfühlsam näher. Sie erfuhren so, dass die umtriebige Frau bereits am zweiten Buch der Reihe schreibt. Gut 80 Seiten sind zu Papier gebracht. Das Wichtigste: Rosa Blau ermittelt dabei in Schönebeck. Ein Mord dort geschieht unmittelbar auf dem Gertraudenfriedhof. „Ein Ort, den ich stets aufs Neue gern besuche“, verrät das Multitalent. „Land unter“ soll das Buch heißen und auch an das vergangene große Hochwasser erinnern.

Eigentlich habe sie Textilmusterzeichnerin gelernt. Die Mutter drängte auf eine abgeschlossene Berufsausbildung bevor die Tochter ihren Traum von einer Theaterlaufbahn verwirklichte. Bereits am Tag der Abschlussprüfung stand sie bei ihrer ersten Generalprobe auf den Brettern, die die Welt bedeuten, spielte damals die Katharina in Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“. Später folgte eine schauspielerische Ausbildung. Und das Theater war faszinierend, führte dann zusätzlich zur Regieassistenz mit dem Ziel, einmal selbst als Regisseur zu arbeiten. Und dann die Schriftstellerei. Auslöser war ein Tagebuch, das ihr die Oma schenkte. Die Dame verfasste selbst Theaterstücke und sah die Leidenschaft fürs Schreiben mit Wohlwollen. Bis heute kamen aus Kutils Feder vier Bücher und eine ganze Latte Theaterstücke.

Auf dem riesigen Sofa vor dem Elbpanorama, dem vier Holzpaletten eine beachtliche Höhe verleihen, plauderte die Wienerin locker und offen. Sprach über „Endstation Schuldenfalle?“, ein Buch über ihr eigenes Leben, nachdem sie ihr Mann mit 100 000 Euro Schulden sitzen gelassen hatte. Und man erfährt von einem Theaterprojekt, das ihre Heimatstadt für nicht förderungswürdig hielt. Mit anderen Akteuren gab sie das Projekt „Theater kommt“ trotzdem nicht auf. Zum Nulltarif besucht die mobile Bühne Alten- und Pflegeheime, um den Bewohnern Abwechslung zu bringen.

Aber was ist nun mit Rosa Blau. Ihre Erfinderin nennt sie eine „Antiheldin“, die sich mit ihren 50 Jahren leicht schrullig an die Lösung von Kriminalfällen macht. Ein toter Hund im „Guccisackerl“ verschwindet im Roman, alte Damen sterben scheinbar auf natürliche Weise. Kutil entführt in eine ganz besondere Welt, in der die Mundart eine Rolle spielt, kauzige Typen auftreten und die Hobby-Kriminalistin „unbekümmert herumgeht“. Viel Witz steckt in dem Krimi. Es ist schon ein Kabinettstückchen, wenn Rosa von Tod ihres Mannes berichtet. Der Ehe-Ernsti habe selbst Schuld gehabt, wollte er doch seine Gattin um eine Ecke bringen, um deren Lebensversicherung zu kassieren. Aber es kam anders, denn der Rosa fiel eine zigkiloschwere Amethystdruse aus der Hand und dem Ernsti auf den Kopf. So kam sie dann in den Genuss einer stattlichen Versicherungssumme. Bei den Ermittlungen geht die Freizeitermittlerin ihrem Verdacht nach, es mit einem handfesten Pflegeskandal zu tun zu haben. Was dabei herauskommt, blieb bei der Lesung Kutils Geheimnis

Für die Weltrad Manufactur sind solche Veranstaltungen eine Möglichkeit der Kulturförderung, die beim Publikum ankommt. Drei bis vier Schriftstellerlesungen finden im Jahr statt. Die nächste sei bereits für den September geplant, kündigte René Wölfer an. Der MDR-Journalist Stephan Schulz entführt dann mit seinen neuen Geschichten „Bückware - Sozialismus rabenschwarz“ in die absurde Welt der jüngsten Vergangenheit.