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Müllverkippung Wer kennt den Mann mit dem Hut?

Die Spuren einer unglaublich dreisten illegalen Müllentsorgung findet man einen Kilometer westlich von Wespen.

Von Thomas Linßner 29.03.2017, 20:11

Barby l Eigentlich ist der Verbindungsweg, der am Seehof vorbei in Richtung Kleinmühlingen verläuft, recht idyllisch. Er wird von alten Obstbäumen gesäumt, führt zwischen zwei Feldern entlang, er ist ruhig und gerade. Das Biotop „Seehof“, ein ehemaliger Braunkohleschacht, liegt ganz in der Nähe. Früher querte der Feldweg die Bahnstrecke Gnadau-Calbe (Ost). Den beschrankten Übergang gibt es aber schon lange nicht mehr.

Die beiden gigantischen Sperrmüllhaufen zeugen von Bau- und Aufräumaktivitäten des Abkippers. Vielleicht ist es jemand, der ein Grundstück erworben hat oder der einen alten Hof modernisiert. Denn analysiert man den Unrat, fällt auf, dass Holz, Dachpappe, Fragmente von Türen und Fenstern und Wellasbest darin stecken. Aber auch Metallrohre und eine hölzerne Stehleiter. Alles ist einige Jahrzehnte alt. Einen besonderen Hinweis könnte ein taubenblauer, wenig getragener Herrenhut geben, der auch im Schutt liegt.

Beide Abfallhaufen können nicht mit einem normalen Pkw hierher transportiert worden sein. Die illegalen Entsorger brauchten mindestens einen Kleintransporter mit Hänger.

Ein junges Paar, das wir im Zuge der Recherche auf diesem Weg trafen, ist entrüstet. Unrat in der Landschaft findet man öfter - aber das schlägt dem Fass den Boden aus. „Das Zeug liegt schon zwei, drei Wochen hier“, erzählt der Wespener.

Doch damit nicht genug. Der Fachdienst Natur und Umwelt  des Salzlandkreises erhielt noch einen Hinweis, dass  auch in der Nähe von Gnadau/Döben an einem Feldweg illegal Müll abgelagert worden ist.

Es handelt sich um Säcke (Big-Bags) mit Dämmwolle, Stroh und  Holz. Das Material stammt augenscheinlich von einem Dach, dessen Teile mit Teerpappe beklebt sind. Der Eigentümer hatte sich auf illegale Weise davon entledigt und die Reste des Daches am Wegrand hinterlassen.

Die Fundstelle befindet sich an einem Feldweg, der ausgehend von Gnadau vorbei an einem landwirtschaftlichen Silo in Richtung Wespen führt. Es ist quasi die andere Seite des Weges, der durch die Bahnlinie getrennt ist. Die nächsten Bahnübergänge gibt es in Grube Alfred und Gnadau. Daraus ließe sich die Herkunft der illegalen Verkipper schlussfolgern: die einen müssen aus dem Raum Wespen, die anderen aus Gnadau/Mühlingen/Schönebeck gekommen sein.

Der Kreiswirtschaftsbetrieb ist informiert und wird sich um die Mülltrennung, den Abtransport und die sachgerechte Entsorgung kümmern.

Rund 600 Tonnen illegalen Abfalls muss der Kreiswirtschaftsbetrieb jährlich in seinem Bereich beräumen. Die Menge entspricht Gesamtkosten von 100.000 Euro, die sich zu Lasten aller Gebührenzahler im Salzlandkreis auswirken.

Wilder Müll ist im Salzlandkreis nach wie vor ein großes Thema. Meistens wird er an befestigten Feldwegen abgekippt. Die Verursacher machen sich zuweilen kaum die Mühe, einige hundert Meter von der Hauptstraße abzubiegen, um nicht entdeckt zu werden.

Ralf Felgenträger, Leiter des Kreiswirtschaftsbetriebes, kennt die Statistik. Bei den illegal entsorgten Schrott-Fahrzeugen hat sich die Anzahl von 14 Stück im Jahr 2015 auf 24 in 2016 erhöht. Bei den Altreifen ist ein kleiner Rückgang von 52,18 Tonnen in 2015 auf 47,52 Tonnen in 2016 zu verzeichnen.

„Unter Berücksichtigung unseres Gebührenmodells, welches keine Anreize bietet, den Müll in die Gegend zu schmeißen, ist es unverständlich“, sagt Ralf Felgenträger, „dass sich manche der Gefahr aussetzen, erwischt und zur Verantwortung gezogen zu werden.“

Der Salzlandkreis bittet die Bürger um Mithilfe. Wer sachdienliche Hinweise zur Herkunft der Abfälle oder zum Verursacher der illegalen  Abfallablagerung geben kann, wird gebeten, Kontakt zur Umweltinspektion unter der Telefonnummer (0 34 71) 684 1935 oder -1920 aufzunehmen.