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Musikschule Wie ein Cello begeistern kann

Ihren Kindheitstraum hat sich Beate Dawils erfüllt. Seit sechs Jahren lernt sie das Cellospielen an der Musikschule in Schönebeck.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 22.03.2017, 06:04

Schönebeck l Als Kinder haben Tabea Schubert und Beate Dawils die selbe POS (Polytechnische Oberschule) in Schönebeck besucht. Gekannt haben sie sich nicht, da sie zwei verschiedene Klassenstufen besucht haben. Und trotzdem verbindet die beiden bis heute eine gemeinsame Leidenschaft. Dabei geht es um das Instrument, das schon Panik- rocker Udo Lindenberg vor mehr als 40 Jahren besungen hatte: das Cello.

Beate Dawils Augen strahlen, als sie von der besonderen Geschichte erzählt, die sie mit Tabea Schubert verbindet. „Ich habe damals immer mal dieses Mädchen gesehen, das mit einem Instrumentenkoffer die Straße entlang ging“, erzählt die heute 41-Jährige. Dieser Koffer hatte von Beginn an eine besondere Ausstrahlung auf die Schönebeckerin ausgeübt. „Ich wusste gar nicht, was da wirklich drin steckt“, gibt sie zu. „Aber ich habe trotzdem voller Bewunderung dem Mädchen nachgeschaut“, sagt sie weiter.

Für Tabea Schubert wiederum war es das Normalste der Welt, mit dem Instrumentenkoffer auf dem Rücken durch Schönebeck zu gehen. Schließlich besuchte sie schon als Kind die Musikschule in der Elbestadt. „An manchen heißen Tagen, wenn die anderen Kinder an den Strand konnten und ich zur Musikschule musste, da wollte ich auch lieber zum See“, blickt sie zurück auf jene Gedanken, die für ein Kind durchaus nachvollziehbar sind. Gleichzeitig sagt sie, dass sie schon immer sehr gern Cello gespielt habe. Nicht umsonst ist sie diesem musikalischem Hobby bis ins Erwachsenenalter treu geblieben. Nur dass sie auf ihrem Nachhauseweg als Kind mehr oder weniger beobachtet wurde, das wusste sie nicht. Genau genommen kennt sie die Leidenschaft von Beate Dawils erst seit drei Jahren.

Denn wie es der Zufall so will, sitzen Beate Dawils und Tabea Schubert seit 2014 nebeneinander im Musikschulensemble „Saitenspiel“. Dazu gekommen ist Beate Dawils über Umwege. „Als Kind habe ich mit der Zupfmusik angefangen und habe Gitarre gelernt“, sagt sie. Eine Freundin habe sie in der fünften Klasse zum Theorieunterricht „mitgeschleppt“. „Da wurde mir das Horn empfohlen“, sagt die 41-Jährige. „Doch das lag mir nicht.“ Beate Dawils wollte Gitarre lernen. „Unter der Prämisse, dass ich im Orchester Bassgitarre spiele, habe ich einen Platz für die Gitarre ergattert“, erzählt die Mutter von drei Kindern.

Gitarre ist aber nicht gleich Cello. Und so muss die Geschichte erst noch ein wenig weitererzählt werden, bevor - so viel vorab - das Happy End kommt. „Als mein Sohn in der dritten Klasse die Schule gewechselt hat, brauchte er für die neue Schule ein zweites Instrument“, berichtet die Schönebeckerin. Die Entscheidung sei auf das Cello gefallen. „Und ich dachte naiv, wenn er das in der Musikschule lernt, dann brauche ich nur bei ihm zusehen und von ihm lernen“, sagt sie. Schnell stellte sich das als Fehlannahme heraus. „Cello spielen und den Ton finden, ist schwer“, umschreibt die Schönebeckerin die Schwierigkeit. Da ihre drei Kinder inzwischen halbwegs groß waren, also aus dem Gröbsten heraus, entschied sich die Dreifach-Mutter, noch einmal die Schulbank, und zwar die Musikschulbank zu drücken. Und so lernt sie nun schon im sechsten Jahr an der Musikschule in Schönebeck. Mit ihrem Sohnemann, der dem Cello ebenfalls treu bleibt, probt sie ab und an zuhause zusammen.

Damit hat sich der Kreis jedoch noch nicht ganz geschlossen. Das kam vor drei Jahren. Denn Tabea Schubert, die heute in Gnadau lebt, hat zwischenzeitlich in Magdeburg musiziert. Vor drei Jahren wurde sie von der Leiterin des Musikchulorchesters „Saitenspiel“, Susanne Reichel-Visontay, gefragt, ob sie zu der Musikschule in Schönebeck zurückkehren würde. In dem Orchester herrschte sozusagen eine Cello-Armut. Tabea Schubert sagte zu. Seither sitzen sie und Beate Dawils an einem Pult. Und irgendwann erzählte die Cello-Verliebte ihrer „Banknachbarin“ von ihrer Verbindung, von der Tabea Schubert bis zu jenem Tag nichts geahnt hatte.

„Ich fühle mich sicher, wenn ich an deiner Seite sitze“, sagt Beate Dawils zu Tabea Schubert bewundernd. Beide, so sind sie sich einig, ergänzen sich gut. Wie das klingt, können Gäste des Festkonzertes anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Musikschule in Schönebeck hören. Dann wird das Orchester „Saitenspiel“ genauso zum Programm gehören wie Solisten und ehemalige Musikschüler. Das Festkonzert wird am Sonntag, 26. März, im Dr.-Tolberg-Saal gespielt. Organisiert wird diese Veranstaltung von den Mitgliedern des Fördervereins der Musikschule, der im Übrigen seit 25 Jahren besteht und damit auch ein kleines Jubiläum begeht.

Für Beate Dawils und Tabea Schubert ist das wieder einmal eine Gelegenheit, ihre gemeinsame Liebe zur Musik und zum Cello unter Beweis zu stellen. Dann wird Beate Dawils mit ihrem eigenen Instrumentenkoffer auf dem Rücken mit stolzer Brust zum Konzert kommen.